Narrenmesse und Rathaussturm
Winnenden. Die Querköpf’ haben wenige Tage vor ihrem großen Tag einen der Ihren verloren. Narrenmesse und Rathaussturm wurden nicht gänzlich abgesagt, aber eine Nummer kleiner gefahren. Das war gut so – ein würdiges Gedenken, ohne das Hobby, das man mit dem Verstorbenen teilte, zu verleugnen.
Die Narrenmesse in der katholischen Kirche St. Karl Borromäus ist immer der Auftakt für den Schmotzigen Donnerstag oder die Weiberfasnacht, als den Tag, an dem die Hochphase der Karnevalszeit beginnt. Dieses Mal konnten die Querköpf’ nicht nur die Bereitschaft der Kirchenleute zu Witz, Gaudi und Selbstironie gut gebrauchen, sondern auch den professionellen, seelsorgerlichen Beistand. Hier die Gaudi: Pastoralreferentin Maria Lerke begrüßte mit heiligenscheinumrahmtem Kopf und in liturgischem Singsang die einzelnen Narrenzünfte, Kindergärten und „Leute, die sich die Zähne geputzt haben“. Die Betroffenen standen auf und antworteten singend mit „Hallihallo“. Da der Trost: Pfarrer Gerald Warmuth, verkleidet mit weißer Perücke und weißem Rauschebart als Gottvater, zitierte die bekannte Bibelstelle aus dem Prediger Salomo, Kapitel 3, Vers 14. „Alles hat seine Zeit, geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.“ Auch Feiern und Fasten liege eng beieinander. „Wir wollen heute nicht feiern, ohne an Klaus zu denken“, sagte Warmuth.
Die Stimmung der Querköpf’ war merklich gedämpft, viele hatten immer wieder Tränen in den Augen. Doch in ihrer Musik schwang sehr viel Wärme mit. Die Winnender Guggen spielten „Wunder geschehn“ von Nena oder „Über sieben Brücken musst du gehn“ von Peter Maffay in klaren, reinen Tönen, also eher Balladen als die wild betrommelten Tanzstücke.
Guggenmusik als Parodie auf Militärmusik
Sauber zu spielen war eigentlich nie die Absicht der Guggenkapellen, wie Querköpf’-Vorstand Werner Rennings in seiner bewegenden Ansprache auch erwähnte. „Wisst ihr, dass es eine Parodie auf schweizer Militärmusik sein sollte? Die Leute zogen in Lumpen, nicht im Gleichschritt und mit nicht ganz richtiger Musik durch die Gassen. Ich bin stolz, dass wir das machen.“
Werner Rennings schilderte seine Probleme, über das Thema „Nicht perfekt“ zu schreiben. Er redete sich erst mit „Schreibblockade raus.“ Durch den plötzlichen Tod des Freundes „relativierte sich alles“ – und auf einmal konnte er auch die zuvor als nicht gut befundenen Versuche akzeptieren. „Wir haben keinen Anspruch darauf, alles richtig zu machen. Lasst uns Fehler machen und Spaß haben. Der Sinn des Lebens ist Leben.“
Einer hat sich mal wieder abgeseilt
Die Spiele mit Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth beim Rathaussturm haben die Querköpf’ auf nächstes Jahr verschoben, aus Respekt vor dem Tod einer ihrer Trompeter.
Nur mit der Übergabe des Schlüssels, einem Gläschen Sekt, Küsschen und später auch einigen Tänzchen zur Musik der inklusiven Winnender Guggenkapelle Elefantis wurde die Spaß-Entmachtung begangen.
Weil sich Bürgermeister Norbert Sailer „mal wieder abgeseilt“ hat (Querköpf-Vorstand Rennings), war Stadtrat Hans Ilg an der Seite des OBs. Er kam nun glimpflich davon, versprach aber, sich fürs nächste Jahr bereitzuhalten.