Winnenden

Neuer Imbiss versucht in Winnenden am Rotweg sein Glück: Pizza und Afghanisch

Rotti-Nachfolger
Zubeir Hamdard ist 2011 aus Afghanistan geflüchtet - jetzt betreibt er im Rotweg gemeinsam mit seinem Bruder einen eigenen Imbiss. © Alexandra Palmizi

Nur wenige Wochen hatten Stammkunden nach dem Aus von „Rottis Pizza“ im Rotweg zu überbrücken. Schon ist im Imbiss wieder Leben eingekehrt. Unter neuer Flagge („King Pizza-Service“) versucht sich ein Afghane mit bewegter Vita als selbstständiger Fastfood-Gastronom: Quereinsteiger Zubeir Hamdard (37) – Familienvater, gelernter Schlosser und studierter Biologe, der 2011 als Asylbewerber nach Deutschland gekommen ist. Wie bei vielen Lieferservices bietet seine Speisekarte einen Rundumschlag von Pizza über Pasta bis hin zu Döner und indischen Speisen. Was jedoch heraussticht: eine Handvoll afghanischer Gerichte.

„Wie Maultaschen“, die „afghanischen Mantu“

„Afghanische Mantu“ zum Beispiel. Das sind Teigtaschen, gefüllt mit Hackfleisch und Zwiebeln. „Wie Maultaschen“, sagt Zubeir Hamdard, der mittlerweile viele Jahre im Schwabenland verbracht hat. Die schwäbische Variante dürfte aber im Gegensatz zur afghanischen selten mit Linsen, Quark und Koriander serviert werden. Oder „Kofta Challau“, Hackfleischbällchen mit gedämpftem Reis an einer Tomaten-Zwiebelsoße. Gerichte, wie sie der 37-Jährige aus seiner Heimat Kabul kennt.

Die hat Zubeir Hamdard vor zwölf Jahren verlassen, im Jahr 2011, gemeinsam mit seiner Frau und einem Kind. „Aus Sicherheitsgründen“, wie er heute sagt. Allein in den Jahren 2010 und 2011 sind in Kabul mehr als 100 Menschen bei Terroranschlägen der Taliban und ihrer Verbündeten ums Leben gekommen. Sechs Monate habe die Flucht nach Deutschland gedauert. Weil die Schwester (die heute in Frankfurt Gastronomin ist) schon hier war, durften auch Zubeir Hamdard und seine Familie erneut einreisen, nachdem sie zunächst nach Österreich abgeschoben worden waren.

In Kabul, berichtet Zubeir Hamdard, sei er als Schlosser selbstständig gewesen, habe eine Firma mit 25 Männern gehabt, genug Geld verdient, um sich die Flucht leisten zu können. Nebenher habe er studiert, einen Abschluss in Biologie erreicht. In Schorndorf, wo seine Familie schließlich landete, lernte der Afghane Deutsch, sein Asylantrag wurde bewilligt. Hamdard begann zu arbeiten. Teilweise habe er in mehreren Jobs gleichzeitig geackert: bei Zeitarbeitsfirmen als Handwerker, nachts dann als Gehilfe und Fahrer in der Waiblinger Bäckerei Schöllkopf, später in Imbissbuden – und Pizzaservices.

Ein erster Versuch, sich mit Gastronomie selbstständig zu machen, mit einem Café am Maubacher Bahnhof, scheiterte Anfang 2020 an der Corona-Krise.

Das erste Ziel: Die Kunden überzeugen mit „frischem und gutem Essen“

Jetzt also Winnenden. Das Angebot, den Laden zu übernehmen, hat der 37-Jährige im Internet entdeckt. In nächster Nähe zu Kärcher liege der Imbiss, hieß es da, das klingt gut. Gemeinsam mit seinem Bruder Hasibla Azizi (28) wagte er den Schritt, übernahm das Inventar der Familie Rajaburai und unterschrieb den Pachtvertrag. Die erste Großbestellung afghanische Mantu für eine Gruppe Kärcher-Mitarbeiter sei schon eingegangen, sagt Zubeir Hamdard – ein Anfang. Sein erstes Ziel sei es, die Kundschaft von sich zu überzeugen. Mit „frischem und gutem Essen“.

Noch ist im Rotweg nicht alles fertig. Das neue Schild über dem Eingang fehlt, manche Regale müssen noch mit Süßigkeiten und Co. bestückt werden. Im Geschäft helfen neben Zubeir Hamdards Bruder auch seine Frau und voraussichtlich ein, zwei weitere Mitarbeiter mit. Fahrer habe er auch an der Hand. Das Liefergebiet: Winnenden, Leutenbach, Schwaikheim, Berglen, zehn, 15 Kilometer Fahrt seien okay. Die Telefonleitung steht (0 71 95/2 09 81 09), bald auch die neue Internetpräsenz.

Zubeir Hamdard und seine Familie leben mittlerweile in Waiblingen. Zwei weitere Kinder sind in Schorndorf zur Welt gekommen. Das Mädchen und die Jungs gehen zur Schule, sie wachsen hier auf, sprechen schon besser Deutsch als ihr Vater. Die Söhne spielen Fußball beim SC Korb. „Richtig gut“ seien sie, aber leider habe er so wenig Zeit, zuzuschauen.

Ob er zufrieden sei mit seinem neuen Leben in Deutschland, das vor elf Jahren begonnen hat? „Zu 80 Prozent“, sagt Zubeir Hamdard. Um die restlichen 20 Prozent kämpfe er jetzt.

Er hat sich dafür in diesem Gewerbe keine einfache Zeit herausgesucht, das zeigen Gespräche mit anderen Imbiss-Betreibern in der Stadt. Doch wer weiß, vielleicht kommen die Winnender ja auf den Geschmack – und essen in Zukunft öfter mal Mantu statt Maultaschen.

Nur wenige Wochen hatten Stammkunden nach dem Aus von „Rottis Pizza“ im Rotweg zu überbrücken. Schon ist im Imbiss wieder Leben eingekehrt. Unter neuer Flagge („King Pizza-Service“) versucht sich ein Afghane mit bewegter Vita als selbstständiger Fastfood-Gastronom: Quereinsteiger Zubeir Hamdard (37) – Familienvater, gelernter Schlosser und studierter Biologe, der 2011 als Asylbewerber nach Deutschland gekommen ist. Wie bei vielen Lieferservices bietet seine Speisekarte einen Rundumschlag von

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