Neujahrsempfang
Winnenden. „Ich habe einen Wunsch für 2017“, sagte Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth in seiner sanft und doch eindringlich gesprochenen Rede beim Neujahrsempfang. „Ich wünsche mir, dass wir unsere Gesprächspartner und ihre Meinung hören. Und uns trauen, mit Respekt das zu sagen, was wir denken. Und dann wieder mit Respekt hören, was die anderen uns sagen.“
Allzu oft hat der Oberbürgermeister in den vergangenen Jahren erlebt, dass gerade das nicht mehr für jeden Bürger selbstverständlich ist, aus welchem persönlichen Grund auch immer. Der Verlust einer Debattenkultur, das Vernachlässigen konstruktiver Kritik und differenzierten Argumente-Abwägens zugunsten von Vereinfachungen führten zu Spaltung und Hass. Holzwarth holte zunächst weit aus und brachte die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und und den Krieg in Syrien als Beispiele.
So schlimm ist es in Winnenden nicht, praktizierten die eingangs beschriebene goldene Regel doch der Gemeinderat und die Verwaltung intern und im Dialog mit der Bürgerschaft, den Nachbargemeinden, dem Landkreis, den Firmen, den Vereinen und den Kirchengemeinden. „Das machen wir alle mit einem einzigen Ziel: am Ende das Beste für die Stadt zu erreichen. Und das, was das Beste ist, kann sehr unterschiedlich gesehen werden. Wir können und müssen das dann einfach akzeptieren, diskutieren und am Ende darüber entscheiden lassen, wie die Mehrheit denkt, ohne der Minderheit das Recht auf ihre Meinung abzusprechen.“
Erst nach einem kleinen Jahresrück- und Ausblick kam Holzwarth auf den Bürgerentscheid zum Bau der neuen Gemeinschaftsschule zu sprechen, der durchaus das Zeug zur Spaltung der Stadtgesellschaft hat. Ob der Vorschlag der Unterschriftensammler, die Schule und Mensa für 14 Millionen Euro zu bauen, „durchführbar und finanzierbar“ ist, müsse in den nächsten 14 Tagen beantwortet werden. Am 31. Januar entscheidet der Gemeinderat hierüber. „Dabei ist er nicht frei, er muss sich an die Frage der Zulässigkeit und ihre Beurteilung am Ende aus rechtlichen Gründen halten“, sagte Holzwarth.
Musikprogramm bietet gute Unterhaltung
Die gut 15-minütige Rede war eingebettet in ein abwechslungsreiches Musikprogramm – dank der bevorstehenden Konzerttage, für die Prof. Claudio Bohórquez mit einem Solo-Auftritt warb. Dank Silas Friedrich, erstem Preisträger beim Musikwettbewerb Winnenden, der Béla Bartóks moderne Töne auf dem Flügel anschlug. Aber auch dank des erfrischend lockeren Auftritts der Musikschul-Big-Band Fireball und ihrer 19-jährigen Sängerin Sonja Eisenreich. „Ein bisschen Nervosität ist ja immer da, aber heute hat es mir richtig Spaß gemacht, für die Leute zu singen“, sagte die Mathematikstudentin beim anschließenden Stehempfang, freudestrahlend Komplimente einheimsend. Ob Jazzklassiker von Duke Ellington oder Adeles Bond-Titelmelodie „Skyfall“ - Sonja Eisenreich sang federleicht und treffsicher, swingend und charmant. Unter Leitung von Thomas Kratzer erklangen auch wunderbar groovende Stücke ohne Gesang. Er spielte im Studium in einer Dixiband von Erwin Lehn und gründete die erste Big Band an der Stadtjugendmusik- und Kunstschule. „Fireball ist inzwischen unser ,Auffangbecken’ für die Schüler, wenn sie in der Nähe studieren“, sagt er. Der Schlagzeuger hat das nicht hingekriegt und zog nach Leipzig. Deshalb musste er kurzfristig vom Musikschulchef Mathias Mundl ersetzt werden.