Rettichkreuzung: Unfallstraße muss breiter werden
Berglen. Der Verkehr wird immer schlimmer. Und dann wird es so schlimm, dass es auch einen Toten gibt. Der Verkehrsunfall letzten Donnerstag vor der Rettichkreuzung muss Konsequenzen haben, sonst würden alle für die Sicherheit Verantwortlichen fehl handeln. Maximilian Friedrich, der Bürgermeister der Berglen, hat klare Forderungen.
Er kennt die Strecke nur zu gut. Vor der Sesshaftmachung der Familie Friedrich in den Berglen hat der junge Bürgermeister zwei Jahre lang diese marode Straße vom Wohnort Auenwald kommend unter die Räder genommen. Er kann im Schlaf runterbeten, was mit dieser Fahrbahn, die den Namen nicht verdient, alles nicht stimmt. Straßen werden heute nach bestimmten Richtlinien gebaut. Es darf sich nicht einfach die Breite unmotiviert verändern. Die Kurvenradien sollten berechenbar für die Autofahrer sein. Die Straßenräder dürfen nicht abkippen Richtung Graben. All dies war und ist bei dieser Strecke, Stöckenhof bis Rettichkreuzung, nicht gewährleistet. Beziehungsweise auf fahrlässige Weise unberücksichtigt.
Friedrich macht jetzt einerseits auf Fatalismus. Es sei Aufgabe des Straßenträgers, damit des Landes, zu handeln. Gleichzeitig weiß er, dass ohne sein Zutun und das der anderen Bürgermeister sich weiter nichts rührt. Er ist auch über jeden Zeitungsartikel froh, der zu dieser gefährlichen Strecke geschrieben wird.
Für Friedrich gehen alle Aussagen, die die Polizei und das Verkehrsministerium machen, fehl. Sie beachteten nicht die Dynamik. In den letzten beiden Jahren gab es nochmals deutlich mehr Unfälle als in den Jahren zuvor. Das Verkehrsaufkommen muss sich also gesteigert haben. Und dies beobachtet nicht nur der Bürgermeister, sondern auch Leser, die uns angerufen haben. Es hängt ganz sicher damit zusammen, dass für ganz Schlaue es sich lohnen mag, diese Abkürzung zu nehmen. Und zwar, weil der Weiterbau der B 14 stockt, es für Leute, die Richtung Murrhardt wohnen, zehn Minuten bringen kann, wenn sie hierher ausweichen. Und entsprechend Stoff geben.
Mal zu langsam, mal viel zu schnell
Dass zunehmend Stoff gegeben wird, weiß Friedrich wiederum aus eigener Anschauung. Es gebe Fahrer, die teils übertrieben langsam fahren. Und dann womöglich zum Überholtwerden reizen. Aber viele seien doch deutlich zu schnell unterwegs auf dieser schlechten Grundlage.
Friedrich mag nicht recht auf die Forderung aufspringen, jetzt auch hier Tempo-70-Schilder aufzupflanzen. So wie in einem Abschnitt Richtung Kallenberg, wo die Straßenverkehrsbehörde immerhin von selbst festgestellt hat, dass hier der Zustand zum Himmel schreit. Wenn Tempo-Begrenzung, dann müsse auch kontrolliert werden. Aber das ist für ihn „nur eine Notlösung“. Viel lieber wäre ihm, und so lautet auch seine Forderung, die Strecke zu sanieren und in Abschnitten auch zu verbreitern. Möglichst zudem die Kurvenradien zu harmonisieren.
Friedrich verweist auf das Schicksal des jungen Mannes, der da jetzt zu Tode kam. „Der hatte sein Leben noch vor sich.“
Es gilt: Ein Bürgermeister der Berglen will nicht wie ein Geier am Rand eines Weges sitzen und immer wieder Unfallopfer aufpicken. Alle sollen helfen, diese Straße zum Thema zu machen.
Leser fordern: Vom Gas runter!
Leser Albrecht Ebinger aus Rudersberg fährt die Strecke öfters zur Feierabendzeit. Er schreibt: „Jeder Mensch, der auf der Straße ums Leben kommt, ist einer zuviel! Egal ob durch eigene oder die Schuld anderer. Den Unfall auf die „marode“ Straße zu schieben, finde ich aber nicht objektiv. Wir haben nicht nur im RM-Kreis, sondern im ganzen Ländle nun mal Berge, Täler und daher kurvenreiche Straßen. Die Straße vom Stöckenhof bis zur Rettichkreuzung hat bis zum Wald zwei lange Geraden, welche ohne Problem mit 100 km/h gefahren werden können; unterbrochen durch eine Kurve, welche auch schon Verkehrsteilnehmer in den Acker katapultiert hat. Danach kommt die leichte Steigung und der kurvenreiche Abschnitt, welcher „angepasste“ Geschwindigkeit erfordert. Der junge Mann hat leider dies nicht beachtet und mit dem Leben bezahlt.“
Albrecht Ebinger hat jedenfalls fast immer ein mulmiges Gefühl, weil die entgegenkommenden Fahrzeuge in dem fraglichen Abschnitt zu schnell an ihm vorbeirasen und oft auch nicht rechts fahren.
Kristin Landwehr aus den Berglen sieht es so: Nach der Lektüre dieses Berichtes drängen sich zwei absurde Fragen auf: Wird der tragische Tod des jungen Mannes instrumentalisiert in der Fehde zwischen Pro und Contra Straßenausbau? Und noch absurder: Dem Unfall lag doch wohl ein Fahrfehler zugrunde, und wer saß da am Steuer? Die Straße etwa oder nicht doch der Mensch?
Eine breitere Straße würde das Tempobolzen fördern: Man könnte ja angepasst fahren, so wie es auch sonst immer und überall erforderlich ist. Hunderte von Fahrern tun dies zwischen Stöckenhof und Rettichkreuzung tagtäglich.