Rolf Hammer über seine 50 Jahre bei Kärcher - "Der kurze Dienstweg war früher einfacher"

Wortspielereien mit Namen sollten Redakteure eigentlich sein lassen. „No jokes with names“, eine eiserne Regel. In diesem Fall jedoch ist es angebracht. 50 Jahre im selben Unternehmen, das ist wahrlich ein Hammer. Was für ein Zufall, dass derjenige, der es geschafft hat, dann auch noch Rolf Hammer heißt. „Als ich am ersten September 1971 bei Kärcher angefangen habe, war es für mich noch nicht vorstellbar, so lange zu bleiben“, blickt der Jubilar lachend auf das halbe Jahrhundert beim Winnender Reinigungsspezialisten zurück.
Der Lebenslauf handgeschrieben auf einem Blatt Papier
Aufgewachsen ist der heute 65-Jährige in Berglen-Öschelbronn, wo er auch heute noch lebt. Dort besuchte er die Grundschule, anschließend die weiterführende Schule in Winnenden. „Es war sehr schnell klar, dass ich mich bei Kärcher bewerbe. Durch Mundpropaganda hat es geheißen, dass dort Azubis gesucht werden“, erinnert sich Hammer. Das sei jedoch nicht wirklich kompliziert gewesen. Einen handschriftlichen Lebenslauf auf einer DIN-A4-Seite hat er dort abgegeben, wie er inzwischen wieder weiß. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Bei meiner Jubilarfeier haben sie die Bewerbung tatsächlich gezeigt, die muss wohl noch in meiner Personalakte gewesen sein. Ich war völlig perplex“, freut sich Hammer.
Als die Azubis die Fensterscheibe des Lehrmeisters rausgeschossen haben
Die Lehre zum Mechaniker dauert dreieinhalb Jahre, "unser Meister war sehr streng. Trotzdem haben wir natürlich unsere Streiche ausgelebt“, beginnt Rolf Hammer eine Azubi-Anekdote mit breitem Grinsen. „Der Lehrmeister war weg, also haben wir in der Werkstatt rumgebubelt. Wir haben Schmierseifenpinsel in ein Rohr gesteckt und mit Pressluft damit geschossen“, erinnert sich Rolf Hammer. Plötzlich tut es einen Schlag, eine Scheibe geht zu Bruch. „Es war die große Glasfront des Raumes, von dem der Lehrmeister uns immer beobachtet hat“, berichtet Rolf Hammer von dem Schreck. Die Azubis haben schnell gehandelt, kurzerhand die ganze Scheibe ausgebaut. Als der Lehrmeister zurück in seinem Raum ist, fasst er ungläubig dorthin, wo zuvor die Scheibe eingebaut war. „Dann war er richtig sauer, wir mussten alle strammstehen, und er wollte wissen, wer das war“, erzählt der Jubilar. War es Rolf Hammer selbst? Er lacht. „Wir waren das alle gemeinsam“, antwortet er.
Teile kontrolliert und Garantieanspruch geprüft
1975 ist Hammer fertig mit seiner Ausbildung, wird übernommen und kommt in die Wareneingangskontrolle. Anhand von Normblättern hat er Teile ausgemessen, geprüft, ob sie so sind, wie sie sein sollen. Nach fünf Jahren entscheidet sich Hammer, in den Kundendienst zu wechseln, ist für den Bereich Garantie und Kulanz zuständig. „Wir haben sozusagen alles in die Hand genommen, sauber kontrolliert, ob es einen Garantieanspruch gibt. Da war viel Hand- und Armarbeit gefragt“, weiß Hammer noch immer.
Rolf Hammer steigt auf der Karriereleiter Stück für Stück auf
Mitte der 90er Jahre gliedert Kärcher den Vertrieb aus, der seitdem eine eigenständige Tochtergesellschaft ist. Rolf Hammer wechselt ins Büro, schickt Monteure zu Kunden auf die Reise, telefoniert viel, bestellt Teile. 2001 folgt der nächste Schritt: Hammer wird regionaler Kundendienstleiter, hat Personalverantwortung. Im süddeutschen Raum ist er für Händler verantwortlich, besucht und betreut diese. „Da war man manchmal schon einige Tage am Stück weg“, erzählt Hammer von der Stelle, die einiges an Stress bedeutet hat. 2018 hört er auf. „Der Job war schon sehr aufwendig, hat mir aber auch viel Spaß gemacht“, blickt Hammer zurück. Der 65-Jährige hat gerne mit Menschen zu tun. „Der direkte Kontakt, den Leuten in die Augen zu schauen, das hat mir schon immer Spaß gemacht“, erzählt Hammer.
Seit Mai 1987 ist er im Betriebsrat
Möglicherweise hat man ihn auch deshalb im Mai 1987 in den Betriebsrat gewählt. „‘Trag dich als Kandidat ein, du wirst eh nicht gewählt‘, hat der damalige Betriebsratschef zu mir gesagt“, erinnert sich Hammer. Prompt kam es anders.
1996 wird er Betriebsratsvorsitzender des Vertriebs, ist das bis heute geblieben. „Ich habe viel zu tun. Es geht um Betriebsvereinbarungen, Gehaltsverhandlungen und einige andere Projekte und Umstrukturierungen“, berichtet der Jubilar von seinen Aufgaben.
In knapp zwei Monaten endet Hammers Zeit bei Kärcher
Der 29. Oktober ist Rolf Hammers letzter Arbeitstag. „Das wird schwer für mich, weil ich noch in viele Projekte involviert bin“, weiß Hammer schon jetzt. Er habe den Verantwortlichen angeboten, dass er auch im Ruhestand zur Verfügung steht. Zunächst sollen aber andere Dinge im Vordergrund stehen. Beispielsweise der heimische Garten und die Fasssauna, die er sich zugelegt hat. Auch die Enkel werden ihren Opa wieder öfter zu Gesicht bekommen, und dann steht noch das Reisen an: Zunächst geht es einige Tage nach Potsdam, dort will Hammer viel mit dem Fahrrad erkunden.
Und auch die Gremienarbeit wird Rolf Hammer nicht komplett an den Nagel hängen. In Berglen ist er schließlich noch im Gemeinderat.