Weihnachten in Winnenden: Warum macht am Sonntag (25.12.) kein Bäcker auf?

Ein russisches Sprichwort sagt: „Ohne Brot ist ein Tisch nur ein Brett.“ Und was ist ein Sonntag ohne frische Brötchen? Für manche undenkbar. Das weiß auch der Winnender Bäckermeister und Brotsommelier Tobias Maurer. „Die Sonntage sind starke Tage in den Filialen, und sie wurden über die letzten Jahre immer stärker.“ Trotzdem hängen an den Türen, die sich normalerweise auch am siebten Tag der Woche öffnen, große Plakate, auf denen Maurer ankündigt: „Alle unsere Filialen sind am 25. und 26. Dezember sowie am 1. Januar geschlossen.“
Mehrere Bäcker schließen über die Feiertage
Ein kleiner Streifzug durch die Stadt belegt, dass Tobias Maurer mit der Entscheidung nicht allein ist: Schöllkopf (mit Sitz in Waiblingen) bleibt an den genannten Tagen ebenfalls zu, obwohl er an normalen Sonntagen offen hat (die Filiale befindet sich oben an der Marktstraße). Auch alle anderen, die sonntags sowieso geschlossen haben, lassen den Ofen kalt und die Schotten dicht: Emil Reimann (Kernen) hat ein Plakat in der Filiale am Torturm hängen, Mildenberger (Backnang) in der am Marktplatz, Schulze (Urbach) legt in der Markthalle die Weihnachtspause ein und auch die Bio-Bäckerei Weber ruht sich zwei Tage lang aus.
Tobias Maurer erläutert auf Nachfrage unserer Redaktion seine Beweggründe. „Dem Gesetz nach dürften wir zum Teil aufmachen. Trotzdem lassen wir die Filialen geschlossen. Denn es ist ja kein gewöhnlicher Sonntag, sondern der erste Weihnachtsfeiertag. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Weihnachtstage den Mitarbeitern und deren Familien gehören sollen.“
Wenn er sich so umschaut, dann machen die meisten Betriebe schon vor Heiligabend zu und bleiben es auch bis zum 6. Januar beziehungsweise dem Wochenende danach, analog zu den Schul-Weihnachtsferien. Nicht so die Lebensmittler, speziell nicht die Bäckereien. Sie sind ab Dienstag, 27. Dezember, bis Samstag, 31. Dezember, wieder für Brot- und Brötchenfans da, und dann wieder vom 2. Januar bis 8. Januar (Sonntag). Maurer und Schöllkopf öffnen sogar am Feiertag, 6. Januar.
Aufbacken schmeckt fast so gut
„Da dürfen unsere Mitarbeiter doch ruhig mal zwei Tage an Weihnachten daheimbleiben“, sagt Maurer mit Blick auf die abzudeckenden Schichten, zumal die Feiertage dieses Jahr äußerst arbeitnehmerunfreundlich aufs Wochenende fallen. Und, auch diesen Aspekt erwähnt Tobias Maurer, sein Unternehmen kann es sich wirtschaftlich leisten, nicht aufzumachen: „Darüber bin ich sehr froh, nach diesem wilden Jahr mit unzähligen Kostenexplosionen in allen Bereichen.“
Ein Sonntag ohne frische Brötchen? Also doch denkbar. Zumal hierzulande niemand aufs Grundnahrungsmittel Brot verzichten muss. Wer sich an Heiligabend noch eindeckt, ist versorgt mit der Luxusvariante Brötchen. Und wer trotzdem das „Frische-Brötchen-Feeling“ haben will, dem empfiehlt Tobias Maurer, die Brötchen vom Vortag ein bisschen feucht zu machen und kurz in den Ofen zu stecken. Oder ein halbgebackenes Bauernbaguette zu kaufen, das man selbst fertig backt. Im Handumdrehen wird so aus dem Brett wieder ein Tisch ...