Bauarbeiten verschieben! Bahn-Chaos im Rems-Murr-Kreis: Druck auf die DB steigt

Bahn-Chaos im Rems-Murr-Kreis ab 21. April? Der Druck auf die DB steigt, die Stimmen, die eine Verlegung der Bauarbeiten fordern, werden immer lauter. Nach der grünen Landtagsabgeordneten Swantje Sperling und Guido Klamt, ÖDP, fordern das nun auch CDU-Parlamentarier – ihr Vorschlag hat einen kühnen Dreh ...
Lieber Sommerferien-Chaos als Abiturzeit-Chaos
„Besser größere Sperrungen in kürzerem Zeitraum in den Sommerferien statt gestaffeltem Vorgehen“ – so ist die Pressemitteilung der Landtagsabgeordneten Christian Gehring und Siegfried Lorek, CDU, überschrieben. Die beiden haben sich „mit einem Vorschlag an den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG für Baden-Württemberg Thorsten Krenz gewandt, mit dem die angekündigten Streckensperrungen für die Kabelbauarbeiten für den digitalen Bahnknoten Stuttgart erträglicher für die Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer gestaltet werden könnten.“
Gehring und Lorek „schlagen vor, die Streckensperrungen in die Sommerferien zu verlegen – und zwar in den Zeitraum, in dem die S-Bahn-Stammstrecke“, also die Nadelöhr-Passage zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße, „ebenfalls gesperrt wird. Ein kürzerer Zeitraum mit größeren Sperrungen und einem Ersatzverkehr in den Ferien erscheint uns sinnvoller als das gestaffelte Vorgehen, das die Deutsche Bahn letzte Woche vorgeschlagen hatte.“
Die CDU-Leute argumentieren: „Die Streckensperrung würde damit um nur wenige Wochen verschoben. Damit würde aber ausreichend Zeit gewonnen, um den Ersatzverkehr und Entschädigungen gründlich zu planen. Außerdem hätten alle, die auf die Bahn angewiesen sind, mehr Zeit, um sich auf die Situation vorzubereiten. Sperrungen in den Sommerferien würden zudem die Situation insgesamt entschärfen, da keine Schülerinnen und Schüler unterwegs sind und auch die Zahl der Berufspendlerinnen und -pendler etwas niedriger sein dürfte.“
Swantje Sperling, Grüne, findet: So, wie die DB will, geht es nicht
Eine Verschiebung der Bauarbeiten hatte auch bereits die grüne Landtagsabgeordnete Swantje Sperling angeregt. Sie hatte zwei Optionen ins Spiel gebracht:
Option eins: Die DB solle noch einmal in sich gehen und prüfen, ob die Bauarbeiten ab dem 21. April nicht doch auch ohne eine Vollsperrung des Streckenabschnitts Cannstatt-Waiblingen machbar wären. „Zeigt sich die Bahn uneinsichtig, muss das Bundesverkehrsministerium einschreiten.“
Tücke der Vollsperrung ab dem 21. April
Option zwei: Falls es partout nicht ohne Vollsperrung gehen sollte, „so ist zumindest eine Verlegung“ der Bauarbeiten „in die verkehrsarme Sommerferienzeit angebracht.“
Die besondere Tücke einer Vollsperrung ab dem 21. April – die absehbar auch zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und Staus auf der Straße führen würde – liegt darin, dass am 19. April die schriftlichen Abiturprüfungen beginnen. Und da stellt sich die Frage, wie die Schülerinnen und Schüler eigentlich noch pünktlich ankommen sollen, wenn das ganze Verkehrssystem komplett unberechenbar wird.
Guido Klamt, ÖDP, hält nichts von Ersatzbussen
Der ÖDP-Regionalrat Guido Klamt hat ebenfalls für eine Verschiebung der Bauarbeiten plädiert: „Gerade in den Wochen des Sperrzeitraums finden an den weiterführenden Schulen die Abiprüfungen und an den Realschulen die Abschlussprüfungen statt. Wenn Schüler aus den Räumen Waiblingen, Fellbach oder Sommerrain Schulen in Stuttgart besuchen, wird die Teilnahme an den Prüfungen für diese Schüler zu einem Roulettespiel, sprich ob sie rechtzeitig in den Schulen sein können.“
Einen Schienenersatzverkehr mit Bussen von Waiblingen bis Cannstatt bezeichnete der ÖDP-Politiker als praktisch nicht vernünftig durchführbar: Die Busse stünden schließlich genauso im Stau wie alle Autos und Busse; und Fahrer seien bereits jetzt außerhalb der Schulferien Mangelware.
„Die einzige Möglichkeit wäre die Verschiebung der Sperrung auf die Schulferien und die Offenhaltung von mindestens zwei der vier Gleise außerhalb der Schulferien“, so Klamt.
Stuttgart 21 sorgt für Hektik und Eile
Die DB steht bei den Bauarbeiten zur Digitalisierung der Strecke und zur Implantierung des digitalen Zugleitsystems ETCS (European Train Control System) unter wahnwitzigem Zeitdruck: Denn Ende 2025 soll Stuttgart 21 eröffnet werden – und wenn es nicht gelingt, bis dahin die Digitalisierungsarbeiten durchzupeitschen, würde sich die Umrüstung voll in die Startphase von S21 hineinschieben. Das Tiefbahnhof- und Tunnelprojekt, das angeblich alles besser machen soll, wäre dann von Anfang an schwer belastet. Mehr zur Rolle von Stuttgart 21 und ETCS finden Sie hier.