Rems-Murr-Kreis

Corona, 29.11.: Landesweit 622 Intensivpatienten - Rems-Murr-Kliniken stehen noch eher gut da

Mutmacher Kittel
Klinik Winnenden, der Eingang zur Intensivstation. © Benjamin Büttner

Die Corona-Lage in den Rems-Murr-Kliniken spitzt sich zu – aber wie ist dort momentan die Belastung im Vergleich zu den drei vorangegangenen Wellen? Ein Datenvergleich offenbart Besorgniserregendes, lässt aber auch Raum für leise Zuversicht. Die Intensivbettenbelegung in Baden-Württemberg steigt derweil weiter.

Die Lage in den Rems-Murr-Kliniken

Stand 29. November sind in Baden-Württemberg 622 Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt – wir nähern uns damit dem bisherigen Höchststand von 642, der am 29. Dezember 2020 verbucht wurde.

Die Rems-Murr-Kliniken versorgen aktuell 70 Covid-Patienten, davon 15 auf der Intensivstation (alle 15 müssen beatmet werden) – das ist viel. Aber wie sah es in früheren Wellen aus?

Die Lage in unseren Kliniken – Rückblick

Während der ersten Welle im Frühjahr 2020 lagen bis zu etwa 40 Patienten gleichzeitig mit Covid-Beschwerden in den Kliniken Winnenden und Schorndorf, bis zu 20 von ihnen auf Intensiv.

An den schwersten Tagen der zweiten Welle im Dezember 2020 waren bis zu 90 Patienten gleichzeitig stationär zu versorgen, etwa 20 von ihnen auf Intensiv.

In der dritten Welle ergab sich dann ein überraschendes Bild: Obwohl weniger Todesfälle zu beklagen waren als in den ersten beiden Wellen, erreichte die Belastung der Intensivstationen im Rems-Murr-Kreis einen neuen Höchststand – am 26. April 2021 waren 73 hospitalisierte Covid-Patienten zu behandeln; 28 von ihnen intensivmedizinisch. Warum so viele?

Während der ersten und zweiten Welle gab es noch keine Impfung; sehr viele alte und besonders gefährdete Menschen infizierten sich. Sie blieben, wenn die Krankheit eskalierte, oft nur kurz in der Intensivstation, weil viele schnell starben. Und so wurden zwar ständig neue Patienten eingeliefert – aber es wurden auch dauernd Betten frei. Folge: Nie lagen mehr als etwa 20 Leute gleichzeitig auf Intensiv.

Als die dritte Welle im Frühjahr 2021 aufgischtete, waren in den höchsten Altersgruppen viele Menschen schon geimpft. Vermehrt landeten nun jüngere Leute unter 60 in den Intensivbetten; und blieben oft lange, manchmal über fünf bis sechs Wochen. Obwohl also insgesamt weniger Menschen in die Intensivsituation gerieten, war die Bettenauslastung aufgrund langer Verweildauern höher als in Welle zwei.

Ähnliches ist nun in der vierten Welle zu erwarten (und teils bereits zu beobachten). Schauen wir genauer hin ...

Infektionen und Altersstruktur

Derzeit sind im Rems-Murr-Kreis nur rund sieben Prozent der Menschen, die sich aufgrund einer aktuellen Infektion in Isolation befinden, 71 und älter – und das, obwohl der Bevölkerungsanteil dieser Gruppe im Kreis bei fast 15 Prozent liegt! Das war nicht immer so.

Der Anteil der Alten am Infektionsgeschehen ist also nur halb so groß, wie die Demografie erwarten ließe. Ursache: Bei den Ältesten ist die Impfquote am höchsten.

Hingegen sind rund 22 Prozent der aktuell wegen einer Infektion Isolierten 51 bis 70 Jahre alt (während ihr Bevölkerungsanteil bei rund 28 Prozent liegt). Die meisten Ansteckungen aber werden momentan in der Altersgruppe 0 bis 50 verbucht. Rund 70 Prozent der Positivdiagnosen lassen sich den U50ern zuordnen; obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur etwa 57 Prozent beträgt.

Die jüngeren, robusteren Leute sind derzeit überdurchschnittlich am Infektionsgeschehen beteiligt, die ältesten, anfälligsten stark unterdurchschnittlich.

Todesfälle im Vergleich

Bislang sind im Oktober und November 2021 an Rems und Murr fast 11.000 Infektionsdiagnosen aufgelaufen – im selben Zeitraum hat das Landratsamt 35 Todesfälle nach Ansteckung vermeldet.

Am Beginn der zweiten Welle sah das ganz anders aus: Im Oktober und November 2020 waren nur etwa 4500 Infektionen zu verbuchen – aber bereits 37 Todesfälle zu beklagen.

Das zeigt deutlich: Da heute die besonders Gefährdeten dank der Impfung recht gut geschützt sind (auch wenn der Impfeffekt mit der Zeit nachlässt), ist die tödliche Wucht des Virus nicht mehr so groß.

Das gibt allerdings nur bedingt Anlass zur Hoffnung beim Blick in die Zukunft. Denn die zweite Welle entfaltete ihr schlimmstes Ausmaß erst im Dezember 2020 und Januar 2021 mit 154 weiteren Todesfällen in nur zwei Monaten. Auch diesen Dezember und Januar ist mit einem Anstieg der Todesfallzahlen zu rechnen; wenngleich momentan die leise Zuversicht besteht, dass es nicht unbedingt ganz so bitter kommen muss wie vor einem Jahr.

Die Corona-Lage in den Rems-Murr-Kliniken spitzt sich zu – aber wie ist dort momentan die Belastung im Vergleich zu den drei vorangegangenen Wellen? Ein Datenvergleich offenbart Besorgniserregendes, lässt aber auch Raum für leise Zuversicht. Die Intensivbettenbelegung in Baden-Württemberg steigt derweil weiter.

Die Lage in den Rems-Murr-Kliniken

Stand 29. November sind in Baden-Württemberg 622 Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt – wir nähern uns damit dem

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