Corona-Impfung für Kinder: Impfzentrum in Winnenden startet am Montag (20.12.)

Wer sein Kind im Alter zwischen fünf und elf Jahren gegen Corona impfen lassen möchte, kann noch diese Woche einen Termin buchen. Ein Kinderimpfzentrum an der Klinik in Winnenden nimmt am Montag, 20. Dezember, den Betrieb auf. Erste Termine sollen jetzt sehr bald ins Buchungsportal eingestellt werden. Eltern können dann online hier einen Termin buchen:
Geimpft werden im neuen Impfzentrum alle 5- bis 11-Jährigen, deren Eltern das möchten. Die Ständige Impfkomission (Stiko) empfiehlt eine Impfung von Kindern dieser Altersgruppe, wenn sie vorerkrankt sind oder mit Risikopatienten zusammenleben. Wollen Eltern ein gesundes Kind impfen lassen, können sie das jederzeit tun, doch rät die Stiko in diesen Fällen, zuvor ärztliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Dies werde im Kinderimpfzentrum gewährleistet, hieß es am Mittwochnachmittag bei einem ersten Probelauf.
Zugang nicht durch den Haupteingang
Das Kinderimpfzentrum ist direkt an die Kinderklinik in Winnenden angeschlossen. Der Zugang befindet sich rechts vom Haupteingang um die Ecke; niemand muss die eigentliche Klinik betreten. Von Montag an wird das Impfzentrum zunächst werktags von 16 bis 20 Uhr geöffnet sein. Je nachdem, wie groß der Andrang ist, können später auch an Wochenenden Impftermine angeboten werden. Diesen Mittwoch sind, so Landrat Dr. Richard Sigel beim Vor-Ort-Termin, 20 000 speziell für Kinder dieser Altersgruppe in der Menge angepasste Impfdosen geliefert worden. Im Rems-Murr-Kreis leben knapp 30 000 Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren.
Prof. Dr. Ralf Rauch, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Rems-Murr-Klinikum Winnenden, plädiert in jedem Fall fürs Impfen: In der Klinik hat er es mit schweren Verläufen zu tun und mit Kindern, die nach einer Coronainfektion Folgeerkrankungen entwickeln. Nach einem Bericht in dieser Zeitung hatten sich vorab schon rund 400 Familien gemeldet, darunter auch einige Interessenten aus anderen Bundesländern, die ihr Kind so schnell wie möglich impfen lassen möchten. Für diese Familien ist am kommenden Wochenende eine Sonder-Impfaktion vorgesehen. Den Normalbetrieb nimmt das Impfzentrum in Winnenden dann am Montag auf.
In USA sind bereits Millionen Kinder geimpft
Laut Stiko kann derzeit zwar noch „das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung“ bei 5- bis 11-Jährigen „aufgrund der eingeschränkten Datenlage nicht eingeschätzt werden.“ Ralf Rauch verweist aber auf Daten aus den USA und Kanada. Seinen Informationen zufolge gab es dort unter den jüngeren Kindern viel weniger Fälle einer seltenen Nebenwirkung: Die Rede ist von einer Herzmuskel-Entzündung. Laut Rauch sind in den USA bereits fünf Millionen 5- bis 11-Jährige geimpft, in Kanada 500 000. Bei Männern unter 30 wurde laut Rauch in den USA bei einem von 16 000 diese Nebenwirkung festgestellt. Bei Kindern viel weniger. Die Reduktion der Impfstoffmenge für Jüngere scheine zu bewirken, dass diese Nebenwirkungen noch seltener auftreten, davon geht Rauch aus.
Harmlose Nebenwirkungen sind, dass Kinder nach der Impfung einen schweren Arm haben, vielleicht auch Kopf- oder Gliederschmerzen. Rauch empfiehlt, nach der Impfung ein paar Tage „piano“ zu machen und keine sportlichen Belastungstests oder dergleichen in diese Zeit zu legen.
Die 5- bis 11-Jährigen erhalten den mRNA-Impfstoff von Biontech in einer speziell für sie ermittelten Dosis. Diesen Impfstoff hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) Ende November für diese Altersgruppe zugelassen. Nach drei Wochen ist die Zweitimpfung vorgesehen, die dann wieder im Kinderimpfzentrum vergeben werden kann – oder in der Kinderarztpraxis. Vorgesehen ist, dass der Landkreis auf Wunsch Impfdosen an niedergelassene Kinderärzt/-innen liefert. „Wir haben so viel Impfstoff, dass wir die Praxen mitbeliefern können“, so Sigel. Er geht davon aus, dass es „einen enormen Zulauf“ geben wird – und spricht sich für eine Impfpflicht ab 18 aus.
Kinder unter fünf Jahren auch impfen?
Kinderärzt/-innen im Rems-Murr-Kreis beurteilen die Dinge naturgemäß verschieden: Dr. Ralf Brügel, der Sprecher der Kinderärzte im Rems-Murr-Kreis, lehnt eine Impfung unter Zwölfjähriger nicht grundsätzlich ab. Der Schorndorfer Arzt hat aber stets betont, dass er sich an der Empfehlung der Stiko orientieren möchte. Brügel missfällt es, wenn der Eindruck entsteht, 5- bis 11-Jährige sollten nach dem Gießkannenprinzip geimpft werden.
Unterdessen wird bereits darüber diskutiert, ob und wann Kinder unter fünf Jahren ebenfalls geimpft werden können: Früher oder später wird ein entsprechend angepasster Biontech-Impfstoff auch für diese Altersgruppe zugelassen sein, davon geht Ralf Rauch aus.
Der Chefarzt rät Eltern 5- bis 11-Jähriger davon ab, jetzt auf einen möglicherweise an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff zu warten. Ob es einen solchen gibt und wann er für welche Altersgruppe verfügbar wäre, weiß man nicht. In jedem Fall dauert es viele, viele Monate – eine lange Zeit, die Eltern aus Rauchs Sicht ihre Kinder nicht ungeimpft lassen sollten.