Corona Rems-Murr: Ausgangssperre, Fernunterricht, Hotspots - Antworten auf alle aktuell (23.4.) drängenden Fragen

Die Schulen im Rems-Murr-Kreis werden ab Montag nur noch Fernunterricht machen. Dafür dürfen die Rems-Murr-Bürger ab Samstag abends bis 22 Uhr draußen bleiben. Das Ansteckungsgeschehen am Hotspot Welzheim scheint derweil auch auf Alfdorf überzuschwappen. Und wie ist die Lage in den Rems-Murr-Kliniken? Der geballte Überblick zur Situation.
Thema 1: Corona, Fernunterricht, Ausgangssperre
Am Samstag, 24. April, soll die neue, an die Bundesregeln angepasste Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg in Kraft treten; das hat auf unsere Anfrage das Landes-Sozialministerium am Donnerstagnachmittag (22.04.) mitgeteilt. Die angepasste Verordnung wurde am späten Freitagabend (23.04.) verkündet.
Das bedeutet: Die Ausgangssperre wird ab Samstag (24. April) um eine Stunde verkürzt, sie beginnt erst um 22 Uhr.
Für die Schulen und Kitas hat der Rems-Murr-Kreis am Freitagmittag (23.04.) Klarheit geschaffen. Das Landratsamt verkündete, dass der Schwellenwert von 165 bereits an mehr als drei Tagen in Folge überschritten wurde. Das bedeutet: die Bundesnotbremse tritt im Kreis ab Samstag (24.04.) in Kraft. Damit ist offiziell klar, dass ab Montag (26.04.) in Schulen nur noch Fernunterricht möglich ist, in Kitas nur noch Notbetreuung. Das Landratsamt hat hier bereits Fakten geschaffen, bevor das Land die angepasste Corona-Verordnung verkünden konnte. Damit soll den Schulen und Kitas eine Mindestmaß an Planungssicherheit ermöglicht werden.
Am Donnerstag um kurz nach 18 Uhr hatte das Landratsamt bereits mitgeteilt, dass Landrat Richard Sigel einen Brief an die Schulleitungen im Kreis verschickt hat. Kernsatz in dem Schreiben: "Mit Blick auf das Infektionsgeschehen in der Region haben sich die Landkreise Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr nochmals abgestimmt und empfehlen ab Montag, 26. April 2021, die Rückkehr zum Fernunterricht. Dies in der Hoffnung, dass dieses Schreiben Ihnen ein Mindestmaß an Planungssicherheit ermöglicht."
Auch an die Kitas hatte Sigel geschrieben: "Mit Blick auf das Infektionsgeschehen in der Region haben sich die Landkreise Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr nochmals abgestimmt und empfehlen ab Montag, 26. April 2021, die Rückkehr zur Notbetreuung" und damit also das Ende des Normalbetriebs.
Thema 2: Wie sich das Ansteckungsgeschehen entwickelt
Die Inzidenz im Rems-Murr-Kreis ist derweil am Donnerstag, 22. April, weiter gestiegen und liegt aktuell bei 214 (Vortag: 204). Mit ziemlicher Sicherheit wird der Wert auch am Freitag, 23. April, nicht unter 200 sinken. Sprich: Selbst, wenn es keine Bundesnotbremse gäbe, wäre am Montag wohl mit Wechselunterricht Schluss. Denn die bisherige baden-württembergische Regel besagt ja, dass auf Fernunterricht umgestellt werden muss, wenn die Inzidenz drei Tage hintereinander über 200 liegt.
Die dritte Welle tritt nun im Rems-Murr-Kreis ganz offenkundig in die entscheidende Phase ein. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob wir uns aus der gefährlichen Inzidenz-Aufwärtsspirale befreien können oder in eine Eskalation hineintaumeln. Blenden wir zunächst zurück:
- Seit dem 30. März sind im Rems-Murr-Kreis die Läden wieder zu, nur Click & Collect ist noch erlaubt – der Effekt dieser Maßnahme aber ist verpufft. Denn seinerzeit lag die Inzidenz bei 149, aktuell liegt sie bei 214.
- Seit dem 14. April haben wir eine nächtliche Ausgangssperre. Auch sie konnte den Trend bislang nicht umkehren. Die Inzidenz lag zum Einführungszeitpunkt bei 195 und ist seither weiter gestiegen.
- Ab Montag schalten die Schulen im Kreis wohl auf Fernunterricht um. Ein Effekt dieser Maßnahme kann eigentlich nicht vor Anfang Mai sichtbar werden.
Mit anderen Worten: Es hängt alles in der Schwebe. Wenn aber die Inzidenz im Rems-Murr-Kreis jetzt nicht bald zu stagnieren und dann wieder zu sinken beginnt, haben wir ein sehr ernstes Problem – denn an welcher Schraube sollen wir dann eigentlich noch drehen?
Thema 3: Die Lage in den Rems-Murr-Kliniken
Die Nachrichten aus den Rems-Murr-Kliniken sind derweil nicht gut.
- Aktuell versorgen sie 63 Covid-19-Patienten – das sind noch etwas weniger als auf dem Gipfel der zweiten Welle Ende Dezember (als es in der Spitze bis zu 90 gleichzeitig waren).
- Bei den besonders schweren Fällen, die auf der Intensivstation landen, ist das Niveau des zweiten Wellengipfels dagegen bereits überschritten: Seinerzeit waren es bis zu 20 Corona-Intensivpatienten gleichzeitig, momentan sind es 22.
Ähnlich sieht es in ganz Baden-Württemberg aus: Am 10. März waren in unserem Bundesland 236 Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt – einen Monat später, am 10. April, waren es bereits rund doppelt so viele, nämlich 469; und aktuell, am 22. April, sind wir schon bei 599. Vom traurigen Allzeit-Rekord – 642 am 29. Dezember – sind wir nicht mehr weit entfernt.
Wie lange das Infektionsgeschehen so intensiv bleiben wird wie derzeit und ob es sogar noch zunimmt, ist schwer abzusehen – klar ist aber: Da eine hohe Inzidenz immer erst mit Verzögerung zu vielen schweren Krankheitsverläufen führt, wird in unseren Kliniken die Belastung sicher den gesamten Mai hindurch hoch bleiben. Werden wir im Juni das Licht am Ende des Tunnels sehen? Das ist die Hoffnung.
Thema 4: Hotspot Welzheim wird zum Hotspot Welzheim/Alfdorf
Momentan sind im Rems-Murr-Kreis 1543 Menschen akut infiziert und deshalb in Isolation. Das entspricht, bezogen auf die Gesamteinwohnerzahl, einer Infektionsrate von 3,6 Promille.
Einige Kommunen aber sind sehr viel drastischer betroffen:
- In Welzheim gibt es derzeit 90 akute Infektionen – das entspricht einer Infektionsrate von 8 Promille. Mutmaßliche Hauptursache: Treffen junger Leute in einer Gewerbehalle.
- Weinstadt: 134 akute Infektionen. Infektionsrate: 5,0 Promille.
- Schorndorf: 184 akute Infektionen. Infektionsrate: 4,6 Promille.
- Alfdorf: 32 akute Infektionen. Infektionsrate: 4,5 Promille. Die Vermutung liegt nahe, dass das intensive Ansteckungsgeschehen aus Welzheim auch in diesen Ort geschwappt sein könnte.
- Waiblingen: 228 akute Infektionen. Infektionsrate: 4,1 Promille.