Corona-Schnelltests: Wie viele Lehrkräfte und Erzieher wollen sich testen lassen? Wann dürfen auch Schüler und alle anderen?

Seit den Öffnungen von Schulen und Kitas in Baden-Württemberg an diesem Montag (22.2.) dürfen sich Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher zweimal pro Woche anlass- und kostenlos auf eine Corona-Infektion testen lassen. Zum Einsatz kommen Antigen-Schnelltests. Wir wird das Angebot im Rems-Murr-Kreis angenommen? Warum werden eigentlch nicht auch die Schülerinnen und Schüler getestet wie in Österreich? Warum nicht alle Bürger?
Die vergangenen Wochen waren mit viel Unsicherheit verbunden. „Es waren noch viele Detailabsprachen nötig zur Vorbereitung des Schulstarts. Klassenstufen wurden getrennt, halbe Klassenstärken gebildet, die Durchführung von Wechselunterricht vorbereitet und die Notbetreuung umorganisiert. So sind die Schulen im Rems-Murr-Kreis gut vorbereitet am Montag gestartet“, sagt Schulamtsleiterin Sabine Hagenmüller-Gehring.
Positiv komme das Schnelltest-Angebot an. Lehrkräfte dürfen sich kostenlos Corona-Schnelltests unterziehen. „Natürlich wissen alle, dass ein Testergebnis immer nur eine Momentaufnahme ist. Zweimal pro Woche, wie erlaubt, ist jedoch eine ganz gute Frequenz, die aber natürlich noch erhöht werden könnte.“
Wie viele wollen Schnelltests?
Super findet die Schulamtsleiterin die Organisation der Schnelltest-Termine über eine vom Landkreis angebotene einheitliche Plattform. Dort können sich sowohl die Anbieter als auch die Testaspiranten registrieren und ihre Termine verwalten. Testergebnisse werden digital übermittelt, positive direkt auch ans Gesundheitsamt.
„Stand kurz nach 13 Uhr am Montag wurden bereits 2184 Termine gebucht“, sagt Leonie Ries, Sprecherin des Landratsamtes. „Hierbei ist zu beachten, dass wahrscheinlich viele Einzelpersonen sich gleich mehrere Termine für die nächsten zwei Wochen gebucht haben. Eine Filterung nach pädagogischem Personal können wir gerade nicht vornehmen. Aber ein Blick in die Liste zeigt, dass es über 95 Prozent Lehrkräfte und Betreuungspersonen in Kitas sein müssen.“
Gespannt ist Schulamtsleiterin Hagenmüller-Gehring auf die baldige Zulassung von Schnelltests zur Selbstanwendung. „Dann können vielleicht auch Schüler wie in Österreich regelmäßig getestet werden. Das fänden wir natürlich gut.“ Zulassungen einfacherer Selbstanwender-Tests verschiedener Hersteller werden für März erwartet.
Schnelltest-Anbieter im Rems-Murr-Kreis sind Arztpraxen und Apotheken sowie das Schnelltestzentrum des Winnender Klinikums und ein Privatanbieter in Rudersberg. „Aktuell zählt unsere Liste 21 Apotheken, 69 Arztpraxen und einen freien Anbieter“, sagt Leonie Ries.
Wer darf sich schnelltesten lassen?
Aspiranten für kostenlose Schnelltests zweimal pro Woche sind in Baden-Württemberg neben den Lehrkräften auch Erzieherinnen und Erzieher in Kitas. Kostenlose Schnelltest-Termine bekommen können über die Plattform (www.rems-murr-kreis.de/schnelltest-covid-19/termin-vereinbaren) zudem:
- Schüler/Kinder und Kontaktpersonen mit Quarantäne-Bescheinigung,
- Praxis-, Klinik- und Pflegepersonal mit Bescheinigung des Arbeitgebers,
- Grenzgänger mit Berechtigungsschein des Arbeitgebers/der Hochschule,
- Personen, deren Corona-Warn-App vor hohem Infektionsrisiko warnt.
Schnelltesten lassen können sich auch jederzeit Selbstzahler. Im Schnelltestzentrum Winnenden kostet ein Test derzeit 35 Euro.
Kostenlose und flächendeckende Schnelltests für alle?
„Ehrlich gesagt bin ich kein Freund kostenloser flächendeckender Schnelltests für alle“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel. Anders als bei den Impfstoffen sei zwar bei Schnelltests kein Mangel zu erwarten. Es gebe zahlreiche Hersteller, die auch mit innovativen Produkten auf den Markt drängen. Aber die Kostenübernahme dafür sei nicht geklärt. „Bei dann wohl notwendigen zwei Schnelltests pro Woche wären wir im Rems-Murr-Kreis schnell bei einem siebenstelligen Betrag.“
Das Land halte wohl auch deshalb davon bislang Abstand. „Wenn wir irgendwann bei einem Selbstkostenpreis von drei bis fünf Euro für die Bürger landen würden, dann wären regelmäßige Schnelltests für alle sicherlich realistischer“, so Sigel.
Außerdem, betont Sigel, „wie ein Virologe mal so treffend sagte, bin auch ich der Auffassung, dass wir Corona nicht wegtesten, sondern allenfalls wegimpfen können.“ Dass selbst flächendeckende Schnelltest-Angebote nicht verhindern, dass eine Region doch wieder zum Hotspot wird, habe das Beispiel Tirol gezeigt, so Sigel.
Antigen-Schnelltests sind immer nur Momentaufnahmen und könnten die Menschen in falscher Sicherheit wiegen. Ein negativer Test könnte nur wenige Stunden später positiv ausfallen. Nach einer Untersuchung eines Forscherteams der Berliner Charité und des Uniklinikums Heidelberg schlugen Antigen-Tests bei Infizierten mit (noch) geringer Viruslast nicht immer an. Eine vom RKI veröffentlichte Studie ergab eine durchschnittliche Infektionserkennung in 72 Prozent der Fälle.