Coronatests für Schüler: Wie geht das?

Seit Montag, 15. März, herrscht ein bisschen mehr Leben in den Schulen. Die Grundschulkinder sind in einen „eingeschränkten Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“ gestartet. Das bedeutet, dass sie fast nach Stundenplan kommen können. Dass sie aber in „möglichst konstanten Gruppen“ bleiben. Auch für die fünften und sechsten Klassen hat das Kultusministerium diesen „eingeschränkten Regelbetrieb“ versprochen. Alle Schülerinnen und Schüler kommen ins Schulgebäude und sollen vor Ort, mit persönlichem Kontakt zu Lehrerinnen und Lehrern und zu den Klassenkameraden, unterrichtet werden. Natürlich nach den AHA-Regeln.
So viel Kontakt heißt: Testen und noch mal testen
Damit das Ansteckungsrisiko bei so viel zwischenmenschlichem Kontakt so niedrig wie möglich bleibt, heißt es jetzt: testen und nochmals testen. Lehrerinnen und Lehrer tun dies bereits. Jetzt sollen auch die Kinder, so die Landesregierung, zweimal die Woche kostenlos getestet werden.
An dieser Stelle lohnt’s einen kleinen Kameraschwenk hinüber zu unserem direkten Nachbarn Österreich: In Wien nämlich arbeitet eine ehemalige Schwaikheimerin. Sie ist dort Lehrerin an einer „Mittelschule“ und geht seit dem 8. Februar wieder tagtäglich an ihren Arbeitsplatz im Klassenzimmer. Ganz genauso wie alle anderen Lehrerinnen und Lehrer seit diesem Datum wieder vor Ort unterrichten. Grundschullehrer treffen ihre Klassen komplett, die Älteren sind im sogenannten Hybrid-Unterricht. Das heißt: Die halbe Klasse ist in der Schule, die andere Hälfte bekommt Aufgaben für daheim oder kann sogar dem Unterricht per Videostream folgen. Dann wird gewechselt. Die, die in der Klasse sind, bekommen einen Corona-Test. Zweimal die Woche, erzählt die Ex-Schwaikheimerin. Das geht so: Kinder ins Klassenzimmer und auf die Plätze, Selbsttests austeilen, Fenster auf, Masken runter, jedes Kind streicht mit dem Stäbchen durch die Nasenlöcher, die Lehrerin verteilt sechs Tropfen Flüssigkeit auf die Testkits, kurz warten, Ergebnis ablesen. „Wir hatten bislang drei positive Fälle an der ganzen Schule.“ Die betroffenen Kinder werden dann sofort heimgeschickt, die Klassenkameraden müssen auch in Quarantäne. „Aber es ist wenigstens nur die halbe Klasse.“ Die Lehrerin beurteilt den Testbetrieb in Österreich so: „Ultragroßzügig und gut organisiert“.
Bei uns wird das Ganze nach Plan der Landesregierung so ablaufen: Seit diesem Montag bis zu den Osterferien, Beginn ist der 1. April, sollen sich die Eltern darum kümmern, dass ihre Kinder sich bei Apotheken, Hausärzten oder kommunalen Anlaufstellen und mobilen Testzentren an Schulen auf das Coronavirus testen lassen. Der frühere SPD-Kultusminister Andreas Stoch ätzte, Grüne und CDU drückten „das Testen einfach an die Eltern ab“.
Nach den Ferien, so plant die Landesregierung, also ab dem 12. April, solle es in allen Städten und Gemeinden kommunale Angebote - ob an Schulen oder in der Nähe - geben.
„Es wird viel angekündigt“, sagt Landrat Richard Sigel, die Umsetzung überlasse man dann dem Landratsamt. Das hat zum Glück schon Erfahrung aus der ersten Phase, in der die Testungen von Lehrerinnen, Lehrern und Kitapersonal anliefen. Die Erkenntnis: Die Wegstrecke zum Test muss so kurz wie möglich sein. Der Organisationsaufwand so klein wie möglich. 107 Teststellen gibt’s inzwischen, verteilt über alle Kommunen im Rems-Murr-Kreis, bei Ärzten, in Apotheken oder in eigens eröffneten Testzentren. Den Termin für den Test bucht man über die Plattform des Landratsamts. Aus dem Schulamt heißt es dazu, dass die Erfahrungen damit sehr gut seien.
Das allerdings sind Erfahrungen von Lehrerinnen und Lehrern. Oder von ganzen Schulklassen, die in die Ausnahmesituation Quarantäne geschickt wurden. Aus Schülermund ist derweil im Hinblick auf regelmäßig zweimal pro Woche anstehende Testungen, für die ein Termin extern ausgemacht und eingehalten werden muss, zu hören: „Das mach’ ich nicht. Kein Bock!“
Sechs Tester brauchen für 180 Personen zwei Stunden
Das Landratsamt hat diese Unlust durchaus im Blick und schon einen Testlauf gestartet, bei dem vor Ort in mehreren Schulen im Kreis getestet wird. Allerdings nicht wie in Österreich im Klassenzimmer mit vom Kind selbst durchgeführtem Test. Sondern ein Test-Profi hat das Stäbchen den Nasen genähert. In Backnang am Beruflichen Schulzentrum wurde die Zeit genommen: Sechs Tester brauchten für 150 Schüler und 30 Lehrer zwei Stunden. Das geht also nicht mal so g’schwind en passant.
„Wir hinken den Österreichern hinterher“, sagt Landrat Sigel. Und: Es gebe noch viele ungeklärte Fragen. Man könne freilich über die in Österreich verwendeten Selbsttests, die nur im vorderen Nasenraum abgestrichen werden, reden. Wenn man genug davon habe. Wenn es ausdrücklich erlaubt sei, sie in den Schulen zu benutzen. Wenn geklärt sei, wer die Tests zahlt.
Bislang brauche es bei jedem Test auch aufs Neue die Einverständniserklärung der Eltern. Und: Laut Schulamt sind die Tests freiwillig. Der Landrat will daher vom Kultusministerium eine klare Ansage: Was ist mit den Kindern, die nicht getestet werden sollen?
So bleibt’s wohl im Kreis erst mal bei der durchaus gut durchgeplanten, nichtsdestotrotz im Vergleich zu Österreich deutlich aufwendigeren Methode: Die Tests werden von Profis durchgeführt. Für die Tests muss ein Termin vereinbart werden. Die Profis nehmen den Abstrich üblicherweise in ihren eigenen Räumlichkeiten. Wer Glück hat, den sucht der Profi in der Schule auf.