Rems-Murr-Kreis

Die e-mobile Zeitungsauslieferung: Wie der ZVW sich auf den Weg in die klimafreundliche Zukunft macht und warum er dafür Fördergeld bekommt

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ZVWAusbildung
Foto 1: Blick ins Druckhaus, die Zeitung entsteht. © Gaby Schneider
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elektrosmart Waiblingen Serie Waiblingen mobil: Unser Elektrosmart, Erfahrungsbericht
Foto 2: Die Zeitung wird ausgefahren und verteilt – künftig vor allem mit E-Mobilen. © Benjamin Buettner
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FM WN eigenwrbung  Waiblinger kreiszeitung und Mein Wochenbaltt fuer den raum waiblingen, kernen und Korb  im Briefkasten
Foto 3: Angekommen im Briefkasten. © Zürn

Der Zeitungsverlag Waiblingen will das Zeitungsausliefern moderner, ökologischer, umweltfreundlicher gestalten: zukunftsweisend, e-mobil. Zu diesem Zweck hat der ZVW gemeinsam mit der Waiblinger Presse-Vertriebs-Service GmbH und den Stadtwerken Waiblingen ein Konzept ersonnen, das auch im Landeswirtschaftsministerium für Begeisterung sorgte – und deshalb fließt zur Umsetzung nun Fördergeld in sechsstelliger Höhe.

Drei beispielhafte Projekte, die durchdeklinieren, wie ein nachhaltiger Lieferverkehr künftig funktionieren kann, erhalten zusammen insgesamt 685 000 Euro aus dem Ressort von Landeswirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. Alle drei Projekte haben eines gemeinsam: Sie sind nicht in Metropolen angesiedelt, sondern packen die Zukunftsaufgabe umweltfreundliche Mobilität in nicht ganz so dicht besiedelten Gegenden an.

Als förderwürdig auserkoren haben Hoffmeister-Kraut und ihr Team pfiffige Ideen aus Waiblingen, Ettlingen und Meersburg.

Die Ettlinger wollen die Läden in der historischen Altstadt durch den systematischen und vernetzten Einsatz von Lastenrädern schonender als bisher beliefern.

Die Meersburger wollen eine emissionsfreie regionale Lieferkette für die Versorgung der Gastronomie in der von vielen Touristen besuchten Stadt aufbauen.

Und die Waiblinger planen die E-Mobilisierung einer tagtäglichen transportlogistischen Mammutaufgabe ...

Aus der Druckerei in die Briefkästen: Das tägliche Logistik-Wunder

Morgen für Morgen bringt der Zeitungsverlag Waiblingen etwa 40 000 Zeitungsexemplare zu den Leuten, von Fellbach bis Plüderhausen, von Schorndorf bis Winnenden. Das ist ein gewaltiger Verteil-Akt – der zackzack, in kurzer Zeit passieren muss! Denn es geht ja nicht, dass die ersten Leser ihre Zeitung um 5.30 Uhr und damit noch vor dem Frühstück im Briefkasten haben, während die letzten warten müssen bis zum Gong der 20-Uhr-Tagesschau. Sprich: Allmorgendlich muss sich quasi schlagartig die geballte Auslieferpower entladen. Raus aus der Druckerei mit den Zeitungen, ab zu den Verteilpunkten im Verbreitungsgebiet – und von dort aus weiter in einzelne Orte, einzelne Straßen, einzelne Briefkästen.

Dafür braucht man viele Fahrzeuge; aber man braucht sie täglich nur für kurze Zeit. Den Rest des Tages stehen sie einfach nur so herum – sofern man nicht andere Einsatzmöglichkeiten für sie findet.

Teilen ist klimafreundlich: Wie e-mobile Umrüstung möglich wird

Einfach mal eben so den gesamten Fuhrpark auf E-Mobilität – E-Bikes, E-Scooter, E-Lastenräder, E-Roller, E-Autos, E-Transporter – umzustellen, das wäre betriebswirtschaftlich schlichtweg Wahnsinn. Aber was, wenn all die Fahrzeuge nach der morgendlichen Zeitungsauslieferung von anderen Leuten genutzt werden können? Was, wenn der Zeitungsverlag seinen vielgestaltigen e-mobilen Fuhrpark mit anderen teilt, mit Städten und Gemeinden, Behörden und Firmen im Verbreitungsgebiet und auch mit Privatleuten? Unter dieser Voraussetzung wäre die ökologische Umrüstung plötzlich doch sinnvoll möglich.

Genau das also ist die Idee: e-mobile Fuhrparkstandorte aufbauen, ein Netz knüpfen, das sich über weite Teile des Rems-Murr-Kreises spannt; und all das finanzierbar machen, indem man teilt. Exklusiv braucht der ZVW die Flotte eigentlich nur in den frühen Morgenstunden, wenn viele andere sowieso noch schlafen.

Wer mag, kann also ein Fahrzeug reservieren, buchen, leihen, abholen an Standort A und wieder abstellen an Standort B oder C. Überall an diesen Mobilitätsstationen können die Fahrzeuge mit Strom betankt werden. Und organisiert wird all das schlank per App.

Über eine Projektlaufzeit von zwei Jahren klemmen die Projektpartner Zeitungsverlag, Presse-Vertriebs-Service und Stadtwerke Waiblingen sich nun dahinter, das Konzept umzusetzen. So eine Konstellation aus mehreren Mitstreitern war übrigens eine Bedingung für die Förderfähigkeit: Antragsberechtigt waren nur Konsortien, bei denen sowohl mindestens ein kleines oder mittleres Unternehmen aus dem Logistikbereich mitmischt als auch ein kommunaler Akteur, also eine Stadt oder Gemeinde.

„Die Coronakrise hat die enorme Bedeutung des Lieferverkehrs nochmals verdeutlicht“, wird Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut in einer Pressemitteilung zitiert. „Gerade in unseren zahlreichen ländlichen Gebieten mit niedriger Bevölkerungsdichte steht die Logistik mit Blick auf den immer weiter zunehmenden Online-Handel und eine stark schwankende Nachfrage von logistischen Dienstleistungen vor großen Herausforderungen. Hier benötigen wir innovative Lösungen, um sowohl hohe Qualität als auch eine hohe Ressourceneffizienz gewährleisten zu können.“