Rems-Murr-Kreis

Eine Seilbahn für das Remstal?

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Eine Seilbahn zwischen Grunbach und Buoch mit Zwischenstation am Bauersberger Hof? So in etwa könnte sie aussehen. © Reinhold Manz
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Die Rheinseilbahn bei Koblenz.

Waiblingen/Remshalden. Eine Luftseilbahn, um die Straßen vom Verkehr zu entlasten – diese Idee verfolgt die Stadt Stuttgart derzeit. Solche Überlegungen gab es, mehr oder weniger ernst gemeint, auch schon im Remstal. Warum auch nicht? Mit Blech verstopft sind die Straßen hier ebenfalls viel zu oft, und landschaftlich reizvolle Ausblicke gibt es genug.



Zuletzt war zum Beispiel in Remshalden eine Seilbahn im Zuge der Bürgerbeteiligung für die Remstal Gartenschau 2019 ein Thema. Bei der Ideensammlung im Rahmen der Auftaktveranstaltung im Oktober 2015 hatte BWV-Gemeinderat Karl Angele die Idee auf dem Zettel: eine Seilbahn von der Neuen Kelter in Grunbach zum Bauersberger Hof oder sogar weiter bis nach Buoch. Angele meinte damals dazu: „Auf jeden Fall wäre es einmalig, das wird niemand haben.“ Die Gemeindeverwaltung prüfte die Idee immerhin, stufte sie jedoch als nicht realisierbar ein.

Hohe Kosten, hoher Aufwand

Der Aufwand und die Kosten wären zu hoch, meint Dieter Schienmann, der Technische Beigeordnete der Gemeinde Remshalden. „Ich gehe davon aus, dass das Verkehrsaufkommen zwischen Grunbach und Buoch die Kosten nicht rechtfertigen.“ Das sei „sein persönliches Gefühl“. Er sei selbst schon mit der Standseilbahn von Heslach zum Waldfriedhof in Degerloch gefahren, da sei am Wochenende auch viel los. „Aber das ist halt Stuttgart.“

Die andere Schwierigkeit sieht Dieter Schienmann, ähnlich wie die Fachleute in Stuttgart, bei den nötigen Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern. Denn: Jeder Eigentümer, über dessen Grundstück eine Luftseilbahn schwebt, müsste dem erst mal zustimmen, so als ob eine Straße über sein Grundstück gebaut werden würde.

Seilbahn zum Schützenhaus Hohenacker

Karl Angele kennt als Gemeinderat und ehrenamtlicher Bürgermeister-Stellvertreter natürlich die praktischen Hürden für eine Remshaldener Seilbahn. Die Vision findet er dennoch weiterhin reizvoll. Der Verkehr zu den Höfen und Weingütern oberhalb von Grunbach sei immer wieder Thema, sagt er. Dieses Problem könne man mit so einer Seilbahn auch lösen. Und eine touristische Attraktion wäre es zusätzlich.

Angele denkt als Vorbild zum Beispiel an Rüdesheim, wo man über die Weinberge des Rheintales schweben kann. Auch noch zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang Koblenz: Dort wurde zur Bundesgartenschau 2011 eine Seilbahn über den Rhein gebaut, die immer noch in Betrieb ist. Länge: 890 Meter. Baukosten: Zwölf Millionen Euro. 

Zum Vergleich: von der Neuen Kelter in Grunbach bis zum Bauersberger Hof beträgt die direkte Entfernung rund 970 Meter. Von dort weiter bis zum Buocher Ortsrand wären es weitere rund 1350 Meter.

In Waiblingen gab es im Herbst 2017 eine halbernste Seilbahn-Diskussion zur Gartenschau. Die CDU/FW-Fraktion im Ortschaftsrat des Stadtteils Hohenacker stellte 2017 den Antrag für den Bau einer Gondelbahn von der Vogelmühle über die Rems zum Schützenhaus Hohenacker. Der Spaßantrag schaffte es nicht in die Haushaltsberatungen des Gemeinderats.

Doch Oberbürgermeister Andreas Hesky konnte dem Vorschlag durchaus etwas abgewinnen. Der 1986 eingestellten Killesberg-Gondel werde heute noch nachgetrauert, meinte er damals. Außerdem gebe es funktionierende Beispiele ähnlicher Attraktionen wie den „Flying Fox“ (Fliegender Fuchs) bei Bad Gastein, der zur Landesgartenschau 2016 errichtet wurde: Dort können Besucher am Seil hängend über den Fluss Ohrn segeln. Ähnlich in der Waiblinger Partnerstadt Baja in Ungarn, wo es von einem Turm über die Segovica geht.

Waiblinger OB Hesky zeigt sich offen gegenüber Seilbahn-Idee

Es handelt sich bei diesen Beispielen um eine etwas andere Form der Luftseilbahn, bei der es keine Gondel gibt, sondern nur eine Person am Seil hängt. Der sportliche Spaßfaktor steht dabei im Vordergrund, es geht weniger um einen Transport von A nach B. Aktuell noch einmal auf das Thema angesprochen, findet Andreas Hesky: Wenn man darüber nachdenke, welche Alternativen es zum Individualverkehr mit dem Auto gebe, dann dürfe man auch einen vielleicht zunächst abwegigen Gedanken wie den einer Seilbahn nicht von vorneherein ausschließen. Obwohl er realistisch betrachtet für Waiblingen derzeit keine Möglichkeiten sieht, sagt er: „Ich halte es für wichtig, solche Themen offen anzugehen. Jede Innovation beginnt mit einer Irritation.“

Klar ist: Zur Gartenschau 2019 wird es nichts mehr mit einer Seilbahn im Remstal. Planung und Bau würden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Doch der Waiblinger OB findet: Das Thema sollte man nicht aus touristischen Gesichtspunkten betrachten. „Es wäre für mich ein öffentliches Verkehrsmittel, das im VVS mit drin sein sollte“, sagt Andreas Hesky. Die Seilbahn müsste dann zum Beispiel eine Buslinie ersetzen und verschiedene Stationen verbinden. Auch eine flexible, bei Bedarf nutzbare Verbindung wäre für ihn denkbar.

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