Glasfaer-Ausbau im Rems-Murr-Kreis geht voran: Was 2023 geplant ist

Die Glasfaser kommt schneller voran als erwartet. Schon Ende 2024 wird jeder zweite Haushalt an Rems und Murr schnelles Internet haben. Ein Jahr früher als geplant. Das Gros der neuen Anschlüsse baut die Deutsche Telekom. Doch neue Anbieter holen auf und wollen sich ein Stück an diesem lukrativen Kuchen sichern. Wo gerade neue Anschlüsse verlegt werden und was in diesem und im nächsten Jahr geplant ist, war Thema im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistages.
Glasfaser im Rems-Murr-Kreis: Erst seit Gigabit-Region Stuttgart ein Thema
Noch vor wenigen Jahren konnte man Glasfaseranschlüsse an Rems und Murr mit der Lupe suchen. Um Druck auf die trägen Telekommunikationsunternehmen zu machen, planten die Landkreise in der Region und Landeshauptstadt Stuttgart, den Ausbau des schnellen Internets in eigene Hände zu nehmen, und gründeten die Gigabit Region Stuttgart. Da wachte die Branche auf. Allen voran die Telekom. Sie kooperiert seither mit der Gigabit. In den Landkreisen sorgen Zweckverbände dafür, dass der Ausbau in geregelten Bahnen verläuft – und vor allem: dass das schnelle Internet auch die ländlichen, wenig attraktiven Gebiete erreicht.
Dieses Jahr sind Ausbaugebiete in 13 Kommunen geplant
Im Ausschuss zog Michael Murer, Leiter des Zweckverbandes Breitbandausbau Rems-Murr, nun eine Zwischenbilanz. Bis Ende 2022 wurden allein von der Telekom für fast 39.000 Haushalte und Unternehmen an Rems und Murr Glasfaseranschlüsse zur Verfügung gestellt. Bis Ende 2024 werden es rund 100.000 sein.
Für das Jahr 2023 sind im Zuge der Gigabit-Kooperation Ausbaugebiete in 13 Kommunen geplant, so Michael Murer. In Weinstadt hat in 2022 der Glasfaserausbau durch die Stadtwerke im Stadtteil Strümpfelbach begonnen, 2023 beginnt anschließend der Ausbau in Schnait. Die Telekom wird im Rahmen einer Kooperation dieses Netz versorgen.
Inzwischen seien auch neue Netzbetreiber unterwegs. Den Anfang machte 2022 die Firma Wisotel in Aspach, gefolgt von Bittenfeld und Hertmannsweiler. Weitere Ausbaugebiete würden 2023 folgen. Die GVG Glasfaser GmbH startet dieses Jahr den Ausbau in Plüderhausen und hat zum Jahresbeginn 2023 mit der Vorvermarktung in Urbach begonnen.
Hello Fiber: Überraschende Insolvenz zum Jahreswechsel
Aber nicht immer läuft es bei den neuen Anbietern rund, räumte Murer ein. Die ambitionierten Ziele von helloFiber (vormals Liberty Networks) in fünf Gemeinden im Rems-Murr-Kreis endeten zum Jahreswechsel mit der überraschenden Insolvenz. Betroffen waren Althütte, Auenwald, Berglen, Rudersberg und Weissach im Tal. Durch den Rückzug zu einem relativ frühen Zeitpunkt sei den Kunden und Gemeinden nach einer ersten Bilanz kein Schaden entstanden, sämtliche Kundenverträge wurden aufgelöst.
Diese teilweise neu gegründeten Unternehmen seien mit viel Kapital ausgestattet, das von deren Gesellschaftern aus den Bereichen Versicherungen, Pensionsfonds und Private-Equity-Unternehmen bereitgestellt wird. Allerdings achte der Zweckverband darauf, dass beim Ausbau nicht nur der Profit regiert. So müsse ein flächendeckender Ausbau, Open Access und ein zuverlässiger Service garantiert sein. Michael Murer sieht die Aktivitäten der neuen Anbieter als gute Ergänzung zur Telekom an.
Möglich: Breitband-Ausbau mit staatlichen Fördermitteln
Wo sich jedoch weder die Telekom noch ein anderes Unternehmen für einen Ausbau gewinnen lasse und damit der Markt versagt, sei ein Ausbau mit staatlichen Fördermitteln möglich. Der Zweckverband habe in zwei Ausschreibungen für alle förderfähigen Schulen seiner Verbandsmitglieder sowie die unterversorgten Gebiete in vier Kommunen Telekommunikationsunternehmen gewinnen können, die den Glasfaserausbau übernehmen. Für die erste Jahreshälfte 2023 sei eine weitere Ausschreibung geplant.
Von den 114 Gewerbegebieten im Rems-Murr-Kreis sind 65 bereits mit Glasfaserleitungen ausgebaut oder derzeit im Bau. Im Zuge der für die kommenden zwei Jahre geplanten Ausbauprojekte der Telekom und anderer Netzbetreiber erhalten weitere 35 Gewerbegebiete eine flächendeckende Anschlussmöglichkeit an das schnelle Internet. Für die dann noch nicht versorgten Gewerbegebiete können, falls keine Interessenten für einen Ausbau gefunden werden, Förderverfahren eingeleitet werden.
Glasfaser-Ausbau: Wildwuchs verhindern, ohne in den Markt einzugreifen
Als wichtigste Aufgaben des Zweckverbands sieht Michael Murer die Koordination der Ausbaubestrebungen der Unternehmen untereinander an und den Wildwuchs zu verhindern – „ohne in den Markt einzugreifen“. Ein eigenwirtschaftlicher Ausbau könne faktisch keinem Unternehmen verwehrt werden. Eine Absprache, wer welche Kommune ausbaut, sei kartellrechtlich nicht zulässig, heißt es in der Vorlage für die Kreisrätinnen und Kreisräte.
Aufgrund des fortschreitenden Ausbaus und der Zahl der neu auf dem Markt agierenden Unternehmen werde es zwangsläufig zu Interessenskonflikten kommen, wenn mehrere Unternehmen in einer Kommune einen Ausbau planen, heißt es weiter. Hier steuere der Zweckverband behutsam nach, um die Interessen in unterschiedliche Ausbaugebiete beziehungsweise Kommunen zu lenken.