Klinik Winnenden: Superfood für Babys - warum die Frauenmilchbank so wichtig ist

Die spezielle Winnender Starthilfe für die Allerkleinsten sucht in der Region Stuttgart ihresgleichen: Nur drei weitere Kliniken in Baden-Württemberg können Milchspenden für Früh- und Neugeborene in kontrollierter Qualität und professionell organisiert vermitteln. Seit 2020 wurden mehr als 300 Liter wertvolles Superfood gespendet und kamen mehr als 100 Babys zu Gute. Die gesundheitliche Bedeutung des Projekts ist weit größer, als viele ahnen.
Jedes frühgeborene Baby soll die Chance bekommen, mit Mutter- oder Spendermilch auf natürliche Weise ernährt zu werden, findet Dr. Janaina Rauch. Eine Frau, ein Plan, ein Team: Im Juli 2020 freute sich die Oberärztin für Kinder- und Jugendmedizin, dass sie ihre Idee einer Frauenmilchbank am Perinatalzentrum des Winnender Rems-Murr-Klinikums in die Tat umsetzen konnte. Die Nachfrage stieg, die Milchspenden nahmen zu; und nun wurde eine neue Milchküche eingeweiht. (Mehr zur Frauenmilchbank finden Sie auch hier.)
Muttermilch schützt gegen Übergewicht, Diabetes, Allergien und mehr
„Muttermilch ist ein natürlicher Booster, der das Immunsystem und die Gesundheit von der ersten Lebensminute an nachweislich unterstützt“, sagt Janaina Rauch, selbst dreifache Mutter. „Sie schützt vor Infektionen, vor allem im besonders empfindlichen Magen-Darm-Trakt der Frühgeborenen, stabilisiert den Blutzuckerspiegel und trägt zu einer besseren Immunabwehr bei, was letztlich auch die Sterblichkeit der ganz Kleinen senkt.“ Wer von Anfang an mit Mutter- bzw. Spendermilch ernährt werde, habe später seltener mit Herz-Kreislauferkrankungen zu tun, sei gegen Übergewicht, Diabetes und Allergien besser geschützt.
Warum ist der Bedarf an Spendermilch so groß? Janaina Rauch erläutert: „Die allermeisten Frauen wollen stillen, aber manchmal klappt es eben nicht sofort. Deshalb verstehen wir unsere Unterstützung auch nicht als Dauerlösung, sondern als Überbrückung. Je nach Reifegrad eines Babys benötigt es täglich zwischen 10 und 400 Milliliter, entweder als wertvolle Rohmilch oder pasteurisierte Spendermilch. Rohmilch enthält noch mehr wertvolle Inhaltsstoffe, benötigt aber eine besonders aufwendige Aufbereitung, weshalb wir diese hochwertigste Nahrung für die besonders anfälligen kleinsten Frühchen aufsparen.“
Das Team der Frauenmilchbank kümmert sich um die Vermittlung von Milchspenderinnen, organisiert virologische und bakteriologische Kontrollen und sorgt für die fachgerechte Lagerung und Abgabe der anonymisierten Milchproben. Dank personeller Aufstockung ist nun die regelmäßige Erreichbarkeit und Öffnungszeit der Milchbank auch für externe Spenderinnen gewährleistet – ein weiterer Meilenstein beim Ausbau dieser Einrichtung.
Nicht nur Hightech hilft, nützlich sind auch gute Ideen
Landrat Dr. Sigel ist davon überzeugt, dass sich jede Investition in die Gesundheit der Jüngsten lohnt: „Bereits mit unserem Perinatalzentrum haben wir in Winnenden 2014 den idealen Grundstein gelegt, damit Früh- und Neugeborene wohnortnah hervorragend versorgt werden können. Weil dies ein wichtiger Teil unserer Gesundheitsstrategie im Kreis ist, haben wir das Zentrum technisch und personell top ausgestattet und entwickeln es stetig weiter. Gerade die Frauenmilchbank zeigt, dass es bei der medizinischen Strategie nicht nur um Hightech geht, sondern auch um gute Ideen, Gründergeist und das persönliche Engagement unserer Mitarbeitenden: Daraus wurde diese Innovation geboren, die der Gesundheit unseres Nachwuchses dient.“
Auch der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken André Mertel sagt: „Wir sind stolz darauf, dass unsere enge Zusammenarbeit zwischen Geburtshilfe und Kindermedizin im Winnender Perinatalzentrum mit höchstmöglicher Zertifizierung auf Level 1 eine maximale Sicherheit für Mutter und Baby bietet. Dass unter diesem Dach die Frauenmilchbank als wertvoller Baustein der Säuglingsernährung entstehen und wachsen durfte, ist eine schöne Bestätigung für das Team um Frau Dr. Rauch, das sich dafür mit Fachkompetenz und Herzblut einsetzt. Und mit der Spendermilch werden natürlich bei Bedarf auch unsere in der Rems-Murr-Klinik Schorndorf geborenen Babys optimal ernährt.“
Die Hardware der Frauenmilchbank umfasst fünf neue Tiefkühlschränke, von denen jeder bis zu 70 Liter fasst. Bei minus 32 Grad schlummern die Milchproben dort in der ebenfalls neuen Milchküche auf Station 28 ihrer Verwendung entgegen. Der Ausbau wurde mit Hilfe der Eva Mayr-Stihl Stiftung möglich, die seit Jahren Projekte für Kinder am Rems-Murr-Klinikum fördert – etwa eine Studie zu den Auswirkungen der extremen Frühgeburtlichkeit auf Herz- und Lungenfunktion oder den Aufbau der sozialpädiatrischen Nachsorge „Bunter Kreis Rems-Murr“. 2020 konnten mithilfe der Stiftung vier Geräte zum PCR-Schnelltest beschafft werden.
35 000 Euro von der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung
Die Frauenmilchbank wird von der Eva Mayr-Stihl Stiftung nun mit 35 000 Euro unterstützt. Stifter Robert Mayr betont, dass es seiner Frau Eva Mayr-Stihl und ihm immer wichtig war, im Gesundheitsbereich Projekte zu unterstützen, die über das von den Krankenkassen finanzierte Maß hinaus gehen und einen wirklichen Unterschied für den Patienten machen. „Das Perinatalzentrum des Rems-Murr-Klinikums hat mich von Anfang an beeindruckt. Man sollte alles tun, um diesen kleinen Menschen den Start ins Leben zu erleichtern.“