Lauterbach will "Revolution im System": Warum die Rems-Murr-Kliniken trotzdem gelassen bleiben

Angst vor der Krankenhausstrukturreform? Angst, dass die Krankenhäuser Angebote streichen oder gar ganz schließen müssen? Nicht bei den Rems-Murr-Kliniken in Winnenden und Schorndorf. Die Rems-Murr-Kliniken seien „gut auf die Krankenhausstrukturreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorbereitet“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Umsturz? Nicht im Rems-Murr-Kreis
Die Aussage ist das Fazit einer ersten Einschätzung jenes politischen Vorhabens, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als „Revolution im System“ bezeichnet hat. Die Einschätzung wurde in der 111. Aufsichtsratssitzung der Rems-Murr-Kliniken vorgestellt. Nach den Plänen Lauterbachs soll in Zukunft jedes Krankenhaus in eine bestimmte Versorgungsstufe eingruppiert werden. Von diesem Level ist dann abhängig, welche Leistungen das jeweilige Krankenhaus erbringen darf und in welcher Höhe es entsprechend gefördert wird.
„Im Hinblick auf die Lauterbach-Pläne steht für mich klar fest: Die im Jahr 2017 beschlossene Medizinkonzeption war die goldrichtige Entscheidung. Der Rems-Murr-Kreis hat seine Hausaufgaben gemacht. Stand jetzt gehen wir davon aus, dass kein Standort der Rems-Murr-Kliniken in Level I landen wird“, bilanziert der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Dr. Richard Sigel.
In Level I eingruppierte Krankenhäuser sollen eine wohnortnahe Versorgung garantieren. Laut Homepage des Bundesgesundheitsministeriums stellen sie entweder die Notfallversorgung sicher oder verbinden die ambulante mit der stationären Versorgung. Level-I-Krankenhäuser sollen zukünftig Tagespauschalen abrechnen können. Das heißt: Braucht ein Patient mehrere Tage im Krankenhaus, kann das auch abgerechnet werden, ganz gleich, an was der Patient leidet. Level-I-Krankenhäuser dürfen jedoch viele Leistungen nicht mehr erbringen.
Krankenhäuser höherer Levels – geplant sind Level II und Level III – müssen genau definierte Leistungen erfüllen. Es geht um personelle und technische Ausstattungen.
Landrat geht davon aus, dass Winnenden und Schorndorf die Voraussetzungen für hohe Versorgungslevel erfüllen
Landrat Richard Sigel geht davon aus, dass die medizinischen Weiterentwicklungen und durchgeführten Investitionsmaßnahmen der Rems-Murr-Kliniken dazu führen werden, dass „beide Standorte der Rems-Murr-Kliniken zu einem hohen Versorgungslevel führen“.
„Was von den Plänen bis jetzt bekannt ist, macht uns sehr zuversichtlich“, sagt André Mertel, Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken. „Nach unserer ersten Einschätzung gehen wir davon aus, dass wir mit einigen weiteren Anstrengungen das Rems-Murr-Klinikum Winnenden in die Versorgungsstufe Level III (Maximalversorgung) bekommen.“ Die Rems-Murr-Klinik Schorndorf erfülle mit der Schlaganfall-Spezialabteilung („Stroke Unit“), der Geburtshilfe sowie einem Linksherzkatheter-Messplatz bereits die meisten Kriterien für die Versorgungstufe Level II (Schwerpunktversorgung).
Die Sicherheit, dass die Versorgungslevel in Winnenden und Schorndorf auch tatsächlich erreicht würden, gebe es heute jedoch nicht. „Dazu müssen die Pläne und die Bund-Länder-Beratungen abgeschlossen sein. Und wir müssen unsere Standorte konsequent weiterentwickeln – wie wir es in der Medizinkonzeption vorgesehen haben.“