Nach Kraftakt der Führerscheinstelle Waiblingen folgt nun der Fahrprüfungs-Stau

Die Führerscheinstelle des Landratsamtes in Waiblingen war die gesamte vergangene Woche (23.–27.1.) geschlossen, um den Bearbeitungsstau abzubauen. Zuletzt hatten insbesondere Fahranfänger bis zu fünf, sechs Monate auf ihre Prüfungszulassung warten müssen. Doch selbst wer jetzt die Zulassung endlich erhält, wird sich weiter in Geduld üben müssen. Wie ein Fahrlehrer aus Korb und der TÜV Süd gedenken, die sich nun wohl aufbäumende Fahrprüfungs-Antragswelle zu bewältigen.
Wenn die Führerscheinstelle nächste Woche ab Montag (30. 1.) wieder geöffnet ist, empfiehlt das Landratsamt, online auf www.rems-murr-kreis.de einen Termin zu vereinbaren: „Es können nur Kundinnen und Kunden mit Online-Termin bedient werden“, teilt das Landratsamt mit. Es sei auch weiterhin möglich, Anträge im verschlossenen und an die Fahrerlaubnisbehörde adressierten Umschlag in den Briefkasten des Landratsamtes in Waiblingen einzuwerfen. „Eine Terminvereinbarung zur Antragsabgabe ist nicht vorgesehen.“
Zusätzlich bleibe die Führerscheinstelle im Februar jeden Mittwoch geschlossen. Zum Rückstand bei der Sachbearbeitung sei es gekommen, „weil die Behörde mit einer Welle von Umtauschanträgen zum neuen EU-Führerschein zu kämpfen hat und in den vergangenen Monaten einen hohen Krankenstand zu beklagen hatte“, so das Landratsamt.
Prüfungsaufträge bei Fahrschulen nehmen zu
Nach der Führerscheinstelle folgt nun jedoch eine Antragswelle bei den Fahrschulen und dem TÜV. "Man merkt langsam, aber sicher, dass die Prüfungsaufträge bei uns Fahrschulen zunehmen, und ich prognostiziere, dass es noch viel, viel mehr werden“, sagt Fahrlehrer Bernd Gutbrod aus Korb.
„Das Problem daran ist, die Prüfungsanwärter müssen ja bis zur praktischen Prüfung noch Fahrstunden kriegen, geschult werden. Dann erst noch die theoretische Prüfung bestehen. Und der TÜV muss die Prüfer stellen. Da geraten wir Fahrschulen und womöglich auch der TÜV in Engpässe hinein.“ Zudem müsse ja auch die Bundesdruckerei nun erst mal nachkommen, die Führerscheine herzustellen. Was auch dauere, sagt Gutbrod.
In seiner Fahrschule beantragten gerade nicht wenige Fahrschülerinnen und Fahrschüler nun „schnell“ Stunden und Prüfungstermine, die vor einem halben Jahr die Anträge bei der Führerscheinstelle beantragt und jetzt erst beschieden bekommen hatten. „So schnell, wie jetzt manche hoffen und sich wünschen, können wir das aber gar nicht abarbeiten. Wir haben auch Kapazitätsgrenzen“, sagt Gutbrod.
Fahrlehrer appelliert an Fahrschüler und Eltern
Er verstehe den Unmut und den Verdruss gerade von jungen Erwachsenen, die sich womöglich schon das Begleitete Fahren ab ihrem 17. Geburtstag gewünscht hatten. Viele hätten ihre Fahrstunden zurückgestellt, während sie monatelang auf die Antragsbearbeitung im Landratsamt warten mussten, denn aktuelle Fahrübungspraxis sei am besten kurz vor Prüfungen zu gewinnen. „Die wollen jetzt durchstarten, und werden jetzt erneut ausgebremst.“
Deshalb appelliert Bernd Gutbrod an alle Fahrschülerinnen und Fahrschüler sowie an ihre Eltern, bitte etwas längere Zeiträume einzuplanen und sich nicht erst wenige Wochen vor einem gewünschten Prüfungstermin anzumelden mit der Erwartung, dass dann noch alle nötigen Fahrstunden rechtzeitig abgeleistet werden könnten.
„Fahrschulen und Prüfer vom TÜV brauchen auch Vorlaufzeiten. Ich kann zwar gerne für meine Kundschaft auch mal auf Urlaub verzichten, aber nicht 18 oder 20 Stunden am Tag arbeiten. Da breche ich irgendwann zusammen. Ich bin auch nur ein Mensch.“ Und es gebe ja schließlich auch Arbeitszeitgesetze und die Sicherheit im Straßenverkehr solle ja nicht durch Übermüdung der Fahrlehrer gefährdet werden, sagt Gutbrod. „Haben Sie bitte Verständnis, dass es auch bei uns jetzt leider zu Bearbeitungsstaus kommen wird.“
Was sagt der TÜV Süd?
Beim TÜV Süd im Rems-Murr-Kreis sei noch keine Prüfungsantragswelle angekommen oder gar ein Bearbeitungsstau aufgelaufen, sagt Vincenzo Lucà, Pressesprecher der Unternehmenszentrale in München. „Dafür ist es womöglich noch zu früh. Das könnte sich aber noch ändern. Wir gehen aber davon aus, dass dies scheibchenweise passieren wird.“ Bei einem steigenden Bedarf an Personal für Fahrprüfungen könne der TÜV Süd umdisponieren und mehr Prüfer einsetzen. „Wir haben das auch schon nach den Corona-Lockdowns gemacht, als der Bedarf punktuell gestiegen war. Die Kollegen und Kolleginnen haben jeweils quasi eine doppelte fachliche Qualifikation. Sie können KfZ-Hauptuntersuchungen durchführen und auch Fahrprüfungen“, sagt Lucà. „Wir müssen jetzt erst mal abwarten, wie sich die Lage entwickelt, und stehen diesbezüglich im Austausch mit dem Landratsamt in Waiblingen. Uns fehlen noch bestimmte Infos, um genauere Auskünfte zu erteilen.“
Theoretische und praktische Fahrprüfungen
Umdisponiert werden könnte wohl auch bei den theoretischen Prüfungen: Mehr Termine würden eventuell angeboten, wenn der Bedarf da wäre. Die theoretischen Prüfungen im Rems-Murr-Kreis finden seit Jahren traditionell als Sammeltermine zu vorgegebenen festen Zeiten an drei Orten statt:
- In Schorndorf immer montags am Vormittag direkt beim dortigen TÜV in der Hegelstraße in fünf Durchgängen mit jeweils 15 Plätzen.
- In Fellbach immer dienstags am Nachmittag in VHS-Räumlichkeiten in der Eisenbahnstraße in vier Durchgängen mit jeweils 15 Plätzen.
- In Sulzbach an der Murr immer dienstags am Vormittag im Sulzbacher Hof in sechs Durchgängen mit jeweils elf Plätzen.
Welche Fristen gibt es?
„Die theoretische Prüfung darf frühestens drei Monate, die praktische Prüfung frühestens einen Monat vor Erreichen des erforderlichen Mindestalters abgelegt werden“, teilt das Landratsamt mit. „Die bestandene theoretische Prüfung bleibt nur ein Jahr gültig; läuft diese Frist ab, dann muss sie wiederholt werden, weil sonst keine Zulassung zur praktischen Prüfung erfolgen darf. Die praktische Prüfung bleibt hingegen zwei Jahre gültig. Ist diese Frist abgelaufen, darf die Fahrerlaubnis nicht mehr erteilt werden.“