Sascha Schmalz vom TSV Nellmersbach: So war seine Saison auf den Färöer-Inseln

Es war seine Saison im Profifußball. Stadien, Fans, jeden Tag Training die Woche. Sascha Schmalz hat es für eine Saison auf die Färöer-Inseln verschlagen. Im letzten Punktspiel der Bezirksliga schoss der 22-Jährige den TSV Nellmersbach mit zwei der drei Tore zum Sieg gegen den SV Unterweissach.
Sascha Schmalz ist zurück. In seiner Erinnerung bleibt diese eine Saison beim TB Tvoroyri in der Betri Deildin, der Ersten Liga auf den Färöer-Inseln. Als er beginnt, an diese Zeit zu denken, den Sommer, in dem er die lange Reise mit Flugzeugen und der Fähre auf sich nahm, um ein neues Kapitel zu beginnen, denkt er automatisch auch an seinen ersten Tag zurück.
„Ich dachte zuerst: Was mache ich denn hier?“ Die Stadt: klein. Viel grüne, bergige Landschaft, das Meer. Das Wetter: kein Bilderbuchsommer, maximal 20 Grad, viel Wind. „Die Stadt hat alles, was man zum Leben braucht“, sagt der Waiblinger. Die nächste größere Stadt ist nur eine Fahrt entfernt. Die Hauptstadt Tórshavn ist mit der Fähre in anderthalb, zwei Stunden zu erreichen. Für einen jungen Mann um die 20 zuerst einmal ein kleiner Kulturschock.
Freizeit für Inselerkundungen genutzt
Doch als er dann ins Haus einzog, zusammen mit drei weiteren Neuzugängen des TB Tvoroyri, war der Schock schnell vergessen. „Ich bin menschlich reifer geworden“, sagt er heute, wenn er auf die Zeit zurückblickt. „Ich wusste schon vorher, dass es nicht immer leicht werden würde. Ich war auf mich allein gestellt.“ Wäsche waschen, kochen, den Alltag meistern – für all das war er nun selbst zuständig. Die Pausen von den täglichen Trainingseinheiten, teilweise auch zweimal pro Tag, dem Gang ins Fitnessstudio oder der Sauna nutzten die Färöer-Neulinge der Wohngemeinschaft für Ausflüge an die schönsten Orte der Insel. Und sie lernten die schönen Seiten der Färöer zu schätzen.
Fußball hat auf den Färöer-Inseln einen hohen Stellenwert
Fußball, das versichert er, habe einen hohen Stellenwert auf den autonomen Inseln, die zu Dänemark gehören. „Ähnlich wie bei uns.“ Das Stadion des TB Tvoroyri umfasste etwa Plätze für 5000 Zuschauer. Ganz ausverkauft sei es selten gewesen. Das sei aber auch der Tatsache geschuldet, dass der TB Tvoroyri als einziger Club der Liga nicht auf der Hauptinsel liegt. Eine Auswärtsfahrt war für die Mannschaft immer mit einer Fährfahrt in die Hauptstadt verbunden, von da an ging es dann mit dem Bus weiter. Gespielt wurde überall auf Kunstrasen, Naturrasen sei bei der Witterung keine Option.
Vor dem ersten Spiel war Schmalz richtig aufgeregt
„Bei Heimspielen haben wir uns auch schon immer recht früh auf dem Gelände getroffen“, so Schmalz. Bevor um 15 Uhr angepfiffen wurde, gab es noch lockere Einheiten, Dehnen, Yoga. Anschließend ein gemeinsames Mittagessen und Zeit für sich. „Wenn du dich dann umziehst und aufwärmst, steigen die Stimmung und die Aufregung.“ Die sei gerade bei seinem ersten Spiel groß gewesen. „Du weißt, das Niveau ist hoch. Das Spiel wird im Fernsehen übertragen. Da sind Fans, die tragen das Vereinstrikot. Das ist ein gutes Feeling.“
Lange hielt die Aufregung nicht, ein, zwei Minuten nach Anpfiff sei sein Fokus auf dem Fußball gelegen. Viele junge Spieler sind beim TB Tvoroyri auf erfahrene getroffen. Eine Mannschaft, zusammengewürfelt aus verschiedenen Ecken der Welt: viele Einheimische, Spieler aus Dänemark, Finnland, Ghana, Norwegen, Serbien, Lettland, Deutschland. In einer Liga, die im vorderen Feld vergleichbar mit dem Niveau der 3. Liga, im hinteren Bereich der Tabelle mit deutschem Regionalliganiveau vergleichbar ist.
„Ich bin fußballerisch gewachsen, vorangekommen“, so Schmalz. Wenn man so oft trainiere, so viel Professionalität dahintersteckt, dann nehme man sich das Ganze noch mehr zu Herzen. „Die Mannschaft hat mich weitergebracht. Der Abstiegskampf hat mich weitergebracht.“
Als Letzter der Tabelle habe die Mannschaft immer versucht, so offensiv wie möglich zu spielen. Am Ende stand doch der Abstieg. Angebote von anderen Erstligaclubs habe Schmalz schon bekommen, doch der Mittelfeldmann wollte es bei diesem einen Jahr belassen. „Die Reise war eine Erfahrung wert. Aber ich wollte wieder in ein Land mit mehr Leben.“ Lange habe er sich überlegt, wie es mit dem Fußball weitergehen soll. „Ich habe mich dazu entschlossen, meinen Vater in seinem Unternehmen zu unterstützen, irgendwann das Geschäft zu übernehmen.“ Fußball sei auch in der Bezirksliga mehr als ein Hobby für ihn, die Leidenschaft für diesen Sport und sein Ehrgeiz keineswegs geschmälert.
Nächstes Spiel von Schmalz und TSV gegen SC Korb
Er lacht, wenn er an das erste Spiel denkt, das er mit dem TSV Nellmersbach in der Bezirksliga nach seiner Reise wieder bestritt: „Es war beides: Schock und Heimatgefühl.“ Keine jubelnden Fanmassen, keine Rundumbetreuung, keine Profiverhältnisse. „Der Druck, den man als Profi 24/7 verspürt, war nicht mehr so hoch. Und es war einfach wieder schön, mit meinen Jungs auf dem Platz zu stehen.“
Am Sonntag geht’s für Schmalz und den TSV zum SC Korb (Anpfiff 15 Uhr). „Ich will irgendwann mit Nellmersbach aufsteigen.“ Ob es diese Saison noch klappt? Schwierig in der starken Runde. „Aber ich will vorne angreifen.“