Der Spätstarter
Stuttgart.
Der 04. November ist dick und fett im Kalender von Alexander Meyer markiert. Dann spielt der VfB Stuttgart auswärts beim Hamburger SV – Meyers Ausbildungsverein. „Dort habe ich meine halbe Jugend verbracht. Damals war es mein Traum einmal im Volkspark Stadion aufzulaufen“, erzählt die neue Nummer zwei des VfB Stuttgart. „Das wird ein schönes Erlebnis.“
Ausgebildet beim Hamburger SV
Nach dem Weggang von Mitch Langerak zu UD Levante verpflichteten die Schwaben den 26-Jährigen Torhüter vom Regionalligisten FC Energie Cottbus. VfB-Torwarttrainer Marco Langner kannte den 1,95 Meter Mann noch aus seiner Zeit bei Werder Bremen. Langner arbeitete damals unter Robin Dutt beim SV Werder und durfte Meyer einige Male bei Spielen der Bremer U 23 gegen den TSV Havelse beobachten.
Eine schwere Schulterverletzung machte dem ambitionierten Nachwuchskeeper aber einen Strich durch die Rechnung. Zwölf Monate Pause waren die Folge und die eigentlich gute Perspektive in der Hansestadt futsch.
Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung
Der junge Torhüter wollte nach seiner Genesung „wieder richtig Spaß am Fußball haben“ und entschied sich für einen Wechsel zum TSV Havelse in die Regionalliga Nord. Nach einem erfolgreichen ersten Jahr folgte 2012 erneut eine Verletzung an der Schulter – zehn Monate Zwangspause. Kaum wieder fit, verletzte sich Meyer in seinem ersten Spiel direkt wieder. Dieses Mal am Knie. Wieder ein halbes Jahr Pause.
„Das war 2013. Seitdem bin ich verletzungsfrei“, sagt der 26-Jährige erleichtert beim Pressegespräch im Clubzentrum des VfB. Seinen großen Traum von der Bundesliga verlor Meyer zu keinem Zeitpunkt aus den Augen und so suchte der ehrgeizige Torwart erneut nach einer neuen Herausforderung.
Ein starkes DFB-Pokalspiel gegen den VfB
2016 verschlug es Meyer in die Regionalliga Nordost zum FC Energie Cottbus. „In Havelse habe ich vor 400 Zuschauer gespielt. In Cottbus vor 8.000. Das war eine ganz andere Kulisse und eine viel bessere Bühne für mich.“ Und die konnte der junge Keeper für sich nutzen.
In der ersten Runde des DFB-Pokals ging es Anfang August mit dem FC Energie gegen den VfB Stuttgart. Der Regionalligist musste sich erst im Elfmeterschießen geschlagen geben und Meyer spielte eine starke Partie. Als dann Aufstiegskeeper Mitch Langerak den Verein in Richtung Spanien verließ, erinnerte sich VfB-Torwarttrainer Langner an seine Beobachtungen aus Bremer Tagen.
Der Wechsel zum VfB Stuttgart in die Bundesliga ist wie ein verspäteter Startschuss für die Karriere von Alexander Meyer. „Jetzt fängt es gerade erst an“, so der 26-Jährige - Alexander Meyer, der Spätstarter.
Die Rollen sind klar verteilt
Einen Monat ist Meyer nun bei der Mannschaft und fühlt sich pudelwohl. Vom Trainerteam und seinen Mitspielern wurde er „super aufgenommen. Ich fühle mich hier richtig wohl“.
Sein Fokus liegt nun zunächst voll auf der alltäglichen Trainingsarbeit mit Torwarttrainer Marco Langner und seinen beiden Kollegen Jens Grahl und Ron-Robert Zieler.
Die Rollen sind klar verteilt. Zieler ist die unangefochtene Nummer eins, Meyer die Nummer zwei. Dennoch sagt Meyer: „Konkurrenzkampf braucht man auf jeder Position. Ich habe meine Ziele und werde jeden Tag einhundert Prozent geben. Mein Ziel ist es, in der Bundesliga zu spielen.“
Zweites Standbein neben dem Fußball
Der Mann aus dem hohen Norden (geboren in Bad Oldesloe bei Lübeck) wohnt mittlerweile in der Nähe von Esslingen und freut sich über den Mix aus Stadt und Natur. „Gerade das mit den Bergen hier im Südwesten ist für mich etwas ganz Besonderes.“
Da der große Traum von der Profikarriere lange Zeit am seidenen Faden hing, baute sich der Torhüter neben dem Fußball ein zweites Standbein auf: Seit 2014 studiert der Keeper an der IST-Hochschule in Düsseldorf per Fernstudium Fitness und Gesundheitsmanagement.
Den Studienabschluss hat er schon so gut wie in der Tasche. Doch zunächst einmal muss das Studium pausieren. Bis April 2018 hat sich Meyer ein Urlaubssemester genommen. Der neuen Aufgabe beim VfB gilt jetzt die volle Konzentration.