Der Torero verlässt die Arena: VfB-Stürmer Mario Gomez beendet seine Karriere
Der Torero-Jubel war sein Markenzeichen. Eine Reminiszenz an seine spanischen Wurzeln. Und auch in seinem letzten Spiel für den VfB Stuttgart durfte Mario Gomez sich noch einmal verbeugen - wenn auch vor leeren Rängen im letzten Saisonspiel gegen den SV Darmstadt (1:3). Trainer Pellegrino Matarazzo hatte vorab die Mannschaft in die Pflicht genommen: „Es ist unser Job und unsere Verantwortung, ihm einen würdigen Abschied zu schenken.“ Auftrag erfüllt. In der 43. Minute legte Silas Wamangituka den Ball quer vor den Kasten, wo Gomez die Kugel aus sechs Metern mit der rechten Fußspitze über die Linie beförderte. Ein echter Gomez eben.
„Das war meine letzte Mission für den VfB“
Sein 110. Treffer im 230. Pflichtspiel für den VfB. Auf der Tribüne jubelten Ehefrau Carina und Sohn Levi, ein letztes Mal drückten die Fans und die Stadion-Regie den „Gomez-Button“. Dann war Schluss. In der 81. Minute ging der 34-Jährige unter dem Applaus seiner Mitspieler vom Platz. Der Torero verlässt die Arena. Der „Gomez-Button“ kann vom Netz genommen werden. Der Stürmer wird seine Kickschuhe endgültig an den Nagel hängen. Nach dem Abpffiff sagte er am Sky-Mikrofon: „Ich bin dankbar für die Zeit beim VfB. Es war immer mein Traum, hier meine Karriere zu beenden. Dass es jetzt so gekommen ist, mit diesem grandiosen Erfolg dieses Jahr, ist umso schöner. Ich hatte schon den einen oder anderen Moment heute mit etwas Pippi in den Augen. Wir haben verloren, das ist ein bisschen doof. Aber am Ende des Tages sind wir aufgestiegen. Das war meine letzte Mission für den VfB, nachdem wir es letztes Jahr verkackt hatten. Es war mein großer Wunsch, damit zu gehen.“
Tormaschine, Vollblutstürmer, Vollstrecker
Ex-VfB-Trainer Felix Magath, der ihn zu „den Besten, die in der Bundesliga auf seiner Position gespielt haben“ zählt, bedauert den Abgang des ehemaligen Nationalspielers (78 Spiele/31 Tore), sagte der dpa aber: „Mit einem Aufstieg in die Bundesliga seine Karriere zu beenden, ist ja nicht so schlecht.“ Magath war es, der dem damals 18 Jahre jungen Gomez 2004 zum Profi-Debüt verhalf. Erst in der Champions League gegen Chelsea, dann in der Bundesliga gegen den HSV. Mit dem VfB wurde der Sohn einer deutschen Mutter und eines spanischen Vaters 2007 Meister und Deutschlands Fußballer des Jahres. Mit dem FC Bayern gewann er je zweimal die Meisterschale und den DFB-Pokal, 2013 sogar die Champions League. Er schoss 170 Tore in 328 Bundesliga-Spielen, wurde dazu Meister und Torschützenkönig mit Besiktas Istanbul in der Türkei - und schoss den AC Florenz ins Finale des italienischen Pokals. Auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft war das 1,89 Meter große Kraftpaket eine knallharte Tormaschine, ein echter Vollblutstürmer und eiskalter Vollstrecker. Vielleicht sogar einer der besten Angreifer der Welt.
Andreas Beck würdigt Gomez: „Er gehört zum VfB“
Am Sonntag gab es nun den letzten Auftritt des Toreros im Trikot des VfB Stuttgart. „Als ich damals als junger, aufstrebender Kerl die Welt erobern und Titel gewinnen wollte, habe ich viele VfB-Herzen enttäuscht“, sagter er nach dem Schlusspfiff, „es war immer mein Anliegen als Spieler, den Leuten zu zeigen, dass es für mich im Fußball noch eine gewisse Romantik gibt. Für mich war die Romantik, hier, wo alles angefangen hat, aufzuhören.“ Und auch wenn ihm keine große Abschiedsparty in der vollbesetzten Arena vergönnt war, werden die Stuttgarter Fans „ihren Mario“ in bester Erinnerung behalten. Selbst Ministerpräsident Winfried Kretschmann meldete sich zu Wort: „Sie sind einer der ganz Großen in der Geschichte unseres VfB.“ Der Torjäger aus dem oberschwäbischen Riedlingen hat sich seinen Platz in der VfB-Hall-of-Fame neben Legenden wie Karl Allgöwer, Guido Buchwald oder Jürgen Klinsmann gesichert. Oder wie es Gomez’ ehemaliger Mitspieler Andreas Beck im Interview mit t-online.de so schön formulierte: „Er gehört zum VfB. Sein Name, seine Fußstapfen sind beim VfB verewigt.“
Die Karriere von Mario Gomez im Überblick
- 8. Mai 2004: Bundesliga-Debüt für den VfB Stuttgart im Spiel gegen den Hamburger SV
- 7. Februar 2007: Debüt für die deutsche A-Nationalmannschaft im Länderspiel gegen die Schweiz
- 19. Mai 2007: Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart und anschließend Wahl zu Deutschlands Fußballer des Jahres
- 16. Juni 2008: Beim 1:0-Sieg im letzten EM-Gruppenspiel gegen Österreich bringt Gomez den Ball aus zwei Metern nicht im leeren Tor unter. Anschließend muss er mit viel Spott und Kritik leben.
- 26. Mai 2009: Gomez wechselt für eine geschätzte Ablösesumme von 30 Millionen Euro zum FC Bayern München. Damit wäre er zum damaligen Zeitpunkt der teuerste Spieler der Bundesliga-Geschichte gewesen.
- 14. Mai 2011: Mit 28 Saisontoren wird Gomez erstmals Bundesliga-Torschützenkönig
- 1. Juni 2013: Nach der Meisterschaft und der Champions League macht Gomez mit den Bayern das historische Triple perfekt und gewinnt auch noch den DFB-Pokal - durch einen 3:2-Finalsieg gegen den VfB
- 8. Juli 2013: Gomez wechselt vom FC Bayern zum AC Florenz
- 30. Juli 2015: Wechsel auf Leihbasis zu Besiktas Istanbul
- 15. Mai 2016: Vorzeitiger Gewinn der türkischen Meisterschaft mit Besiktas. Mit 26 Toren wird Gomez zudem Torschützenkönig in der Türkei
- 17. August 2016: Wechsel zum VfL Wolfsburg
- 28. Dezember 2017: Rückkehr zum VfB Stuttgart
- 27. Mai 2019: Bundesliga-Abstieg mit dem VfB in der Relegation beim 1. FC Union Berlin
- 28. Juni 2020: Bundesliga-Rückkehr mit dem VfB und Karriereende