Joker Al Ghaddioui schießt den VfB ins Achtelfinale
Hamburg. Durch einen späten Jokertreffer von Hamadi Al Ghaddioui hat sich der VfB Stuttgart in der 2. DFB-Pokalrunde gegen den Hamburger SV durchgesetzt und sich gleichzeitig für die Liga-Klatsche vom Samstag revanchiert. Dem eingewechselten Deutsch-Marokkaner gelang nach einem intensiven Pokalabend in der Verlängerung der vielumjubelte 2:1-Siegtreffer für die Stuttgarter. Die Schwaben stehen somit im Pokal-Achtelfinale und haben ihren Negativlauf von drei Pleiten in Serie durchbrochen.
Im Vergleich zum 2:6-Debakel vom Samstag hatte Trainer Tim Walter eine Startformation auf vier Positionen verändert: Für Emiliano Insua (nicht im Kader), Gregor Kobel, Maxime Awoudja und Silas Wamangituka (alle Bank) spielten Gonzalo Castro, Fabian Bredlow, Holger Badstuber und Santiago Ascacibar. Der zuletzt angeschlagene Stürmer Hamadi Al Ghaddioui (Knieprobleme) kehrte in den Kader zurück.
Zwei Elfmetertore in Halbzeit eins
Bei knackigen acht Grad brauchte die Partie keine 37 Sekunden, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Nach einem Steilpass von Holger Badstuber wurde Philipp Förster von HSV-Verteidiger Gideon Jung im Strafraum zu Fall gebracht. Den fälligen Strafstoß verwandelte Nicolas Gonzalez sicher (2.). Ein Traumstart für die Gäste. Doch die Freude über das frühe Führungstor währte nur kurz. Santiago Ascacibar setzte nach einer Viertelstunde im eigenen Strafraum zu einer Grätsche gegen David Kinsombi an - und Schiedsrichter Bastian Dankert zeigte auf den Punkt. Auch HSV-Kapitän Aaron Hunt hatte aus elf Metern keinerlei Probleme. 1:1 nach 16 Minuten.
Sollte das Spiel jetzt wie schon in der Liga ein Spektakel werden? Mitnichten. Viele Fouls und kleinere Nicklichkeiten ließen im Anschluss an die wilde Anfangsphase keinen wirklichen Spielfluss aufkommen und so entwickelte sich eine Partie auf Augenhöhe. In ihrem „Tannenbaum-System“, einer 4-3-2-1-Grundordnung, standen die Schwaben deutlich stabiler als am vergangenen Samstag. Im Mittelfeld hatte Atakan Karazor Hamburgs jungenSpielmacher Adrian Fein gut im Griff und auf dem Flügel ackerte sich Routinier Gonzalo Castro am pfeilschnellen Bakery Jatta ab. Bis auf einen Flugkopfball von Nicolas Gonzalez (29.) passierte vor beiden Toren nichts mehr. Mit dem leistungsgerechten Remis ging es in die warmen Kabinen.
Keine spektakuläre Achterbahnfahrt, dafür viel Taktik
Aus der Pause kamen die Stuttgarter mit frischem Schwung. So verpasste Holger Badstuber per Kopf nach einer Castro-Ecke nur haarscharf den HSV-Kasten (48.). VfB-Trainer Tim Walter wechselte daraufhin zum ersten Mal und brachte für den gelbvorbelasteten Philipp Förster den dribbelstarken Stürmer Silas Wamangituka. Der VfB übernahm nun nach und nach die Spielkontrolle und die nächste gute Chance ließ nicht lange auf sich warten: Santiago Ascacibar, schlenzte den Ball aus 17 Metern knapp über die Latte (65.). Hamburgs Trainer Dieter Hecking reagierte nach 68 Minuten und brachte Jeremy Dudziak und Khaled Narey für Kapitän Aaron Hunt und Jairo Samperio.
In der Schlussphase schipperte die Partie wieder in ruhigeres Fahrwasser. Beide Teams neutralisierten sich weitestgehend, knallige Torchancen waren absolute Mangelware. Der VfB war zwar die aktivere Mannschaft, spielte aber im letzten Drittel zu unpräzise. So bibberten die 45.503 Zuschauer auf ihren blauen Sitzschalen und sahen eine taktisch interessante und intensive Begegnung, aber eben keine spektakuläre Achterbahnfahrt wie am Samstagnachmittag. Folgerichtig ging es für Spieler und Fans in die Verlängerung.
Joker Hamadi Al Ghaddioui trifft in der Verlängerung
Gleich zu Beginn der 30 minütigen Extraschicht mussten die Hamburger verletzungsbedingt wechseln: Sonny Kittel kam für Josha Vagnoman ins Spiel (95.). Nach 101 gespielten Minuten lag dann erstmals wieder Torgefahr in der kalten Hamburger Abendluft: HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes klärte zunächst einen Klement-Freistoß und kurz darauf aus kurzer Distanz gegen Atakan Karazor.
Die Stuttgarter blieben auch nach dem Seitenwechsel die etwas dominanter Team, fanden gegen gut organisierte HSV-Defensive aber lange keine Lücke. Bis in der 114 Minute der eingewechselte Hamadi Al Ghaddoui aus der Drehung das vielumjubelte 2:1 für den VfB erzielte. Zuvor hatte Wamangituka aus spitzem Winkel nur den Pfosten getroffen und Karazor den Abpraller clever auf Al Ghaddioui gespielt. Kurz darauf war Schluss im Volksparkstadion und der VfB durfte nach zuletzt drei Pleiten in Serie gemeinsam mit seinen Fans den Einzug ins Achtelfinale feiern.
Gespielt werden die Pokalachtelfinals am 4./5. Februar. Die Paarungen werden am Sonntag um 18 Uhr im Deutschen Fußballmusuem in Dortmund ausgelost. Ex-Skistar Felix Neureuther gibt die Losfee.
Hamburger SV - VfB Stuttgart 1:2 (1:1) n.V.
Hamburg: Heuer Fernandes - Vagnoman (95. Kittel), Jung, van Drongelen, Leibold - Fein, Kinsombi (103. Moritz), Hunt (68. Narey) - Jatta, Hinterseer, Jairo (68. Dudziak)
Stuttgart: Bredlow - Castro, Badstuber, Kempf, Stenzel - Karazor, Ascacibar, Mangala (110. Al Ghaddioui), Klement (120. Phillips) - Gonzalez, Förster (59. Wamangituka)
Tore: 0:1 Gonzalez (2./FE), 1:1 Hunt (16./FE), 1:2 Al Ghaddioui (114.)
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Zuschauer: 45.503
Gelbe Karten: Jatta (51.), Narey (111.) / Kempf (11.), Karazor (18.), Castro (51.), Mangala (68.), Badstuber (107.)