Kröten-Wanderung zum Ebnisee: Warum das für die Tiere lebensgefährlich ist

Jedes Frühjahr passiert das Gleiche: Unzählige Kröten machen sich auf den Weg zu dem Gewässer, wo sie geboren sind, um dort ihre Eier abzulegen. Mancherorts haben Naturschützer extra Tunnel gegraben, damit die Tiere unter den Straßen hindurchwandern können. Man errichtet Schutzzäune, damit es auf der Straße keine tödlichen „Kröten-Unfälle“ mehr gibt. Diese Zäune gibt es auf dem Weg zum Ebnisee in Kaisersbach auch - aber leider auch viel zu hohe Bordsteinkanten. Und jede Menge Gullys.
Viele Kröten fallen in Gullys
„Die Kröten haben eine Art innere Peilung, die sie zum See lenkt“, sagt Katia Eschler aus Ebni, die schon viele Kröten in Sicherheit gebracht hat und sich um die Amphibien Sorgen macht. „Oder so was wie ein Schwarmwissen. Und weil sie nicht über die Bordsteinkanten kommen, bleiben sie eben bis zum nächsten Gully auf der Straße. Und dann fallen sie hinein und kommen nicht mehr heraus.“ Was dazu führt, dass Hunderte von Erdkröten in den Gullys umkommen.
Nun kann man als Krötenretter nicht einfach die Gullydeckel entfernen, um die unglückseligen Viecher wieder einzusammeln - das gilt laut StGB als „gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr“. Also lieber vorsorgen - aber wie?
Kletterhilfe für die Amphibien
Katia Eschler schickt PDFs von Vorrichtungen, die man in der Schweiz in Wasserbecken einbaut, um den Amphibien eine Kletterhilfe zur Verfügung zu stellen - zum Beispiel gelochte Bleche. Oder Netze, die ebenfalls aus der Schweiz stammen, und die im Moment in Abstimmung mit dem Straßenbauamt in den Gullys rings um den Ebnisee getestet werden.
„Aber damit ist das Problem natürlich nicht gelöst“, sagt Eschler. „Denn wenn die Tiere es aus den Gullys geschafft haben, sind sie ja doch bloß wieder auf der Straße.“ Und können die hohen Bordsteinkanten immer noch nicht überwinden. Das Problem ist im Landratsamt in Waiblingen durchaus bekannt, und man bemüht sich um Abhilfe. „Für die Sicherung der bekannten Wanderstrecken von Amphibien im Bereich von Straßen stehen die Untere Naturschutzbehörde und das Straßenbauamt schon seit Jahren in einem engen und regelmäßigen Austausch“, heißt es in einer Mitteilung der Pressestelle. „Zudem ist das Straßenbauamt des Rems-Murr-Kreises in Sachen Amphibienschutz aktiv tätig. So kümmert sich das Straßenbauamt um die Unterhaltung der fest installierten Amphibienschutzleiteinrichtungen und unterstützt beim Aufbau von mobilen Leiteinrichtungen oder bei der notwendigen Verkehrsbeschilderung während der Wanderzeit von Amphibien.“
Ohne freiwillige Helfer geht es nicht
Klingt gut, ändert an dem Problem, das die bedauernswerten Kröten mit den Bordsteinkanten haben, aber noch nichts. Wie lange es dauert und wie viel Geld in die Hand genommen werden muss, um besagtes Problem zu lösen, weiß man im Landratsamt bedauerlicherweise nicht so genau, wie es wünschenswert wäre. „Hierbei sind auch die Verkehrssicherheit sowie die Gewährleistung einer Straßenoberflächenentwässerung zu beachten“, schreibt Rojda Firat von der Pressestelle in Waiblingen. „Folglich kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage zu einem Zeitplan und den damit verbundenen möglichen Kosten gemacht werden.“
Sprich: Nichts Genaues weiß man nicht. Man kann nur hoffen, dass sich bis zu den nötigen Umbaumaßnahmen genügend freiwillige Helfer finden, um den wandernden Kröten bei Nacht, Regen und Nebel auf dem Weg zum Ebnisee über die Straße zu helfen.