Kernen

Feuerwehr Kernen: Andreas Wersch gibt Amt des Abteilungskommandanten Stetten ab

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v. l.: Andreas Wersch (Gesamtkommandant der Feuerwehr Kernen), Paul Novokhatskiy, neuer Abteilungskommandant in Stetten, sein Stellvertreter Florian Michalke und Bürgermeister Benedikt Paulowitsch bei der Jahreshauptversammlung in der Glockenkelter. © Ralph Steinemann Pressefoto

Führungswechsel bei der Freiwilligen Feuerwehr Kernen: Nach insgesamt 26 Jahren hat Andreas Wersch den Posten des Stettener Abteilungskommandanten an seinen Stellvertreter Paul Novokhatskiy (31) abgegeben. Der 57-Jährige wird der Kernener Gesamtfeuerwehr weiterhin als Hauptkommandant erhalten bleiben.

„Wenn man jüngere Leute motivieren will, dann muss man auch Platz machen“

„Ich werde jetzt 58 im März und ich habe durch meine Feuerwehrtätigkeiten viele andere Aufgaben“, begründet Andreas Wersch seine Entscheidung auf Nachfrage unserer Redaktion. Der Kernener Feuerwehrkommandant ist unter anderem Pressesprecher vom Landesfeuerwehrverband sowie aktiv im Landesfeuerwehrbeirat und im Vorstand des Landesfeuerwehrverbandes. Auch findet er: „Wenn man jüngere Leute motivieren will, dann muss man einfach auch Platz machen.“ So sollte es seiner Meinung nach auch in der Politik sein.

„Ich will mich nicht einmischen, aber wenn man mich fragt, dann bin ich da“

Auch wenn ihm die Aufgaben als Abteilungskommandant bisher Freude bereiteten, freut er sich, jemanden gefunden zu haben, „von dem man sagt ‘Der wäre jetzt geeignet, in meine Fußstapfen zu treten, und der macht es gut’“. Seinem Nachfolger Paul Novokhatskiy möchte der 57-Jährige „mit Rat und Tat zur Seite“ stehen. „Ich will mich nicht einmischen, aber wenn man mich fragt, dann bin ich da.“

Training im Brandübungscontainer unter realitätsnahen Bedingungen bei der Feuerwehr

Für Andreas Wersch war und ist eine gute Feuerwehrausbildung und eine professionelle Vorbereitung auf die Einsätze stets sehr wichtig. „Wir waren mit die Ersten, die unsere Einsatzkräfte im sogenannten Brandübungscontainer, in Brandsimulationsanlagen, unter realitätsnahen Bedingungen ausgebildet haben“, sagt der 57-Jährige.

Die Feuerwehr Kernen sei in vielerlei Hinsicht „sehr innovativ“. Damit die jungen Kräfte nach ihrem Atemschutzträgerlehrgang mit ihrem ersten Feuer nicht erstmals beim Einsatz konfrontiert werden und möglicherweise falsche Entscheidungen treffen, fahren die Einsatzkräfte jährlich zu einer Übungsanlage nach Külsheim zu einer sogenannten Heißausbildung. „Wenn die davor schon in einem holzbefeuerten Container bei 600 Grad drin waren, dann sind sie viel, viel besser darauf vorbereitet“, findet Andreas Wersch.

„Ich möchte nicht, dass einem meiner Feuerwehrkameraden und -kameradinnen bei einem Einsatz etwas passiert“, sagt er, „das ist das Schlimmste.“

Professionelle Bergung aus verunfalltem Fahrzeug

Traurig sei es auch, wenn Menschen etwa bei Verkehrsunfällen zu Schaden kommen. Zwar sei in den vergangenen Jahren die Zahl der Schwerverletzten bei Unfällen zurückgegangen, so Andreas Wersch, was seiner Meinung nach besagt, „dass die Fahrzeuge sicherer geworden sind“. Dennoch spielt eine professionelle Bergung aus einem verunfallten Fahrzeug nach wie vor bei der Feuerwehr eine bedeutende Rolle.

Daimler-Vorserienfahrzeuge zum Üben und zum Zerschneiden 

Wie eine eingeklemmte Person aus dem Wrack zu retten ist, üben die Einsatzkräfte deshalb regelmäßig. Seit vielen Jahren habe die Feuerwehr eine Kooperation mit dem Automobilhersteller Daimler, so Andreas Wersch. „Wir bekommen Vorserienfahrzeuge zum Üben und zum Zerschneiden.“ Da blute einem manchmal das Herz, findet der Feuerwehrkommandant, wenn ein neuwertiges Fahrzeug zerlegt und zerschnitten werde.

Dennoch sei es besser als „an alten Fahrzeugen, die zum Verschrotten da waren“, zu üben, wie es früher häufig der Fall gewesen ist. Denn „das sind natürlich nicht die, die hauptsächlich auf den Straßen unterwegs sind“, sagt er. Deswegen ist die Kernener Feuerwehr ganz froh, wenn sie sogenannte Erlkönige, Testfahrzeuge und Ähnliches bekomme, um daran üben zu können. „Denn da tut sich auch unser hydraulisches Rettungsgerät mitunter manchmal schwer“, sagt Andreas Wersch. Nicht immer sei es einfach, mit Schneidegerät und Spreizer ins Fahrzeuginnere zu kommen, um die Personen zu befreien.

„Die schlimmen Dinge, die hakt man ab und macht weiter“

Seit seiner Zeit bei der Feuerwehr hat Andreas Wersch an zahlreichen Einsätzen mitgewirkt, an einige kann er sich noch heute erinnern. „Vieles vergisst man, und vieles vergisst man Gott sei Dank“, sagt er rückblickend und ist froh: „Die schlimmen Dinge, die hakt man ab und macht weiter.“

An seinem 50. Geburtstag brannte das David-Pfeffer-Haus in Stetten

An einen Einsatz, der sich am 4. März 2015 in Stetten ereignete, erinnert sich Andreas Wersch noch heute. Aus einem ganz besonderen Grund: „Das war mein 50. Geburtstag“, sagt Andreas Wersch, der in wenigen Tagen seinen 58. Geburtstag feiern wird. Da brannte das denkmalgeschützte „David-Pfeffer-Geburtshaus“. „Um Punkt Mitternacht kam ein Alarm“, erinnert er sich.

„Aha, jetzt stehen meine lieben Feuerwehrkameraden bei mir vor der Haustür zum Umtrunk und wollen mir zum Geburtstag gratulieren“, dachte er zunächst. Doch dem war nicht so. Vor dem Fenster standen keine Kameraden und der Alarm wurde nicht - wie angenommen – mittels eines Testgerätes ausgelöst. „Dann sehe ich, dass in der Mühlstraße schon Flammen aus dem Dachgeschoss schlagen“, sagt Andreas Wersch. Und weiß noch heute: „Die Situation war ein bisschen kritisch.“

Zwei Drehleiterfahrzeuge, Unterstützung aus Weinstadt und Fellbach

Grund dafür sei unter anderem die enge Bebauung in der Straße gewesen, die oft sehr zugeparkt sei, „so dass man mit Einsatzfahrzeugen nicht wirklich durchkommt oder ans Brandobjekt herankommt“. Den Einsatz, der bis in den Vormittag ging, habe man dann mit zwei Drehleiterfahrzeugen, mit Unterstützung aus Weinstadt und Fellbach, in den Griff bekommen.

Gefährliche Situation während des Feuerwehreinsatzes

Dass auch ein erfahrener Feuerwehrmann sich innerhalb von wenigen Sekunden in Gefahr bringen kann, erlebte Andreas Wersch an dem besagten Tag am eigenen Leib: Einem Handwerker, der zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude untergebracht war und in die Flammen hineinrannte, folgte Andreas Wersch intuitiv hinterher. „Völliger Blödsinn, macht man nicht, aber ich hab’s halt gemacht – man macht so was wahrscheinlich automatisch“, sagt er heute.

Er sei dem Mann bis unters Dachgeschoss gefolgt. „Über uns haben schon auch die Balken gebrannt“, sagt er, „ich hab’ den dann irgendwie in dem komplett verrauchten Zimmer, wo er drin war, an den Haaren zu packen gekriegt und rausgezerrt.“

Der Handwerker habe sich in Gefahr begeben, weil er seine „dunklen Anzugsschuhe“ holen wollte. „Das war für den Mann ein Wertgegenstand, den der einfach retten wollte und war sich der Gefahr nicht bewusst“, sagt Andreas Wersch. „Man denkt ‘Mein Gott, der riskiert sein Leben für ein paar Schuhe, was für ein Wert müssen die für den haben’“, fügt er hinzu.

„Das war im Prinzip mein 50. Geburtstag. So eine Party kriegt auch nicht jeder geboten“, sagt er. „Ich hätte gerne darauf verzichtet.“

Führungswechsel bei der Freiwilligen Feuerwehr Kernen: Nach insgesamt 26 Jahren hat Andreas Wersch den Posten des Stettener Abteilungskommandanten an seinen Stellvertreter Paul Novokhatskiy (31) abgegeben. Der 57-Jährige wird der Kernener Gesamtfeuerwehr weiterhin als Hauptkommandant erhalten bleiben.

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„Wenn man jüngere Leute motivieren will, dann muss man auch Platz machen“

„Ich werde jetzt 58 im März und ich habe durch meine Feuerwehrtätigkeiten viele andere

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