Kernen

Hier kommt keiner ungeschoren davon

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Wie frisch vom Friseur: Zwei der Böcke haben die Schur hinter sich und schnuppern an der geschorenen Haut der anderen. © Schneider / ZVW
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Schafschur
Achim Pfeffer bei der Arbeit. © Gaby Schneider
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Schafschur
Die Wolle wird vorsortiert. © Gaby Schneider

Kernen-Stetten. Schafzucht hat in Kernen eine lange Tradition: Das Haus Württemberg züchtete hier einst seine Schafe. Nun ist es Christine Brencher, die ihre Tiere dort hält. Für die Remstal-Gartenschau im nächsten Jahr organisiert sie ein Wochenende rund um das Thema Schaf.

39 Schafe mähten am Freitag von 10 Uhr an über das Gelände der Genossenschaftskelter in Stetten – die alljährliche Schafschur stand an. Insgesamt ging es fünf verschiedenen Schafrassen an ihre Wolle: Braunen Bergschafen, Kärtner Brillenschafen, Krainer Steinschafen, Coburger Fuchsschafen und den rauwolligen Pommerschen Landschafen. Bei allen handelt es sich um „aussterbende Rassen“, sagt Schäferin Christine Brencher. Ihr gehören die Coburger Fuchsschafe und die Krainer Steinschafe – die anderen Rassen wurden von der Gemeinde für den Schafwanderweg bei der Remstal-Gartenschau im nächsten Jahr gekauft.

Los ging es mit vier Böcken, die allem Anschein nach nicht viel von der bevorstehenden Schur hielten. Auch wenn manche Schafe die Schur schon mehrmals erlebt haben – Gewohnheit kommt keine auf: „Da gibt’s einfach kitzelige Schafe, die sind schon fünfmal dabei gewesen und sind immer noch kitzelig“, sagt Christine Brencher.

Zweieinhalb Minuten pro Schaf

Das kann Achim Pfeffer, Schafscherer aus Schwäbisch Hall, nur bestätigen: „Es gibt Schafe die ergeben sich ganz einfach, die machen gar nix, und es gibt Schafe, die versuchen abzuhauen – egal wie.“ Es kann durchaus mal vorkommen, dass es beim Scheren zwickt oder es zu einer kleinen Schnittverletzung kommt. „Das ist eben wie beim Rasieren, aber das versucht man natürlich immer zu vermeiden“, sagt Pfeffer. Das Gerät, mit dem er die Schafe schert, ist wie ein Langhaarschneider, nur gröber. Wichtig sei die eigene, innere Ruhe des Schäfers: „Wenn man die ausstrahlt, überträgt sich das auch auf das Tier.“

Der Beruf liegt bei Pfeffer in der Familie: „Mein Vater war früher selbst Schäfer, da wächst man mit rein“, sagt er. Seit 13 Jahren ist er nebenberuflich als Schafscherer tätig. Besonders gut gefällt ihm daran „der Umgang mit den Tieren, denn teilweise danken sie es einem“. Es ist ein körperlich anstrengender Beruf, bei dem es nicht selten um Zeit geht: „Wenn es schnell gehen muss, brauche ich pro Schaf rund zweieinhalb Minuten. Der Weltrekord liegt aber unter einer Minute“, sagt er. Im Vordergrund stehe aber immer das Wohl der Tiere: „Das ist das A und O.“

Pullover, Socken oder Dünger – was man aus Wolle alles machen kann

Wenn die schwere, dicke Wolle runter ist, freuen sich nicht nur die Schafe, sondern auch diejenigen, die die Wolle anschließend weiterverarbeiten. In Kernen sortierte Susanne Wilhelm die Wolle vor: „Das, was total verfilzt ist, kann man leider nicht wirklich weiterverarbeiten“, sagt sie. Nutzlos sind die aussortierten Reste dennoch nicht – daraus wird Wolldünger für Gemüse, Blumen und Bäume hergestellt.

Die brauchbare Wolle der 15 Coburger Fuchsschafe von Christine Brencher wird zum „Goldenen Vlies“ weiterverarbeitet. Seit 2001 stellt die Genossenschaft daraus unter anderem Pullover, Jacken, Socken oder Hausschuhe her und trägt so zur Erhaltung traditioneller Nutztiere und zur Pflege der Landschaft bei.

Generalprobe für das Schaf-Wochenende

Die Idee zum Schafschurfest kam von der Projektgruppe „Schafwanderweg“ und diente als Generalprobe für die Gartenschau im nächsten Jahr. „Gerade in Rommelshausen hat die Schafzucht eine lange Tradition – vor allem durch das Haus Württemberg, das damals hier gezüchtet hat“, sagt Wolf Grünenwald, Verantwortlicher für die Veranstaltungen der Remstal-Gartenschau.

Deshalb ist vom 17. bis 19. Mai 2019 ein Wochenende rund um das Thema Schaf geplant: „Es wird Vorträge, Musik und Führungen mit anschließendem Picknick geben. Aber auch bei der Schafschur kann man wieder zuschauen“, sagt Wolf Grünenwald. Von den verschiedenen Schafrassen über die Wolle bis hin zur Lammbratwurst – das Schaf soll an diesem Wochenende im Mittelpunkt stehen.

Schäferin Christine Brencher freut sich auf die Gartenschau: „Ich verspreche mir von der Gartenschau, dass das Schaf an sich wieder mehr in die Köpfe kommt und die Leute wieder bewusster mit dem Thema Natur umgehen.“


Coburger Fuchsschaf

Das Coburger Fuchsschaf war hauptsächlich in den Mittelgebirgslagen verbreitet.

Die Rasse zählt zu den gefährdeten Nutztierrassen.

Es zeichnet sich durch gute Marschfähigkeit, Widerstandskraft und Genügsamkeit aus.

Die Wolle der Coburger Fuchsschafe hat ein besonderes Erkennungszeichen: Sie hat beim ausgewachsenen Tier einen goldenen Schimmer.