Leutenbach

Badesee am Buchenbach?

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Archivbild vom Plüderhäuser Badesee. Wird es so auch bald in Leutenbach aussehen? © Ramona Adolf

Leutenbach. Ein See, als Bypass, Seitenarm des Buchenbachs, der sich bei dessen Hochwasser füllt und in dem man eventuell baden kann, nahe der Sportplätze am Weg nach Weiler zum Stein: Das könnte der Anreiz sein für Leutenbach, auf den letzten Drücker doch noch auf die mögliche Bewerbung von Schwaikheim und Winnenden für die Landesgartenschau 2032 aufzuspringen.

Auch in Schwaikheim und Winnenden steht die Entscheidung, ob sich die Gemeinde und die Stadt bewerben, zwar noch aus. Beide Kommunen haben sich aber im Gegensatz zu Leutenbach für die Teilnahme an einer Machbarkeitsstudie entschieden, dafür, diese in Auftrag gegeben. Im Leutenbacher Gemeinderat dagegen war einhelliger Tenor, dass angesichts des voraussichtlichen Schwerpunkts der LGS im Zipfelbachtal zwischen Winnenden und Schwaikheim Leutenbach wenig bis gar nicht profitieren würde. Bürgermeister Jürgen Kiesl hatte, vergeblich, dafür plädiert, sich wenigstens an der Machbarkeitsstudie zu beteiligen. Von ihr seien zumindest erwägenswerte Vorschläge unabhängig von der LGS für Leutenbach zu erwarten, und das für geringe Kosten, einerseits bezogen auf den Leutenbacher Anteil an dieser Studie, andererseits, weil die Umsetzung gefördert wird, sollte sie doch bereits im Rahmen der LGS erfolgen.

Kiesl ist es auch, der versucht, den Stein wieder ins Rollen zu bringen, offensichtlich in dem Bemühen, Leutenbach bei diesem imageträchtigen Projekt, das große Chancen fürs Stadtmarketing birgt, aus der Rolle des Außenseiters, Zuschauers zu bringen, zu lassen, vielleicht auch im Sinne der Solidarität innerhalb der Raumschaft, oder um Einfluss nehmen zu können. Kiesl hat das Fachbüro Kienleplan in Leinfelden-Echterdingen, das für die Machbarkeitsstudie verantwortlich ist, aufgefordert, sich auch das Buchenbachtal zwischen Leutenbach und Weiler zum Stein, den „natürlichen Nachbarn“ des Zipfelbachtals, mal genauer anzuschauen und Ideen zu entwickeln, was dort in Sachen LGS denkbar wäre.

Planer verweisen eher auf den Nutzen für den Hochwasserschutz

Das Ergebnis laut ihrem Vorentwurf sei, dass ein solches „Andocken“ im Nachhinein, eine Anbindung durchaus möglich sei, so die Landschaftsarchitekten Christiane Meßner und Urs Müller-Meßner auf Nachfrage. Sie sprechen aber deutlich zurückhaltender als Kiesl von einem Retentionsraum, einer Rückhaltefläche. Wobei Fragen zum Ausmaß – Größe, Länge, Breite, Tiefe –, zur genauen Lage und ob nur temporär oder dauernd vorhanden, weil von vielen Faktoren abhängend, erst noch zu prüfen seien. „Wir stehen da komplett am Anfang. Aber das wird auf jeden Fall kein Ebnisee“, beugt Christiane Meßner Erwartungen vor. Auch die Vertreter des Landschafts- und Natur- sowie des Gewässerschutzes müssten mitspielen, zeigten sich vorab aber „positiv aufgeschlossen“, weil es um einen Raum gehe, der die natürlichen Gegebenheiten ausnutze, der früher schon mal Überflutungsgebiet war und der mit seinen Feuchtzonen einen Beitrag zur Biotopvernetzung wie auch zum Hochwasserschutz leisten könnte.

Dreierverbund wäre ein Alleinstellungsmerkmal

Zum Thema Baden verweist Urs Müller-Meßner auf strenge Vorgaben zur dafür erforderlichen Wasserqualität. Er lenkt das Augenmerk mehr auf die Nachhaltigkeit des Projekts und spricht von einer bislang „groben Absichtserklärung“. Ihrer Einschätzung nach vertrage das Buchenbachtal so etwas zwar durchaus, die Frage der technischen Machbarkeit sei aber noch zu klären. „Wir hätten, wenn sich der Gemeinderat dafür entscheidet, also schon noch eine gewisse Wegstrecke vor uns.“ Er verweist aber auch auf das „Alleinstellungsmerkmal“ Dreierverbund bei der Ausrichtung der Landesgartenschau: „So eine Kombination hat es noch nie gegeben.“


Tübingen und Ludwigsburg Konkurrenten

Die Landesgartenschau mit dieser neuen, überraschenden Option sei eine historische Chance für Leutenbach, die eine Generation nur einmal bekomme, so Bürgermeister Kiesl auf Nachfrage.

Die Umgestaltung des Buchenbachtals biete die Gelegenheit, dieses ökologisch aufzuwerten und ein weiteres Naherholungsgebiet für die einheimische Bevölkerung, wie zuvor den renaturierten Steinbruch bei Weiler zum Stein und den Landschaftspark Höllachaue bei Nellmersbach, zu schaffen, also keinen touristischen Anziehungspunkt, versichert Kiesl.

Er begründet die Kehrtwende damit, dass man damals beim „Nein“ noch nichts, nicht mal einen Spatz , in der Hand gehabt habe: „Jetzt aber haben wir, um es bildlich zu sagen, eine stattliche Taube auf dem Dach.“ Der See mit geschätzt etwa zwei Hektar Fläche werde Baden zulassen, da sei er zuversichtlich, weil es sich anders als beim Steinbruch-See nicht um ein stehendes Gewässer handeln werde.

Es lohne sich auf jeden Fall für Leutenbach, noch mal über eine Teilnahme an der Bewerbung nachzudenken. Ein Ja dazu sollte aber natürlich auch die Bereitschaft voraussetzen, bei einem Zuschlag dann auch wirklich mitzumachen, so Kiesl weiter. Er selbst habe schon entschiedene Kritiker, aber auch begeisterte Befürworter gehört. Leider reiche es nicht mehr für eine Bürgerbeteiligung zumindest vor der Sitzung, aber wenigstens für eine öffentliche Diskussion bis dahin. In der Sitzung am 24. Oktober müsse die Entscheidung über den Beitritt Leutenbachs zu der Bewerbung spätestens fallen, weil im Dezember Abgabetermin für die Bewerbung ist. „Ich selbst halte es für gut im Interesse der Gemeinde Leutenbach.“ Er erwarte eine interessante, aber auch kontroverse Diskussion in der Sitzung.

Klar ist bereits, dass es wohl namhafte Mitbewerber, unter anderem Ludwigsburg und Tübingen, geben wird.

Planer Meßmer berichtet, dass sein Büro mit der Bewerbung für Bad Urach bei der Ausschreibung für 2027 erfolgreich war. Der Aufwind durch die Vergabe an die Stadt im vergangenen Jahr sei dort überall spürbar.