Leutenbacher Hocketse mit Bierspritzer eröffnet
Video: Bürgermeister Jürgen Kiesl beim Fassanstich.
Leutenbach. Ein Guss treibt alle unters Dach. Gerade wollen sich die ersten Kinder für die Kinderwetzede der Hot Socks anmelden, da schüttet es wie aus Eimern. Zum Start scheint jedoch wieder die Sonne und 49 rennende Kinder kommen trocken ins Ziel.
Durch ein Spalier aus Regenschirmen starten die kleinen Pimpfe. 500 Meter wetzen sie. Solange sie in ihren grellbunten Schuhen in Sichtweite sind, rufen, pfeifen und klatschen die Eltern, am Streckenrand versteht man das eigene Wort im Anfeuerungsjubel nicht. Seit sechs Jahren hat es sich eingebürgert: Lange bevor abends im Spatzenhof alles gemütlich beisammenhockt, wird gewetzt. In diesem Jahr erstmals über nassen Asphalt. An der Meldestelle sieht man dem Platzregen gelassen zu. „Das reißt auch wieder auf“, sagt Martina Siegle von den Hot Socks. Und siehe da: Pünktlich zum Startzeichen des Vorsitzenden René Körber hat es sich ausgeregnet. Die Luft hat abgekühlt, großes Aufatmen. „Wir sind kurz untergestanden, nicht heimgegangen, wir wussten ja, es hört wieder auf“, sagen Corinna und Heiko Weller. „Jetzt suchen wir uns einen Platz, wo wir sie gut anfeuern können“, meinen sie. Beide Kinder, Lea und Henri, tragen Startnummern. Henri ist bei den Kleinsten gemeldet. Lea läuft bei den Großen mit, 1500 Meter lang ist die Strecke. Sie hat schon beim Schultriathlon mitgemacht und war 2017 bei der Kinderwetzede dabei. „Es ist ihr letztes Mal heute“, sagt die Mutter. Einige Kinder seien von Anfang an dabei, sagt René Körber. Sie haben also die sechs Altersgruppen durchlaufen und können kommendes Jahr zuschauen.
Zehner-Tickets gelten auch im nächsten Jahr
Bei der Hocketse im Spatzenhof können die Kinder auch mit der Feldeisenbahn rund ums Feuerwehrhaus fahren, denn „dafür ist man nie zu alt“, sagt Michael Jahnle, Vorsitzender vom Freundeskreis Feldbahn. Die Bahn ist seit 1987 auf jeder Hocketse die Attraktion für Kinder. Teilweise setzen sich Kinder von damals mit dem eigenen Nachwuchs in den nostalgischen Zug. Es gibt keine „Tickets“, sondern Fahrkarten, aus Pappe. Die „Schaffner“ Marek und Max mit Eisenbahnermützen zwacken sie ab. Sie akzeptieren auch Zehnerkärtchen vom Vorjahr. „Ich hatte sie über ein Jahr lang im Geldbeutel dabei, wusste es gar nicht mehr“, erzählt Meike Lemke. Die zwei Pfiffe des Schaffners sind für die ehemalige Leutenbacherin und Bähnle-Fahrerin, die heute in Murr lebt, ein vertrauter Klang. Auf die Kinder Carolina und Moritz (vier und sechs Jahre) sei die Tradition nahtlos übergesprungen, Carolina sei schon als Einjährige mitgefahren: „Wir müssen immer Zügle fahren, da führt kein Weg dran vorbei“, sagt sie.
Schaffner Marek gefällt der Sound der alten Bahn
An der Haltestelle - versehen mit einem Original-Haltestellenschild des VVS - wie auch im Spatzenhof trifft Meike Lemke viele Ehemalige wieder. „Die Hocketse und das Bähnle gehören einfach dazu“, meint sie. „Und ein Crêpe“, ergänzt Moritz keck. Die Zwillinge Mats und Klara (dreieinhalb Jahre) sind ebenfalls Früheinsteiger: „Und schon im Winter fragen sie, wann das Bähnle wieder fährt“, erzählt Vater Martin Wiltschek. Das Flair von alter Eisenbahn zieht sie magisch an. „Mir gefällt der Sound“, sagt der zwölfjährige Schaffner Marek. Die Lok hat keinen Elektrostarter, Lokführer Patrick Nickels wirft den Motor mit einer Handkurbel an. Der Dieselmotor bringt es auf acht PS und kann zwölf Stundenkilometer schnell werden. Auch die Feinstaubthematik wird sie nicht zum Stillstand zwingen, davon geht der Vorsitzende aus. „Sie ist Baujahr 1961, für sie würden Regeln wie für Fahrzeuge mit H-Kennzeichen gelten.“ Nostalgiezüge und die Begeisterung für sie sind einfach nicht auszubremsen.
Transport einst
Die Feldeisenbahn war früher in Tongruben im Einsatz, unter anderem in Brackenheim, oder als sogenannte „Torf-Lore“ in Torfabbaustätten.
Die Wagen sind Vereinswerk: Der Freundeskreis hat sie gebaut und mit Sitzen der Nürnberger Straßenbahn ausgestattet.
Das Gestell stammt von alten Kipploren. „Wir wollen zeigen, wie ohne Bagger und Gabelstapler früher Material transportiert wurde“, sagt Michael Jahnle, Vorsitzender vom Freundeskreis Feldbahn.
Musik querbeet
Die Jugendfeuerwehr brachte bei der Hocketse die Kinder mit Wasserspielen in Bewegung. Ihre Treffsicherheit konnten sie beim Wasserrad unter Beweis stellen, an dem eine Fahrradfelge und Konservendosen rotieren, wenn das Feuerwehrschlauchende richtig gehalten und gezielt wird. Bei der Entenjagd galt es, so viele gleiche Quietscheenten wie möglich in einen Eimer zu bekommen.
Musikalisch war auf zwei Bühnen ebenfalls einiges los auf der Leutenbacher Hocketse. Dreimal trat die Band Judy in the Sky auf, zweimal The Not so Goods und der Musikverein Leutenbach, außerdem waren Deja Vu, Wooden Heart, Annette und Raffa, das Akkordeonorchester, der Männergesangsverein und der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr zu hören.