Von der braunen Brühe zum Wasser
Leutenbach-Weiler zum Stein. In der Anlage Zweckverband Abwasserklärwerk Buchenbachtal wird braune Brühe zu klarem Wasser. Alles, was darin schwimmt, wird herausgefiltert. Alles? Einmal haben Bürger eine Brille und ein Gebiss gesucht, erinnert sich Thomas Kühner. Herausgefiltert wurde sicher beides, doch gefunden hat man es deshalb nicht.
Am Geröllfang etwa, der ersten Station in der Kläranlage, werden große Teile herausgefiltert und lagern sich am Beckenboden ab. Dazu zählt aber nicht nur Gebiss und Brille, sondern auch Steine, die etwa bei Kanalarbeiten ins Abwasser gelangen und mitgeschwemmt werden. Viermal im Jahr wird der Geröllfang gereinigt. Mit einem Bagger wird der Inhalt, eine braune Masse, rausgegraben und in einen Container gefüllt.
Feuchttücher gehören in den Abfall, genauso Essensreste
Was überhaupt nicht in die Toilette und damit ins Abwasser gehört, sind Essensreste und Feuchttücher. Mit heruntergespülten Essensresten füttert man die Ratten, Feuchttücher verstopfen Pumpanlagen im Kanal, mit denen das Abwasser zum Klärwerk gepumpt wird. Feuchttücher werden dabei zur harten Masse. „Man muss sie sogar mit dem Messer durchschneiden“, sagt Thomas Kühner, der ab Oktober als Klärwerksleiter auf Heinz Klein folgt, der in den Ruhestand gehen wird.
An der nächsten Station, der Rechenanlage, werden weitere Grobstoffe herausgefiltert. Die Stabweite beträgt sechs Millimeter, so dass Fäkalien, Holzteile, Papier, Dosen oder Hygieneartikel den Weg durch eine Schneckenpresse in den Container finden. Im Langsandbecken, der dritten Station, geht es dagegen gemächlich zu. „Die Fließgeschwindigkeit wird verringert, der Sand hat Zeit, sich abzusetzen“, sagt Kühner.
Volumen von bis zu 600 Kubikmeter
An einen Whirlpool erinnert die nächste Reinigungsstation, denn hier wird Luft ins Becken gepumpt. So erreicht man im sogenannten Fettfang, dass vom Gewicht her leichte Stoffe wie Fette herausgefiltert werden. Sie werden dann über den Rohschlammschacht in den Faulbehälter gepumpt.
Das Vorklärbecken, das ein Volumen von bis zu 600 Kubikmeter fasst, stellt die letzte Station der mechanischen Reinigung dar. „Bis hier wurde gemäß physikalischen Gesetzen gereinigt“, erklärt Thomas Kühner, der bereits seit 25 Jahren auf der Anlage arbeitet.
Nach der Reinigung wird das Wasser dem natürlichen Kreislauf zugeführt
Er kennt das Klärwerk in Weiler zum Stein, wie seine Westentasche. Aber nicht nur er, sondern auch alle anderen Mitarbeiter (insgesamt vier). Das muss so sein, jeder muss überall eingreifen können, wenn etwas nicht funktioniert.
Auf dem Klärwerk kommt Abwasser aus der Gesamtgemeinde Leutenbach sowie den Winnender Stadtteilen Birkmannsweiler, Hertmannsweiler, Baach und Höfen an. Nach der Reinigung wird das Wasser dem natürlichen Kreislauf zugeführt, was bedeutet, es fließt unter anderem in den Buchenbach, der direkt am Klärwerk vorbeifließt. Mit Hilfe eines Teichs auf der Anlage wird gleichzeitig anhand von Fischen überwacht, ob die Wasserqualität stimmt.
Biologische und chemische Reinigung
Bevor es aber so weit ist, muss das Wasser den zweiten Schritt der Reinigungskette durchlaufen: die biologische und chemische Reinigung. In den Belebungsbecken – Denitrifikation und Nitrifikation lösen zahlreiche Mikroorganismen Schmutzstoffe aus dem Wasser – Schmutzstoffe, die diese wiederum zum Leben benötigen, erklärt Thomas Kühner.
Eine sauerstofffreie Umgebung ermöglicht es Mikroorganismen in den Denitrifikationsbecken, Nitrat in Sauerstoff und Stickstoff umzuwandeln. In den Nitrifikationsbecken wird dagegen gezielt Sauerstoff hinzugegeben. Eine solche Umgebung mögen vor allem Mikroorganismen, die für den Abbau von organischen Kohlenstoffverbindungen zuständig sind und für die Umwandlung von Ammonium-Stickstoff in Nitrat-Stickstoff. Phosphor wird mit Hilfe von Metallsalzen aus dem Wasser gelöst.
Klärgas zur Strom- und Wärmegewinnung
Während es zuvor eher muffig gerochen hat, liegt an diesen Becken der Duft von Waschmittel in der Luft. „Genau darum geht es“, sagt Thomas Kühner. „Das wird hier herausgefiltert!“
Im Nachklärbecken setzt sich der Belebtschlamm, der unter anderem aus Bakterien und Pilzen besteht, am Boden ab. Nachdem das Wasser fertig gereinigt in den Buchenbach geleitet wird, wird dem Schlamm noch eine gesonderte Beachtung geschenkt, wodurch unter anderem Klärgas entsteht, das zur Strom- und Wärmegewinnung dient.
Meldung aufs Handy
- Das Abwasserklärwerk Buchenbachtal läuft rund um die Uhr und wird von Computern überwacht. Aktuelle Werte werden auf einem Übersichtsschaltbild in der Schaltwarte dargestellt. Gibt es eine Störung außerhalb der regulären Betriebszeiten, weil eine Anlage nicht voll funktioniert, erhalten die Mitarbeiter eine SMS aufs Handy. So können sie entscheiden, ob sie mitten in der Nacht nach dem Rechten sehen müssen, oder ob das bis zum nächsten Morgen warten kann.