Spendenaufruf nach Wohnungsbrand in Grunbach: Alexandra Jovic kämpft sich zurück
Remshalden-Grunbach. Alexandra Jovic ist nichts weiter geblieben als das, was in ihre wirklich kleine, rosa farbene Designer-Handtasche von MCM passt: Der Geldbeutel, das Handy, ein Handspiegel, ein Labello. Sonst nichts.
Mit diesen Dingen im Gepäck hatte sie am Dienstagvormittag (18.3.) die Dreizimmerwohnung verlassen, die sie seit einigen Jahren mit ihrer Mutter bewohnt. Sie hatte ein schönes Ziel: In einem Autohaus wollte sie sich nach einem Auto umsehen.
Katze war noch in der Wohnung
„Ich war gerade im Gespräch mit dem Berater, da hab ich schon gemerkt, dass mein Handy dauernd klingelt“, erzählt sie am Montagvormittag, nicht einmal eine Woche später. „Aber ich hätte es unhöflich gefunden, ans Telefon zu gehen.“ Also ließ sie es bimmeln. Erst nach dem Termin erreichte ihre Mutter sie. Die sei ganz aufgelöst gewesen: „Alexandra, dein Zimmer brennt“, habe sie in den Hörer gerufen.
Von da an sei bei ihr alles nur noch wie im Film abgelaufen. Nur noch einen Gedanken hatte sie: „Fritz“. Einer ihrer beiden Stubentiger war in der Wohnung geblieben, der andere, Bagheera, war draußen unterwegs. Umgehend fuhr sie zur Wohnung in Grunbach. Als sie ihr Zuhause erreichte, war auch gerade die Feuerwehr angekommen. Schnurstracks lief Alexandra Jovic an all den Menschen vorbei und schloss die Wohnungstür auf. Eine dicke Rauchwolke sei ihr entgegengekommen. Sie sah die lodernden Flammen in ihrem Zimmer. Ihre Katze fand sie nicht.
Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen
Da seien schon Polizisten hinter ihr hergekommen und hielten sie davon ab, weiter nach dem Tier zu suchen. Zu gefährlich. Sie geleiteten Alexandra Jovic nach draußen.
„Sie haben mich dann beiseitegenommen und abgeschirmt“, erzählt sie. Von Ferne habe sie zwar mitbekommen, wie der Vermieter sich sorgte, ob sie noch in der Wohnung wäre. Sie habe aber einfach keine Kraft gehabt, sich bemerkbar zu machen. Dennoch wurde sie bald entdeckt. Und: „ Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehr konnte der Brand rasch unter Kontrolle gebracht und schließlich vollständig gelöscht werden“, heißt es auf der Webseite der Feuerwehr Remshalden, die mit fünf Fahrzeugen und 35 Einsatzkräften vor Ort war.
Nur das Nötigste an Kleidung vorhanden
Nach den ersten Tagen im Hotelzimmer konnten ihre Mutter und sie nun je ein Zimmer bei der Vermieterin beziehen, die ihnen auch ihr Büro in Stuttgart vermietet. „Endlich wieder ein eigenes Reich“, berichtet die 29-Jährige erleichtert. Dennoch. Das Zimmer, in dem sie nun lebt, ist leer. Die nötigsten Kleidungsstücke hat sie am Wochenende mit der Familie zusammen eingekauft.
Dass ihre gesammelten Vintage-Designer-Taschen und Schuhe zerstört sind, mache sie natürlich traurig. „Aber um solche Sachen kann ich mich wieder kümmern, wenn alles andere wieder funktioniert“, findet sie. Was für sie jetzt wirklich wichtig ist? „Ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Spiegel.“ Eine Hausratversicherung hat die junge Frau nicht. Sie steht wirklich vor dem nichts.
Freundin hat Spendenaktion ins Leben gerufen
Deshalb hat Alessia Carluccio, eine Freundin von ihr, im Internet eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Unter der Adresse https://www.gofundme.com/f/hilfe-fur-alexandra-alles-verloren-durch-einen-brand sind Spenden möglich. Das Ziel sei es, Alexandra Jovic zu ermöglichen, die wichtigsten Dinge wieder neu anschaffen zu können.
Unersetzbar ist die geliebte Katze, die an jenem Dienstagmorgen in der Wohnung geblieben ist. Sie konnte von der Feuerwehr nur tot geborgen werden. Sie muss am Rauch erstickt sein. Mittlerweile hat Alexandra Jovic das Tier in der Nähe des Hauses beerdigt. Sie vermisst sie sehr.
Anzeige wegen „fahrlässiger Brandstiftung“
Am Freitag habe Alexandra Jovic kurz mit der Polizei zur Wohnung gehen dürfen. „Allerdings hat der Polizist mich wegen meiner psychischen Verfassung nicht reingehen lassen.“ Deshalb habe er für sie den Laptop herausgeholt. Den braucht die selbstständige Lohnbuchhalterin zum Arbeiten.
„Es riecht da drin bestialisch“, so viel konnte sie vom Treppenhaus aus feststellen. Immerhin scheint das Feuer nicht weiter in die Wohnung gewandert zu sein. „Als hätte eine unsichtbare Wand das Feuer daran gehindert, sich auszubreiten.“ Nach dem kurzen Besuch wurde die Tür wieder geschlossen. Jovic hat keinen Schlüssel. Die Wohnung gilt als Tatort. Sie sei mittlerweile wegen fahrlässiger Brandstiftung angezeigt, berichtet sie.
Dringend nötig: Psychologische Hilfe
Zuletzt hat Alexandra Jovic durchs Fenster ihres Zimmers in der Erdgeschosswohnung hineinfotografiert. Was sie sah, erschreckte sie zutiefst: Alles schwarz, voller Ruß, der Putz abgeplatzt. Wo einst der Kleiderschrank stand, ist nur noch ein Schutthaufen. Vom Bett ist gar nichts mehr zu erkennen. Auch sämtliche Kindheitserinnerungen sind weg: Fotos, eine Babydecke, solche Dinge.
„Ich muss mir auch dringend psychologische Hilfe holen“, weiß sie. Immer wieder gehe sie den Vormittag im Geiste durch, in der Hoffnung sich an ein Detail zu erinnern, das erklärt, weshalb das Feuer vergangene Woche ausgebrochen ist. Allein das Geräusch eines Föhns verunsichere sie zutiefst. „Das ist einfach das letzte elektrische Gerät, das ich in der Hand hatte, bevor ich am Dienstag aus dem Haus gegangen bin.“
Gedanken kreisen rund um den Brand
Verlasse sie jetzt das Haus, müsse sie mehrmals sämtliche Elektrogeräte prüfen, bevor sie losgehen könne. „Es ist echt schlimm.“ Auch ihre Konzentrationsfähigkeit sei bei vielleicht 20 Prozent, so schätzt sie. Sobald sie mit ihren Gedanken alleine sei, drifteten sie wieder ab. Sie versuche, immer wieder herauszufinden, was zu dem Brand geführt haben könnte. Gleichzeitig müsse sie ja aber auch dringend weiterarbeiten. „Ich muss wieder nach vorne gucken.“
Und so möchte sie auch wieder in die Wohnung einziehen, sobald das wieder möglich ist. „Ich will nicht weglaufen.“






