Rudersberg

Burg Waldenstein steht weiter zum Verkauf

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Für zwei Millionen Euro steht die Burg Waldenstein zum Verkauf. © ZVW/Gabriel Habermann
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Hat keinen Nachfolger und will die Burg samt Hotelbetrieb verkaufen: Burgherr Reinhard Göppel, hier im großen Saal.

Rudersberg.
Auf mehr als 800 Jahre Geschichte blickt die mittelalterliche Burg am Rande des Welzheimer Waldes zurück. 390 Meter über dem Meeresspiegel residierten hier einst die Staufer, später Graf Ulrich I. von Württemberg. Lange Zeit befand sie sich dann im Besitz der Gemeinde Rudersberg. Bei einem Brand vor 200 Jahren wurde sie teilweise zerstört. Seit 1956 und damit seit drei Generationen ist sie im Besitz der Familie Göppel. Die Göppels restaurierten sie und machten aus ihr ein Hotel mit Restaurant.

Doch die Gastronomie hat es in diesen Zeiten nicht leicht, zumal an so einem abgeschiedenen Ort, abseits von Wanderwegen. Und Reinhard Göppel, dem die Burg gehört, fehlt der Nachfolger. Vor knapp anderthalb Jahren fasste er deshalb den Entschluss, die Burg zu verkaufen.

Dass die Suche nach einem passenden Besitzer länger dauern könnte, darauf war der 49-Jährige von Beginn an eingestellt. Schließlich handelt es sich bei der Burg um eine Immobilie mit viel Charme, schöner Aussicht und einem besonderen Ambiente, aber auch ganz speziellen Herausforderungen. Und der Burgherr hat keine Eile.

Keine Laufkundschaft, aber auch keine Probleme mit Lärmschutz

Mit dem Verkauf hat Göppel, der auf Waldenstein aufgewachsen ist, seinen Cousin Thomas Herb beauftragt, der als Rechtsanwalt und Sachverständiger für Immobilienbewertung tätig ist. Als junger Mann hat Herb selbst auf der Burg mitgearbeitet. Er weiß daher genau um die Vor- und Nachteile der Immobilie. Er sagt: „Man sollte vorher schon einschätzen können, dass es eine Herausforderung ist.“

Der größte Nachteil liegt auf der Hand: Es ist die abgeschiedene Lage und damit verbunden die komplett ausbleibende Laufkundschaft. Sie ist aber zugleich einer der größten Vorteile der Immobilie. Denn Lärmschutz spiele hier keine Rolle, was die Spornburg zum idealen Ort für Events macht. „Hier können Sie so lange und so laut feiern wie sie möchten.“ Nicht ohne Grund erfreut sich Waldenstein großer Beliebtheit als Ort für Hochzeitsfeiern. In der Regel sind die Samstage bereits ein Jahr im Voraus ausgebucht.

Genau aus diesem Grund hat Göppel seinen Betrieb vergangenes Jahr auch neu aufgestellt. Seit November bietet er keinen normalen Restaurantbetrieb mehr an, kein Essen à la carte. Früher seien die Gäste mit Bussen nach Rudersberg gekommen, hätte sich die Kundschaft quasi von selbst gefunden, zuletzt habe sich der Restaurantbetrieb kaum mehr gelohnt. Zu unberechenbar sei gewesen, wie viele Gäste tatsächlich kommen. Göppel konzentriert sich jetzt auf die Events wie Hochzeiten, Whiskey-Tastings, Krimi-Dinner, Live-Musik oder Theateraufführungen. Solche Veranstaltungen seien berechenbar – und auch deutlich besser nachgefragt.

Gastronomen, Privatiers und Esoteriker unter den Interessenten

Außerdem sind die 13 Hotelzimmer zu Preisen zwischen 50 und 120 Euro die Nacht mittlerweile auch online buchbar. Zuvor ging das nur direkt über die Burg. Eine Neuerung, die sich beim Umsatz und den Besucherzahlen unmittelbar und massiv bemerkbar gemacht habe. Besonders erfreulich aus Sicht des Burgherrn: Viele Gäste, vor allem Geschäftsleute oder Handwerker auf Montage, kämen nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und sie würden dann direkt und nicht mehr mehr übers Internet buchen. Auch dass der Betrieb erst vor fünf Jahren saniert und auf den neusten Stand in Sachen Brandschutz und Heiztechnik gebracht wurde, davon profitiert momentan nicht nur Göppel – potenzielle Käufer natürlich auch.

Interessenten für diese Sonderimmobilie gebe es viele, berichtet Thomas Herb. Vor allem drei Gruppen würden dabei dominieren: Gastronomen, wohlhabende Privatiers sowie an Natur und Gesundheit interessierte Esoteriker, die sich an diesem abgeschiedenen Ort ein Refugium einrichten wollen. Einen passenden Käufer habe man aber bislang noch nicht gefunden. Was auch damit zu tun habe, dass ja nicht nur eine Immobilie, sondern auch ein etabliertes Geschäftsmodell mitverkauft wird.

6 000 Quadratmeter großes Anwesen

Das Areal habe aber auch Potenzial für mehr. Zum rund 6000 Quadratmeter großen Anwesen gehören unter anderem ein Haupthaus (die eigentliche Burg, in der Göppel wohnt), ein Gästehaus sowie zwei Scheunen, die momentan als Lager dienen und von denen eine zum Wohnen wieder ausgebaut werden könnte. Das Kaminzimmer bietet Platz für 45 Gäste, hier finden etwa die Krimi-Dinner oder Whiskey-Tastings statt. Und im großen Saal können bis zu 100 Gäste bewirtet werden.

Für das Burg-Gelände gibt es einen eigenen Bebauungsplan, in dem es als dörfliches Mischgebiet festgesetzt ist. Möglich wäre für den künftigen Besitzer neben der Wohnnutzung daher auch Kleingewerbe und, wie gehabt, ein Hotel- und Gastronomiebetrieb.

Bis ein passender neuer Burgherr oder auch eine Burgfrau gefunden ist, will Göppel sein Hotel und die Events zunächst weiterführen. Für die Zeit danach hat er aber schon einen Plan. Der gelernte Hotelkaufmann möchte noch einmal neu anfangen. Was genau er im Sinn hat, wird er indes erst zu gegebener Zeit verraten.

Rudersberg.
Auf mehr als 800 Jahre Geschichte blickt die mittelalterliche Burg am Rande des Welzheimer Waldes zurück. 390 Meter über dem Meeresspiegel residierten hier einst die Staufer, später Graf Ulrich I. von Württemberg. Lange Zeit befand sie sich dann im Besitz der Gemeinde Rudersberg. Bei einem Brand vor 200 Jahren wurde sie teilweise zerstört. Seit 1956 und damit seit drei Generationen ist sie im Besitz der Familie Göppel. Die Göppels

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