Rudersberg

Wie der Fenster- und Türenhersteller Weru wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren will

WERU
Stefan Löbich ist seit Juli 2019 Geschäftsführer der Weru-Gruppe mit Sitz in Rudersberg. Am Stammsitz werden Haustüren herstellt, die im vergangenen Jahr rund 24 Millionen zum Konzernumsatz von 159 Millionen Euro beitrugen. © Gabriel Habermann

Weru kennt jeder. Der Fenster- und Türenhersteller mit Sitz in Rudersberg zählte laut einer Kundenumfrage des Deutschen Instituts für Service-Qualität zu „Deutschlands beliebtesten Anbietern“. Stefan Löbich war gleichwohl nicht zufrieden mit dem Markenauftritt und Vertrieb, als er vor gut einem Jahr Chef des Unternehmens geworden ist. Das angestaubte Image hatte sich in den vergangenen Jahren auf die Umsatzzahlen niedergeschlagen - und auf das Ergebnis. Trotz eines boomenden Immobilienmarktes gingen die Verkäufe zurück und Weru schrieb rote Zahlen. Im letzten Geschäftsjahr 2019 war immerhin das Ergebnis wieder leicht positiv. Nun kündigt Löbich an, den Markenauftritt überarbeiten zu wollen, und verordnete einen Relaunch der Produkte.

Die Coronapandemie hat Weru nicht nur gut überstanden. Eigenheimbesitzer haben die coronabedingte Zwangspause vielerorts dazu genutzt, ihr Haus und ihren Garten auf Vordermann zu bringen. Die Produktion lief auf vollen Touren. Die in Deutschland verstreuten Vertragshändler hatten zu tun und gaben die Bestellungen an die Produktion weiter. Wie andere Handwerker hatten die Montagetrupps systemrelevant weitergearbeitet und tauschten bei Kunden neue gegen alte Fenster. „Ich trau’ mich es fast nicht zu sagen, aber wir liegen trotz Corona leicht über dem Vorjahresniveau“, hatte Löbich im Frühsommer über die ersten Umsatzzahlen unter seiner Regie gesagt.

Unternehmensfarben und Logo wurden behutsam überarbeitet

Stefan Löbich war im Sommer 2019 vom Aufsichtsrat der Firma nach Rudersberg geholt worden, um das Traditionsunternehmen finanziell auf einen besseren Kurs zu bringen. Der Heilbronner ist krisenerprobt. Den Modelleisenbahn-Hersteller Märklin hat er in Göppingen wieder auf die Erfolgsschiene gesetzt. Löbich hatte bei seinem Amtsantritt eine klare Vorstellung, was vor allem beim Vertrieb besser werden muss, um an alte Geschäftserfolge anzuknüpfen. Mit einer coronabedingten Verspätung startet nun ein neuer Markenauftritt. Logo und Unternehmensfarben seien behutsam überarbeitet worden, heißt es in einer Pressemitteilung, „Sie wirken nun frischer und moderner.“ Die in Ruderberg beheimatete Produktsparte Aluminium-Haustüren wurde mit einem neuen Design aufgewertet und einfacher strukturiert. Motto: „Individuell und einfach“. Auf der Grundlage eines Basissystems könnten die Kunden ihre Haustüren nach Wunsch aufrüsten.

Weru verkauft seine Fenster und Türen traditionell über den Fachhandel, der wiederum für Montage und Einbau beim Kunden sorgt. „Mit neuen Serviceangeboten will Weru noch näher an die Fachbetriebe heranrücken.“ So entwickelte das Unternehmen für diese Fachbetriebe einen virtuellen Messestand. Präsentiert hat Weru den Fachhändlern seine Pläne bei einem Public Viewing. Der Clou war, dass Weru den angemeldeten Betrieben vorab ein Überraschungspaket mit Bierfass und Snacks lieferte und ihnen während der Veranstaltung zudem eine Pizza frei Haus schickte. Löbich zeigt sich überzeugt, dass diese „hybride Eventform“ viel Anklang gefunden habe.

2019 hat Weru wie im Jahr zuvor rund 160 Millionen Euro umgesetzt. Beschäftigt wurden insgesamt rund 1100 Mitarbeiter an den Standorten Rudersberg, Triptis, Salmtal und Kempten. Weru produzierte 400 000 Fenster-Einheiten und 12 000 Türen. „Weru als Premium-Marke hat und hatte noch nie das Ziel und die Strategie, die „Preisführerschaft“ übernehmen zu wollen, sondern setzt vielmehr auf „Made in Germany“ und somit auf Qualität.“, sagt Löbich. Deshalb habe sich das Unternehmens zu einem Konsolidierungskurs entschlossen, „bei dem Ertrag vor Umsatz geht“. Weru habe sich bewusst aus preisumkämpften Segmenten zurückgezogen und positioniert sich im Premium-Bereich mit dem Ziel, High-End-Produkte in höchstmöglicher Präzision ausschließlich in Deutschland zu fertigen.

Dass Weru 2019 wieder schwarze Zahlen geschrieben hat, lag nicht zuletzt an Sale-and-Lease-back-Geschäften in Triptis und Rudersberg. Die Firmengrundstücke wurden verkauft und zurückgemietet. Das spülte im 2019 abgewickelten Rudersberger Deal mehr als 20 Millionen Euro in die Kasse. Kritiker sprechen bei solchen Geschäften vom Verkauf des Tafelsilbers und sorgen sich um die Zukunft der 350 Arbeitsplätze in Rudersberg. Aus Sicht von Weru handelte es sich jedoch um eine in der Wirtschaft gängige Praxis, um sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren, finanzielle Mittel freizusetzen für Investitionen und um Verbindlichkeiten zu reduzieren.

Eine Kehrseite ist freilich, dass in den Folgejahren für die Immobilie Miete gezahlt werden muss. „Aus dem Mietvertrag ergaben sich 2019 zusätzliche Ausgaben für Mietzahlungen in Höhe von 0,7 Millionen Euro“, heißt es im Geschäftsbericht, der im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde.

In Rudersberg hat die Logistik-Gruppe Wiedmann das Gelände gekauft und plant, auf den von Weru nicht mehr genutzten Flächen ein Logistik-Lager-Zentrum aufzubauen. Nachdem vor Jahren die Fensterproduktion nach Triptis verlagert worden war, lagen ganze Bereiche der Fabrik brach. 80 Prozent des Geländes mietete Weru von Wiedmann zurück, um „flächeneffizient“ und mit modernisierten Herstellverfahren Haustüren und Hebe-/Schiebe-Türen-Komplettsysteme samt Jalousie-Kästen herzustellen.

Weru ist unbeschadet durch die Corona-Krise gekommen

Weru gehört seit 2013 der milliardenschweren US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft H.I.G. Capital. Hatte sich Weru im Geschäftsbericht 2019 noch sehr vorsichtig zu Umsatz und Gewinn im laufenden Geschäftsjahr geäußert, so rechnet der Weru-Geschäftsführer inzwischen mit einem positiven Ergebnis, zumal das Unternehmen „unbeschadet durch die Krise gekommen ist“.

Weru kennt jeder. Der Fenster- und Türenhersteller mit Sitz in Rudersberg zählte laut einer Kundenumfrage des Deutschen Instituts für Service-Qualität zu „Deutschlands beliebtesten Anbietern“. Stefan Löbich war gleichwohl nicht zufrieden mit dem Markenauftritt und Vertrieb, als er vor gut einem Jahr Chef des Unternehmens geworden ist. Das angestaubte Image hatte sich in den vergangenen Jahren auf die Umsatzzahlen niedergeschlagen - und auf das Ergebnis. Trotz eines boomenden

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