Der Maulwurf darf nicht auf den Kreisel
Remshalden. Was eigentlich niemand ernsthaft für möglich gehalten hätte, ist eingetreten: Das Landratsamt sagt Nein zum Maulwurf auf dem Kreisverkehr in Grunbach. Die Figur, die eine Truppe Remshaldener in den vergangenen Monaten gebaut hat, würde an der Stelle nach Ansicht der Verkehrsbehörde zu einer Gefahr für den Straßenverkehr werden.
Der Maulwurf stand zur feierlichen Enthüllung schon bereit auf dem Marktplatz vor dem Remshaldener Rathaus: Auf einem Bauhoffahrzeug stand die etwa 1,50 hohe Figur unter einem grünen Tuch verborgen. Doch als sich am Mittwochnachmittag die Rathaustüren öffneten, war das Erste, was die Wartenden draußen sahen der gesenkte Daumen von Peter Schuster, der an der Figur mitgebaut hat. „Abgeschmettert, keine Chance“, verkündete er das Ergebnis der Beratungen mit den Vertretern des Landratsamts. „Wir waren fest davon überzeugt, dass er da raufkommt.“ Warum nun nicht? Dazu hat Frank Winger eine klare Meinung: „Du hast deine Vorschriften, und der gesunde Menschenverstand ist nichts wert.“
Die Vorschriften hat im Remshaldener Rathaus unter anderem Peter Zaar, der zuständige Dezernatsleiter im Landratsamt, dargelegt. Es sei ein „sehr harmonisches Gespräch“ gewesen, berichtete Zaar hinterher. Er habe anhand von Bildern gezeigt, welche „Gefährdungslage“ von solchen Kunstwerken ausgehen könne. Auch die Polizei sei der Einschätzung: Auf diesem Kreisverkehr, an der vielbefahrenen Stelle, in unmittelbarer Nähe zur Bundesstraße gehe von dem rund 150 Kilo schweren Maulwurf eine Verkehrsgefährdung aus.
Molt: „Für mich war klar, dass das kein starres Hindernis ist.“
„Er würde die Blicke auf sich ziehen“, nennt Peter Zaar einen der Gründe für diese Einschätzung. Und das an einer Stelle, an der die Leute sich auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren sollten. Und wenn tatsächlich ein Auto auf den Maulwurf krache, dann könnten sich Brocken lösen und andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Außerdem geht er davon aus, dass der Maulwurf zur Attraktion wird, Leute damit ein Foto machen wollen und dann Kinder auf dem Hügel in der Kreiselmitte herumklettern.
Der Remshaldener Bürgermeister wurde von der Einschätzung des Landratsamts zum Maulwurf nach eigener Aussage überrascht: „Für mich war klar, dass das kein starres Hindernis ist.“ Doch die Argumente der Verkehrsbehörden sind für ihn nachvollziehbar. Molt hatte sich im Sommer weit aus dem Fenster gelehnt und gesagt: „Wenn jemand einen geeigneten Maulwurf im Rathaus abgibt, dann setzen wir den da drauf.“ Das Landratsamt erfuhr jedoch erst spät durch einen Zeitungsbericht von der Sache und machte mit einer ungewöhnlichen Pressemitteilung auf die Bedenken aufmerksam.
Große Enttäuschung
Nun war die Enttäuschung bei den Maulwurf-Bauern natürlich erst einmal groß, auch wenn sie versuchten, die Sache mit Humor zu nehmen. Peter Schuster blickte auf das für ihn Positive: „Dass einfach Leute zusammengekommen sind und etwas gemacht haben“, sagt Peter Schuster. „Wir haben einfach was gemacht und nicht nur geschwätzt.“ Sie hätten viel Spaß gehabt und mit einem guten Gefühl zusammen am Maulwurf gearbeitet. Trotz des Ausgangs irgendwie zufrieden ist auch Wiebke Klein, die mit ihrem dann heruntergewehten Pappmaché Maulwurf im Sommer 2017 auf dem frischen Hügel im Kreisverkehr das Ganze erst ausgelöst hat: „Ich fand es schön, dass die Aktion weitergeführt wurde.“ Sie war dabei auch beteiligt und hat am Ende die Farbe auf die Figur gesprüht.
Diese wurde dann auch noch feierlich und mit Musik enthüllt und fand die Anerkennung aller Anwesenden. Und eine wunderschöne Torte mit Maulwurfshügel und Maulwurf gab es dazu. Bürgermeister Reinhard Molt schnitt sie im Rathaus an und lud alle zum Kaffee ein. Jetzt geht es um die Frage: Wohin kann der Maulwurf stattdessen? Peter Schuster sieht die Standortsuche als schwierig an: Wenn man sie an einen Ort wie den Marktplatz stelle, wo jeder ran könne, werde die Figur schnell kaputt sein. Einen „Plan B“ gebe es noch nicht, sagte Reinhard Molt. Er will eine „repräsentative Stelle“ finden, an der der Maulwurf einigermaßen geschützt ist.
Gegen Kreiselkunst
Zu Kunstwerken in Kreisverkehren gibt es seit 2007 einen Erlass des Verkehrsministeriums: Es dürfen auf Kreisverkehren, die außerorts oder am Ortsrand liegen, keine starren Hindernisse installiert werden.
Dass es gefährlichere Kreiselkunstwerke gibt als den Maulwurf aus Styropor und Fliesenkleber, bestreitet Peter Zaar, der zuständige Dezernatsleiter im Landratsamt nicht. Doch man müsse unterscheiden. So habe man bestehende Kreiselkunst nicht zwingend abgebaut: „Das hat man versucht, durch Tempolimits und andere Maßnahmen zu lösen.“ Außerdem gelten für Kreisverkehre innerorts nicht die strengen Sicherheitsrichtlinien wie für Außerortskreisel.
Unsere Berichterstattung zum Kreisel-Maulwurf
14.06.2017: Der Maulwurf auf dem Kreisel
15.06.2017: Der Kreisel-Maulwurf ist wieder aufgetaucht
04.07.2017: Der Maulwurf wartet auf dem Rathausflur
04.07.2017: Maulwurf-Künstlerin hat sich gemeldet
07.09.2018: Der Kreisel-Maulwurf lebt
14.11.2018: Ist der Kreisel-Maulwurf verkehrsgefährdend