Schorndorf

Jung-Jägerin aus Schorndorf: Warum es Franziska Lemoine in den Wald zieht

Jägerin
Die Stimmung im Wald empfindet Franziska Lemoine als etwas Besonderes. © Gabriel Habermann

Wälder, Wildtiere, Biotope: In Schorndorf gibt es zehn Jagdreviere, um die sich in der Regel jeweils drei Jagdpächter kümmern. Auch Frauen sind darunter – nach einer Umfrage des Deutschen Jagdverbands ist inzwischen jeder vierte Teilnehmer in Jägerkursen eine Frau. Trotzdem: Dass Frauen auf die Jagd gehen, empfinden viele noch als ungewöhnlich. Das weiß auch Franziska Lemoine. Die 46-jährige Schorndorferin hat bei der Kreisjägervereinigung eine Jagdausbildung gemacht und 2021 die Prüfung abgelegt. Seitdem geht sie als Jungjägerin auf die Jagd. Weil sie Jägerin ist, sei sie noch nie angegangen worden, sagt sie: „Aber es gibt verwunderte Blicke.“

Ihre eigene Tochter ist Vegetarierin

Die einen haben keinen Zweifel an der Notwendigkeit der Jagd, andere empfinden sie als grausam. Vor allem für viele Vegetarier, weiß Franziska Lemoine, geht Jagd gar nicht. Ihre eigene Tochter, die sich vegetarisch ernährt, würde niemals jagen – doch sie respektiert, dass ihre Mutter es tut. Tatsächlich gibt es wohl viele Gründe, einen Jagdschein zu machen.

Für die gelernte Biologin und Pressesprecherin des Nationalparks im Schwarzwald waren es vor allem die Liebe zum Wald und das Interesse für diesen besonderen Lebensraum. „Und auch, weil ich im Nationalpark sehr viel darüber erfahre, wie anspruchsvoll es in unserer dicht besiedelten Landschaft ist, Natur einfach Natur sein zu lassen“, sagt sie. „Wie viele Konflikte im Spannungsfeld Natur und Mensch bestehen. Und wie wichtig es wiederum für Erkenntnisgewinn und Artenschutz ist, das auszuhalten.“

Ein halbes Jahr dauert die Jagdausbildung

Rund ein halbes Jahr dauerte die Jagdausbildung, in der sie den Aufbau des Waldes lernte, Wildtiere und Waldpflanzen zu erkennen und auffälliges Verhalten von Tieren richtig einzuschätzen. Auch der Umgang mit den erlegten Tieren gehört zur Ausbildung. So lernen Jäger das „Aufbrechen“: Dabei werden Brustkorb und Bauchraum des Wildes geöffnet, um die inneren Organe zu entnehmen. „Das muss möglichst bald nach dem Erlegen passieren, da der Verwesungsprozess im Moment des Todes einsetzt und Gärprozesse auch das Wildfleisch schädigen“, erklärt die Jägerin.

Auch Waffenkunde gehört zur Ausbildung

Was zur Ausbildung auch gehört: das Schießen. „Wer nicht ordentlich schießen kann, kann kein guter Jäger sein“, bringt es Franziska Lemoine auf den Punkt. Trainiert wird am Schießstand. Aber auch Waffenkunde und die Handhabung von Waffen gehören zur Ausbildung, wobei die Jungjägerin bei der Jagd selber noch gar kein Tier erlegt hat: Nur bestimmte Tiere dürften aus bestimmten Gründen überhaupt gejagt werden. Und wenn dann eins auftaucht, müsse es manchmal schnell gehen: „Wenn man frisch dabei ist, lässt du im Zweifel den Finger gerade“, sagt sie.

Im Schwarzwald und im Revier Schornbach, in dem ihr Partner Ralf Lerch einer der Jagdpächter ist, hat sie die Möglichkeit, ab und an mitjagen und als Jungjägerin Erfahrungen sammeln zu können. In den Schorndorfer Wäldern gibt es vor allem Rehe und Wildschweine, deren Bestände gesund erhalten werden müssen. Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft und im Verkehr müssen reduziert werden. Auch die Hege und Biotoppflege gehören zu den Aufgaben. Jagdpächter könnten in Absprache mit den Kommunen und Grundstücksbesitzern Wildhecken und Wildwiesen anlegen. Sie engagieren sich, um bedrohte Wildarten wie das Rebhuhn zu unterstützen, und retten Kitze auf den Wiesen vor der Mahd oder zäunen Maisäcker ein, um Schäden durch Wildschweine zu vermeiden.

Jäger erlösen Tiere nach Unfällen

Übrigens sind es auch die Jägerinnen und Jäger, die zu Wildunfällen mit verletzten Rehen, Hirschen und Wildschweinen gerufen werden, um die Tiere zu erlösen. Wird das verletzte Wild nicht direkt gefunden, gehören auch die sogenannten Nachsuchen mit ausgebildeten Spürhunden dazu, damit verletzte Tiere so kurz wie möglich leiden müssen. Keine schöne Aufgabe, findet sie, „aber notwendig im Sinne des Tierschutzes“.

Waldbaden und die besondere Stimmung

Tiere, die Natur: All das liegt Franziska Lemoine am Herzen. Sie selbst konsumiert immer weniger Fleisch, alles in allem im Schnitt einmal in der Woche. Vor allem aber liebt sie den Wald. Heute gibt es den Begriff des Waldbadens, sagt sie. Und: „Im Wald sein ist wohltuend. Die Geräusche, die Stimmung: Mehr braucht es nicht.“

Wälder, Wildtiere, Biotope: In Schorndorf gibt es zehn Jagdreviere, um die sich in der Regel jeweils drei Jagdpächter kümmern. Auch Frauen sind darunter – nach einer Umfrage des Deutschen Jagdverbands ist inzwischen jeder vierte Teilnehmer in Jägerkursen eine Frau. Trotzdem: Dass Frauen auf die Jagd gehen, empfinden viele noch als ungewöhnlich. Das weiß auch Franziska Lemoine. Die 46-jährige Schorndorferin hat bei der Kreisjägervereinigung eine Jagdausbildung gemacht und 2021 die Prüfung

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