S'Bädle in Weiler hat wieder offen
Schorndorf-Weiler. Am Donnerstag noch war nicht klar, ob das Weilermer Bädle wie geplant am Samstag geöffnet werden kann. Ein Schieber war undicht und musste ausgetauscht werden. Automatisch mitbetroffen war der Überlauf. Die Mitglieder des Freibadfördervereins, allen voran Jürgen Erdmann, haben’s gerade noch hingekriegt. Eine Punktlandung also.
Womit wir schon beim größten Problem wären, das das Weilermer Bädle hat. Es stammt aus dem Jahr 1929, die Mauern des Beckens sind aus der gleichen Zeit. Originalzustand also. Immer wieder werden Reparaturen fällig, die aber nur mehr oder weniger provisorisch sein können. So nimmt es nicht Wunder, dass Jürgen Erdmann, der technisch Verantwortliche fürs Bädle, einen „Traum“ hat, wie er sagt. Den Traum von einem neuen Becken, einem Becken, das auch eine Umwälzanlage hat (so etwas fehlt bisher). Indes: Es wird wohl beim Traum bleiben. Denn in Beton kostet so ein neues Becken schlappe 250 000 Euro, in Edelstahl gar noch schlappere 500 000 Euro. Etwa. Da müssten schon finanzkräftige Sponsoren auf der Bildfläche erscheinen, um den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Denn die finanziellen Möglichkeiten des Fördervereins, der seit 1993 das Weilermer Bädle betreibt und so am Leben erhält, reichen nicht einmal annähernd aus, um eine solche Investition zu stemmen.
Mit Umwälzanlage könnte pro Jahr bis zu 16 000 Euro gespart werden
Dennoch: Träumen ist erlaubt und Rechnen sowieso. Erdmann hat’s getan. Unter dem Strich ist rausgekommen, dass im Weilermer Bädle mit einer Umwälzanlage jährlich bis zu 16 000 Euro gespart werden könnten. In 15 Jahren wäre das ein Betrag von 240 000 Euro, also gar nicht mehr weit weg von den 250 000 Euro, die ein Becken in Beton mit Umwälzanlage kosten würde.
Weil aber diese Anlage fehlt, muss im Weilermer Bädle während der Saison je nach Wetterlage drei bis vier Mal das komplette Wasser im Becken ausgetauscht werden. Das sind jeweils 400 Kubikmeter. Nachhaltig ist das nicht, außerdem ist der Austausch ein Riesenact: Das Wasser wird nach und nach abgelassen. Gegen 16 Uhr ist das Becken dann fast leer. Nach Badeschluss werden Boden und Wände mit dem Hochdruckreiniger bearbeitet. Gegen 21.30 Uhr sollten die Schaffer damit fertig sein. Dann wird neues Wasser eingelassen, und am Tag darauf gegen 15 Uhr ist das Becken dann wieder voll.
Änderung in Sicht? Nein. Nicht mal langfristig. So sind die Weilermer um die Vorsitzende des Freibadfördervereins Gisela Mahr zufrieden mit dem, was sie haben. Zum Beispiel mit dem strahlenden Sonnenschein am Eröffnungstag. Mahr: „So gutes Wetter hatten wir noch nie.“ Oft war’s nass und kalt am ersten Badetag.
Kalt freilich war am Samstag auch das Wasser im Becken. Jürgen Erdmann hat 17 Grad gemessen, diese Temperatur aber nach seinem ersten Sprung ins Wasser in diesem Jahr gleich nach unten korrigiert: „15 Grad vielleicht.“ Den Humor verliert der Mann aber nicht: „Wir sind hier in Weiler schon bekannt für etwas kühleres Wasser.“ Gisela Mahr ergänzt: „Dafür ist bei uns auf der Liegewiese immer Platz.“ Fast immer, schränkt sie ein, denn an ganz heißheißen Tagen kann’s auch hier durchaus eng werden.
Solche allerdings wünschen sich die Weilermer Bädlesfreunde auch in diesem Jahr, und zwar möglichst viele. Denn dann bekommen logischerweise die Menschen Lust aufs Freibad und auch auf das in Weiler mit seinem besonderen Charme. Das bringt Geld in die Kasse des Fördervereins. Außerdem haben die Besucher die Gelegenheit, sich von der Familie Öztekin, die bereits im vierten Jahr den Kiosk betreibt (über diese Kontinuität ist der Förderverein im Übrigen sehr froh, muss er sich doch nicht auch noch jedes Jahr um einen neuen Pächter kümmern), verwöhnen zu lassen. Die Öztekins sind – der Name sagt’s – Türken. Beliebt bei den Badegästen sind laut Mahr sowohl die Spezialitäten aus ihrem Heimatland, die auf der Speisekarte stehen, die in diesem Fall eine Tafel ist, als auch ihre Freundlichkeit. Özgür Öztekin ist eigentlich Busfahrer und demzufolge nur in seiner Freizeit am Kiosk. Federführend betreibt ihn seine Frau Aysel.
Im Weilermer Bädle werden am Tag zwischen 50 und 250 Besucher gezählt. Macht zusammen 6000 bis 7000 im Jahr. Verkauft werden 70 bis 80 Jahreskarten. Sie kosten nicht die Welt. Eine Familie zahlt 33 Euro, wenn sie Mitglied im Förderverein ist. Aber auch für Nichtmitglieder ist’s durchaus erschwinglich. Sie werden mit 39 Euro zur Kasse gebeten. Übrigens: Die Weilermer Kindergärten und die Schule dürfen vormittags, also außerhalb der Badezeit, das Bädle benutzen, ohne dass Eintritt verlangt wird. Gisela Mahr macht auf einen weiteren Umstand aufmerksam. Das Weilermer Bädle ist an den rund 80 Tagen, an denen es jedes Jahr offen hat, Treffpunkt für die Kinder und Jugendlichen aus dem Schorndorfer Stadtteil. „Die haben hier sonst ja nichts.“
Info
Das Weilermer Bädle ist täglich von 14 bis 20 Uhr geöffnet, sonntags von 11 bis 20 Uhr. Außer dem 25-Meter-Becken gibt es ein Kinderbecken, ein Beachvolleyballfeld und eine Tischtennisplatte.
Förderverein wird 25 Jahre alt
Die Zukunft des Weilermer Bädle hing nicht nur einmal an einem seidenen Faden. 1991 rumorte es in der Stadt Schorndorf, dass es geschlossen werde. „Die wollten es damals im Zusammenhang mit dem Bau der Bronnbachhalle zuschütten“, erinnert sich Jürgen Erdmann.
Die Stadtoberen freilich hatten die Rechnung ohne die Weilermer gemacht. Die gründeten am 4. Juni 1991 einen Freibadförderverein, der demzufolge nach Adam Riese in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen feiert und inzwischen rund 600 Mitglieder hat. Der Familienbeitrag liegt bei 20 Euro im Jahr.
1993 drohte erneut die Schließung des Bädles. In diesem Jahr hat es dann der Förderverein übernommen und führt es seither in eigener Regie. Unterstützt wird er allerdings von den Stadtwerken, die das Wasser bezahlen. Wenn sie das nicht täten, „ginge es nicht“, ist Gisela Mahr und Jürgen Erdmann klar.
Das Jubiläum des Fördervereins im Rahmen der Freibadhocketse am Wochenende 23. und 24. Juli gefeiert. Am Samstag, 23. Juli, werden laut Gisela Mahr alle Gründungsmitglieder eingeladen. Und natürlich die Schorndorfer Stadtoberen, auch wenn deren Vorgänger den Weilermern das Leben schwergemacht haben. Aber das ist ja schon 25 Jahre her.

