Schorndorf

Umgang mit Todesfällen: Wie man mit Kindern richtig trauert

KinderAbschied
„Trauern ist eine Fähigkeit, die uns angeboren ist“: Gabriele Schmidt-Klering (links) und Kirsten Allgayer im Gespräch. © Gaby Schneider

Einen nahen Angehörigen zu verlieren, das ist für niemanden leicht. Doch wie gehen Kinder eigentlich damit um? Und wie können Erwachsene Kinder bei der Trauer begleiten? Darüber haben wir mit zwei Expertinnen gesprochen, die seit vielen Jahren in der Trauerbegleitung aktiv sind.

„Die meisten Eltern machen es aus ihrem Gefühl heraus schon richtig“, sagt Gabriele Schmidt-Klering. Die Schorndorferin ist zertifizierte Trauerbegleiterin, hat zu dem Thema einen Ratgeber geschrieben und begleitet seit 20 Jahren Menschen, die Angehörige verloren haben. „Die Verunsicherung kommt eher aus der Gesellschaft“, sagt sie. „Trauer und Tod sind noch immer Tabuthemen.“

Mit den Kindern über die Situation reden

Deshalb sei es umso wichtiger für Eltern, dass sie ihren Kindern Informationen dazu an die Hand geben, mit ihnen über die Situation reden, sie fragen: „Wie geht es euch damit? Was ist wichtig für euch?“ Und dann aber auch sagen, was auf sie zukommt, wenn ein naher Mensch stirbt.

„Wenn man Kinder dazu ermutigt, darüber zu reden, fragen sie auch nach“, berichtet Kirsten Allgayer, Leiterin des Kinder- und Jugendhospizdienstes Sternentraum in Backnang, der auch in der Region Schorndorf Trauerbegleitungen anbietet. „Wichtig ist vor allem das Signal seitens der Eltern: Wir sind offen.“

„Es ist wichtig, in die Aktion zu gehen“

Dennoch mache der Tod zunächst hilflos, „deshalb ist es wichtig, in die Aktion zu gehen“, sagt Schmidt-Klering. Etwa indem man Kindern die Möglichkeit gibt, etwas Persönliches für die Beerdigung zu gestalten, seien es Blumen, Kerzen, die Musikauswahl – oder gar ein paar persönliche Worte bei der Trauerfeier. Wichtig sei es, dabei auch Außergewöhnliches zuzulassen. Allgayer erzählt als Beispiel von einem Mädchen, das sie begleitet hat und die ihrer Großmutter im Sarg Wollsocken anziehen wollte mit der Begründung: „Die hatte doch immer so kalte Füße“.

Es kommt darauf an, wer stirbt – und wie alt das Kind ist

Wobei es einen großen Unterschied macht, wie alt ein Kind ist. „Bis zum neunten oder zehnten Lebensjahr ist ihnen die Endgültigkeit der Dimension nicht klar“, sagt Schmidt-Klering. Es macht aber auch einen Unterschied, wer stirbt. Mit dem Tod eines Großelternteils kommen Kinder besser zurecht als mit dem Verlust von Mutter, Vater oder Geschwistern.

„Da ist die Geborgenheit in der Familie betroffen, das sorgt für existenzielle Sorgen“, so die Trauerbegleiterin. „Schnell komme dann die Frage auf: Stirbst du bald auch?“, ergänzt Allgayer. In so einer Situation sollte man als Mutter oder Vater möglichst ehrlich sein, das nicht kategorisch ausschließen, aber richtig einordnen – und dabei auch über die Wahrscheinlichkeit von Todesursachen sprechen. „Man sollte den Kindern dabei vor allem die Ängste nehmen.“

Frühzeitig auf das Abschiednehmen vorbereiten

Für ganz wichtig halten die beiden Expertinnen, dass man mit Kindern den Tod nicht erst zum Thema macht, wenn er unmittelbar bevorsteht. „Das Abschiednehmen kann man vorbereiten“, sagt Schmidt-Klering. Das könne mit einer geliebten Puppe oder dem Wegzug eines Freundes genauso eingeübt werden wie beim Auszug aus der Kita. „Durch das Versprachlichen lernen die Kinder Bewältigungsstrategien fürs Abschiednehmen.“ Durch „kleine Abschiede“ lasse sich das recht gut erlernen, sagt auch Kirsten Allgayer. „Zum Glück hat sich hier in den letzten Jahren gesellschaftlich etwas gewandelt.“ Das Thema sei nicht mehr ganz so tabuisiert.

Erschwerte Trauer und die Hilfe von Trauergruppen

Es gibt aber Fälle, in denen die Trauer deutlich erschwert wird: Wenn der Tod etwa plötzlich und unerwartet kam, ein Unfall passiert ist oder sich mehrere Todesfälle im Umfeld in kurzer Zeit häufen. Dann kann es ratsam sein, eine Trauergruppe zu besuchen. „Wie stark die Trauer ist, hängt aber immer von der Bindung ab. Wir werten das nicht“, so Schmidt-Klering, die in Schorndorf eine Trauergruppe für Sechs- bis Zwölfjährige und eine Gruppe für 13- bis 17-Jährige betreut. Zwei solche Trauergruppen gibt es auch beim Kinder- und Jugendhospiz Backnang. Vor dem Tod bietet Sternentraum auch kreisweit eine individuelle Begleitung in den Familien an. Alle Angebote sind für die Betroffenen kostenlos.

Manchmal kann auch ein Trauertagebuch helfen, auch gibt es inzwischen einige gute Ratgeber. Den einen, richtigen Weg zum Umgang mit der Trauer gibt es also nicht, sondern viele individuelle.

Betroffene Eltern wollen die beiden Expertinnen dazu ermutigen, im Umgang mit dem Thema auf ihr Bauchgefühl zu hören, denn „Trauern ist eine Fähigkeit, die uns angeboren ist“, so Allgayer. Und Schmidt-Klering ergänzt: „Kinder kommen oft von selbst darauf, was ihnen hilft.“ Diesen Prozess dann zuzulassen und zu begleiten, sei eine sehr wertvolle Erfahrung.

Wer Kontakt mit Gabriele Schmidt-Klering aufnehmen möchte, kann sich unter 0 71 81/99 25 02 oder per E-Mail an kindertrauer-schorndorf@web.de melden. Der Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum ist erreichbar unter 0 71 91/3 73 24 32 oder der E-Mail-Adresse info@ kinderhospizdienst.net.

Einen nahen Angehörigen zu verlieren, das ist für niemanden leicht. Doch wie gehen Kinder eigentlich damit um? Und wie können Erwachsene Kinder bei der Trauer begleiten? Darüber haben wir mit zwei Expertinnen gesprochen, die seit vielen Jahren in der Trauerbegleitung aktiv sind.

„Die meisten Eltern machen es aus ihrem Gefühl heraus schon richtig“, sagt Gabriele Schmidt-Klering. Die Schorndorferin ist zertifizierte Trauerbegleiterin, hat zu dem Thema einen Ratgeber geschrieben und

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