Weihnachtsmarkt in der Ortsmitte
Urbach. „Wie gemacht für den Weihnachtsmarkt“, sagen frohlockende Stimmen über das Schneetreiben beim Urbacher Weihnachtsmarkt. Viele Besucher freuen sich über die weiße Pracht. Weniger prickelnd ist die Lage für jene, die mit dem Auto den Markt ansteuern.
Pünktlich zur Mittagszeit, mitten in die musikalische Einstimmung des Urbacher Posaunenchors, fallen die ersten Flocken. Im dichten Schneetreiben, mit der Hand vor den Augen, bewegen sich Besucher an die gewünschten Zielpunkte, wo der Glühwein schmeckt und es sich gut stöbern lässt. 62 Buden – die meisten aufwendig, glitzernd, leuchtend und detailverliebt dekoriert – verteilen sich sternförmig vom Kreisel in der Ortsmitte aus in die vier Fahrtrichtungen.
In jedem Seiten-„Arm“ reihen sich Kunsthandwerker, Bastler und allerlei Mundschenke aneinander – etwa die Marmeladenköchinnen vom evangelischen Kirchenchor. „Bei uns kaufen manche Leute ganze Rucksäcke mit Gsälz“, berichtet Erika Schröppel. Die ersten standen vor der offiziellen Eröffnung da, um die größte Auswahl an Beerenmarmeladen und Schnitzbrot zu haben. „Alles aus eigenem Obst gemacht“, erzählt die Sängerin.
Schlachtplatte to go im Wrap
Weniger an den Früchten, mehr am Holz der Obstbäume interessiert, ist Klaus Siegle aus Schorndorf. Er verkauft Holzkrippen aus Zwetschgenholz, dessen rotbraune Farbe heraussticht aus den ausgehöhlten Birken- und Weißbuchenstämmen. Von Beruf ist er Fachlehrer für Sport und Technik, in der Freizeit aber bekennender „Holzwurm“, beim Sägen und Schleifen könne er abschalten. „Eine Zwölf-Meter-Birke“ habe er im Vorjahr gefällt und zu Holzstelen, Weihnachtskrippen, Tannenbäumen, Engeln und Figuren verarbeitet, die in Urbach „immer gut weggehen“, wie er aus der Erfahrung der Vorjahre weiß.
Es schneit ohne Unterbrechung, die Dächer der Stände und die Mützen der Besucher tragen weiße Hauben. Das dazugehörige Bauchgefühl für den winterlichen zweiten Advent stellt sich beim Löffeln einer Gulaschsuppe ein, die der Tennisclub in der Adventshütte wärmstens empfiehlt, oder bei einer „Schlachtplatte to go“ im Wrap, die am Stand der Jugendfeuerwehr Premiere hat.
B 29 wird zur winterlichen Piste
Kollege Nikolaus, von weitem zu erkennen im roten Kostüm, verteilt am Kreisel Päckchen. Ins Auge stechen bei dem Wetter auch die Radhelme, Brillen und Fahrräder von Tanja Nellinger und Achim Umlauf aus Waldhausen. Sie beißen mit Appetit in eine Rote Wurst, vor sich eine Tasse Glühwein. „Weil uns der Urbacher Weihnachtsmarkt so gefällt“, hätten sie die Kälte auf sich genommen. Im Vorjahr haben sie eine Wärmeflasche gekauft, an der sie bis heute Freude haben. Dieses Jahr: mal schauen.
Heimwärts stellen sie sich auf eine „kleine Schlitterpartie“ ein, darum wollen sie nach der Stärkung auf die nass-kalten Radsattel zurück. Kälte könne ihnen dank Wintermontur nichts anhaben. „Wichtig ist, dass die Straßen nicht glatt werden“, meinen sie. Den Wunsch teilen sie mit Autofahrern, die zur Mittagszeit das genaue Gegenteil erleben. Die B 29 verwandelt sich in nicht einmal einer Stunde in eine winterliche Piste. Weiße Fahrbahn, der Autofahrer sieht schwarz. In Teilen bildet sich unter der weißen Schneedecke eine Eisschicht. Man wünscht sich ein Räumfahrzeug direkt vor der eigenen Motorhaube und dass die Meldung nicht stimmt, wonach es Autofahrer gibt, die jetzt noch ohne Winterreifen losbrettern.