Urbach

AfD in Urbach: Antifa stört  Wahlkampf-Auftakt in der Auerbachhalle - ein Demonstrant verhaftet

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Die Antifa demonstriert am Freitagabend, 6. August 2021, bei der Auerbachhalle in Urbach gegen die AfD. © ZVW/Gaby Schneider

Mit gleich drei Spitzenpolitikern aus dem Bundestag hat der AfD-Kreisverband Rems-Murr den Bundestagswahlkampf in der Auerbachhalle in Urbach eröffnet - und dagegen protestierte die Antifa. Bereits eine Viertelstunde von der Saalöffnung waren etwa 50 Demonstranten vom Bahnhof her herangezogen mit drei Transparenten, zwanzig roten Fahnen und einem Megafon.

In der Urbacher Auerbachhalle standen Reden des Bundesvorstandsmitglied Joana Cotar, des ehemaligen bayerischen Landesvorsitzenden Martin Sichert und der heimische Abgeordnete und Bundestagskandidat Jürgen Braun sprechen. Dessen Ansage „Der AfD-Kreisverband lädt alle friedlichen Bürger ein, nach Urbach zu kommen. Erleben Sie die Alternative für Deutschland pur und unverfälscht!“ ließ das Aktionsbündnis Offenes Antifaschistisches Treffen (OAT) nicht unbeantwortet. Dessen Aufruf war mit der Überschrift versehen: „AfD-Veranstaltung in Urbach stören!“

Am 3. September 2020 gab es schon mal eine Demo gegen eine AfD-Veranstaltung in der Auerbachhalle in Urbach. Damals trat dort der AfD-Politiker Marc Jongen auf.

Es kam zu Schubsereien mit der Polizei - ein junger Demonstrant  wurde verhaftet

Die Polizei war in großer Zahl vor Ort, darunter sind auch Angehörige der Bereitschaftspolizei. Etwa zehn Mannschaftswagen standen vor der Halle. Einsatzleiter vor Ort war aber der Leiter des Polizeireviers Schorndorf, Dierk Hampl.Die Lage vor der Auerbachhalle war schnell angespannt. Gegen 18 Uhr, pünktlich zur Saalöffnung und dem Eintreffen der ersten mit Parteienblem am Kragenspiegel gut erkennbaren AfD-Granden, gab es die erste Durchsage der Polizei, die die Antifa-Demonstranten dazu aufforderte, den Eingang zur Halle frei zu halten. Sie sollten sich nur auf einer genehmigten Fläche neben der Auerbachhalle aufhalten. Es gab noch eine zweite und dritte Durchsage, die aber wegen der Schwäche des Polizei-Megafons kaum zu verstehen war. Die Sprüche aus dem Megafon der Antifa waren da wesentlich besser zu verstehen.

Auf Befehl versuchte ein Zug der Bereitschaftspolizei, die Antifa-Reihen zurückzudrängen. Es kam zu Schubsereien, die Demonstranten versuchten, sich durch vorgehaltene Transparente zu schützen. Doch die Polizisten rissen ihnen die Transparente aus der Hand. Einem jungen Mann, etwa 20 Jahre alt, sollte seine Fahne weggenommen werden, wohl weil er sich mit dieser wehrte. Er wurde aus der Menge herausgezogen, war sofort von Polizisten umringt und im Polizeigriff abgeführt. Später wurde er in Handschellen in einem Streifenwagen weggefahren. Gegen ihn, so Polizeiführer Hampl werde nun eine Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte erstellt. Weiteres dazu werde von der Polizei in den nächsten Tagen bekanntgegeben.

Durch dieses Ereignis beruhigte sich die Lage etwas, allerdings gab es trotzdem heftige Diskussionen zwischen der Antifa und der Polizei. Die Aktivisten setzten sich für den in Gewahrsam genommenen Kollegen verbal ein und betonten, dass dieser doch gar nichts Schlimmes getan habe.

AfD-Kreisvorsitzender Jürgen Braun freut sich über die Gastredner

Jürgen Braun, der auch Kreisvorsitzender der AfD Rems-Murr ist, freute sich im Vorfeld der Veranstaltung bereits über die beiden Gastredner: „Joana Cotar hat herausragende Arbeit im Deutschen Bundestag geleistet. Sie ist eine entschlossene und schlagfertige Frau, die Herz und Verstand elegant kombiniert. Martin Sichert hat starke Akzente als Wirtschafts- und Sozialpolitiker gesetzt sowie als engagierter Vorsitzender des Landesverbandes Bayern. Ich schätze beide Kollegen im Bundestag sehr und bin gespannt auf ihre Reden zum Thema „Deutschland. Aber normal!“

Das sieht das OAT ganz anders: „Auch wenn sie uns das so verkaufen will, ist die AfD keine Alternative für uns. Anstatt für gerechte Löhne einzutreten, fordert sie den 12-Stunden Tag. Anstatt Konzepte für eine sorgenfreie Rente zu bieten, fordert sie eine „flexible Rentenzahlung“, was keinesfalls mehr Geld für Arbeiter bedeutet. Anstatt konkrete Lösungen gegen den menschgemachten Klimawandel zu bieten, leugnet sie diesen! Wir lassen nicht zu, dass sie ungestört ihre Hetze in Urbach verbreiten können!“

Nur circa 30 Gäste wollten die Reden hören

Lars Heise, stellvertretender Kreisvorsitzender der AfD hatte coronagerecht 120 Stühle in der Auerbachhalle verteilt. Am Ende waren rund 30 bis 40 Zuschauer da. Jürgen Braun machte dafür Corona verantwortlich: „Die Menschen scheuen sich, Veranstaltungen in der Halle zu besuchen.“

Lars Heise eröffnete schließlich die Veranstaltung und bedankte sich ausdrücklich bei der Polizei, die es geschafft habe den politischen Gegner daran zu hindern, das die in der Halle versammelten ihre Grundrechte nicht ausüben können.

Ganz andere Töne schlug Martin Sichert an, der fand, dass es eine Zweiklassengesellschaft in Deutschland gebe, „Geimpfte und nicht Geimpfte“, wobei nach seiner Meinung „keine der beiden Gruppen ihre Grundrechte wirklich ausüben“ könne. Die Menschen sehnten sich wieder nach Normalität, aber nicht die „neue Normalität“ die jetzt von den Altparteien heraufbeschworen würde. Er selbst sei schon früh in die AfD eingetreten („Habe eine zweistellige Partei-Mitgliedsnummer“) weil er dafür kämpfe, dass man seine Grundrechte frei ausüben dürfe. Die AfD sei die einzige Partei, die sich dem Abbau der Grundrechte entgegenstemme und die dem Volk eine Stimme gebe.

Und da sei es doch ein Unding, wenn in Berlin Demonstrationen für die Grundrechte verboten würden, und Menschen, die diese Verbote missachteten, von der Polizei zu Boden gerissen würden. Nur zur Erinnerung: Sein Vorredner Lars Heise hatte genau dieses Vorgehen der Polizei gerade noch gelobt.

Mit gleich drei Spitzenpolitikern aus dem Bundestag hat der AfD-Kreisverband Rems-Murr den Bundestagswahlkampf in der Auerbachhalle in Urbach eröffnet - und dagegen protestierte die Antifa. Bereits eine Viertelstunde von der Saalöffnung waren etwa 50 Demonstranten vom Bahnhof her herangezogen mit drei Transparenten, zwanzig roten Fahnen und einem Megafon.

In der Urbacher Auerbachhalle standen Reden des Bundesvorstandsmitglied Joana Cotar, des ehemaligen bayerischen Landesvorsitzenden

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