Männerchor sucht neue Sänger
Urbach. Martin Schuler zeigt zwei Fotos, zwischen denen 13 Jahre liegen. Das erste zeigt mehr als 40 Sänger. Auf dem aktuellen Bild, das den Männerchor des Gesangvereins Eintracht 1925 zeigt, sind es deutlich weniger. „Wir mussten aktiv werden“, hält der 2. Vorsitzende fest. Nach ChorArt ZwanzigElf und den Kinderchören starten sie wieder einen Anlauf, um neue Stimmen zu werben. Vor allem auf Männer hat es der Verein bei einem offenen und geselligen Singen am Sonntag abgesehen.
Timea Toth ist noch nicht ganz zufrieden mit dem, was sie gerade hört. „Wo sind meine Bässe?“, fragt sie. Die Chorleiterin sitzt am Klavier. Die rechte Hand dirigiert, die linke drückt die Tasten, ihr Fuß gibt den Takt vor und sie singt – und hört genau hin. „Habt ihr verstanden, was ich meine“, fragt sie erneut die Männerrunde. Mit Strenge, Witz und einem in jeder Hinsicht guten Händchen dirigiert sie den Männerchor. „Die Arbeit an den Feinheiten, das macht es am Ende aus“, sagt Michael Knödler, Sänger von ChorArt ZwanzigElf. Seine Gesangskarriere begann, als die Urbacher Gesangvereine 2011 neue Sängerinnen und Sänger für das Projekt ChorArt ZwanzigElf suchten – mit großem Erfolg. Nun sucht der Gesangverein Eintracht 1925 erneut und bietet am Sonntag, 26. März, ein offenes Singen in der Atriumhalle an. Denn nicht nur ihr Gesangverein steht vor einer großen Herausforderung, sagt Martin Schuler.
Das Instrument immer dabei
„Männer zum Singen zu bewegen, ist wahnsinnig schwierig“, sagt er. Da gebe es eine große Hemmschwelle. Diese hat Michael Knödler überwunden. Er hatte sich vorher nie getraut zu singen, machte dann aber beim neuen Chorprojekt mit. Anfangs müsse man mit denen singen, die singen können, dann komme man rein. „Ich genieße es inzwischen, vorne zu stehen und zu singen“, sagt er nun über Auftritte. Die Begeisterung der Besucher in einer rammelvollen Kirche sei große Motivation, sagt Martin Schuler über die vergangenen Auftritte in Urbach. „Es ist schön, in einem Chor, der erfolgreich ist, der gut klingt, zusammen zu singen. Lob ist Bestätigung für das, was wir tun“, sagt er. Und Singen sei so einfach: „Der Sänger hat sein Instrument immer dabei!“ Schuler und die übrigen Verantwortlichen des Gesangvereins wollen Werbung für ihren Verein machen, neue Sängerinnen und Sänger werben, vor allem männliche Stimmen, damit der Verein auch in Zukunft die richtigen Töne trifft und als Gesangverein, mit Männer-, gemischtem und Kinderchören, bestehen bleiben kann.
„Wir wollen professionell sein, ohne ein Profi-Chor zu sein“
„Wir wollen professionell sein, ohne ein Profi-Chor zu sein“, bringt es Martin Schuler auf den Punkt. Seit einigen Wochen proben einige Herren von Männerchor und ZwanzigElf gemeinsam für ihr neues Chorprojekt. Schuler betont, man habe mittlerweile ein modernes Repertoire und gehe auch auf Liedvorschläge ein. Damit würden Männer jedes Alters angesprochen. Er macht deutlich, wie modern der Verein mittlerweile agiere, wie mit Stimmaufnahmen Verbesserungen erzielt würden, und dass sie mindestens einmal im Jahr eine professionelle Stimmbildung anbieten. Ferner hätten sie eine Trainerin für Bühnenpräsenz engagiert. Denn ihre Chöre sollen noch besser werden, sagt Schuler. Aber: „Singen soll ein Hobby bleiben. Nach wie vor muss niemand Noten kennen.“ Es gehe ja schließlich darum, Freude am Singen zu haben. Und zu vermitteln. Der Versuch, über die Ehefrauen an die Männer zu kommen, sie zum Singen zu bewegen, klappe eben nicht immer, schildert Michael Knödler lachend erste Versuche, über Umwege Sänger zu gewinnen.
Für ihren Chor-Kollegen schmettern die Sänger ein Geburtstagsständle
„Singen ist eine entspannende Freizeitbeschäftigung“, sagt die Chorleiterin Timea Toth. Nach Gesangseinlagen gehe er mit einem freien Kopf nach Hause, so Martin Schuler, der seit rund 40 Jahren singt. Und so startet dann die Chorprobe der Männer mit einigen Lockerungsübungen für den Mund. Timea Toth fordert hohe und tiefe Töne. Dann gibt es schnell noch ein enthusiastisches Geburtstagsständle für einen Sänger, das die Chorleiterin duldet, das ihren Ansprüchen aber nicht gerecht zu werden scheint. Die Probe geht weiter. Die Chorleiterin sucht die Bässe. Über viele Minuten wird ein Stück eingeübt. Toth ist akribisch, mal mit leisem Spott, dann wieder bissig-fordernd, aber meist mit einem Lächeln und einer humorvollen Note. Sie pickt sich zwei Herren raus: „Den Gaumen klingen lassen“, erläutert sie, schaut den Sängern in die Augen, „als wenn ihr Wein im Mund habt.“ Dann mischt sie sich später unter die Sänger, weil sie noch nicht zufrieden ist, und provoziert exakte Töne. Ein interessanter Einblick in eine Chorprobe im Musiksaal der Wittumschule. Der wird voll, als schließlich die Sängerinnen und Sänger von ZwanzigElf erscheinen. Es wird laut und es wird an diesem Probentag fröhlich gesungen. Toth ist seit einigen Stunden im Einsatz, hat erst mit den Chorkids, dann mit den jungen Sängerinnen von TeenieSound, schließlich mit dem Männerchor, dem Chorprojekt und dem gemischten Chor gesungen. Auch beim Nachwuchs seien die Mädchen deutlich in der Überzahl. Das freut Martin Schuler und Michael Knödler – aber ein paar mehr Jungs und Männer sollten es schon noch werden. Vielleicht werden am Sonntag ja neue Stimmen entdeckt.
Einladung zum offenen Singen am Sonntag
Der Gesangverein Eintracht 1925 Urbach bietet am Sonntag, 26. März, ein offenes Singen, eine Art musikalischer Frühschoppen, in der Atriumhalle an. Zwischen 10 und 13 Uhr soll gesungen, geplaudert und gelacht werden. Alle „Sangesfreudigen aus Urbach und Umgebung“ sind eingeladen. Noten müsse keiner kennen. Zwanglos und unverbindlich wollen die Männer und Frauen einen Einblick in das Vereinsleben und den Sangeskreis vermitteln. „Natürlich gibt es nicht nur etwas zum Jubilieren, sondern auch zum Schnabulieren“, denn für eine kleine Bewirtung ist gesorgt. „Lernen Sie unsere Chorgemeinschaft näher kennen und erfahren Sie einmal selbst, wie viel Spaß und Freude es bereitet, mit anderen zu singen“, trällern die Sänger in ihrer Einladung, die sich an Männer und Frauen richtet! Niemand müsse vorsingen, wird betont, reinhören reiche völlig aus, die Gemeinschaft kennenlernen und vielleicht ja doch schon mal in ein Lied einstimmen. Und die Sänger sind sehr offen. Als sie den Redakteur bei der Probe erblicken, freuen sie sich und begrüßen gleich herzlich den „neuen Sänger!“ Der muss leider verneinen, da völlig talentfrei. Ach, wer weiß, sagen die Sänger und lachen, die Stimme klinge nach Tenor.