Feueralarm: Was tun, wenn die Schule brennt?
Waiblingen-Bittenfeld. Das Szenario ist erschreckend: überall Rauch, eine Klasse, gefangen im zweiten Stock einer Schule, abgeschnitten von allen Fluchtwegen. Am Freitag hat die Schillerschule in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren von Bittenfeld und Remseck genau diesen Fall geübt. Dabei kam eine Drehleiter zum Einsatz – ein Novum für die Schulübung.
Heller Rauch steigt aus einem Fenster im Obergeschoss der Schillerschule in den Himmel, eine Sirene heult mit einem langgezogenen Jaulen auf. Während die meisten Klassen das Gebäude geordnet über Fenster und Nottreppen verlassen, macht sich bei einer vierten Klasse Aufregung breit: Ihr Fluchtweg ist abgeschnitten. Das Treppenhaus ist in dichte Schwaden gehüllt, unter der Sicherheitstür zum Nebenzimmer quillt Rauch hervor. Was nun?
Drehleiter kam zum Einsatz
Ein erschreckendes Übungsszenario hat der Bittenfelder Abteilungskommandant Björn Mutschler in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr Remseck auf Wunsch der Schulleiterin Heike Wida entworfen. Bei der Übung sollte unter anderem der Einsatz einer Drehleiter geprobt werden. Die Remsecker haben dieses Rettungsfahrzeug seit noch nicht einmal zwei Jahren und rücken damit bei Bedarf auch nach Bittenfeld aus. An der Schillerschule ist es bisher noch nie zum Einsatz gekommen.
Schüler und Lehrer wussten nichts von der Übung
Ohne Aufregung ging die Evakuierung nicht ab. Nur die Lehrerin, die mit ihrer Klasse im Zimmer bleiben musste, wurde von der Schulleitung über die Aktion informiert. Den anderen Lehrern und allen Schülern wurde mittels dreier Nebelmaschinen der Ernstfall vorgegaukelt. Für einige Schüler – darunter auch mindestens ein Kind eines Feuerwehrmanns – war die Situation sichtlich beängstigend, manche weinten und mussten getröstet werden. „Lieber bei der Übung ein paar Tränen, als im Ernstfall eine Panik“, kommentiert Mutschler nicht ohne Mitgefühl.
„Es hat den Kindern geholfen, dass sie wussten, was zu tun war“
Der Schreck wurde aber nicht zuletzt durch Routine aufgefangen: „Es hat den Kindern geholfen, dass sie wussten, was zu tun war“, sagt Lisa Vogt, eine der Lehrerinnen. Auch ihr selbst habe das geholfen. Einmal pro Schuljahr wird die Flucht geübt, alle paar Jahre als richtige Feuerwehrsimulation wie jetzt am Freitag.
Die Evakuierung war erfolgreich
Spätestens als die Übung vorbei war, hatten dann die meisten Kinder den Trick durchschaut und den Schock verdaut. Sie durften Drehleiter fahren und den Einsatzwagen begutachten, ein paar sangen fröhlich Feuerwehrlieder. Und bei aller Angst: Die Evakuierung, ob durch Lehrer oder Feuerwehrleute, hat geklappt. Die Viertklässler mitsamt ihrer Lehrerin konnten problemlos aus dem zweiten Stock auf den Schulhof hinuntergebracht werden. Immer drei bis vier Schüler auf einmal wurden in den Korb gehoben und unter leisem Surren am Boden abgesetzt. „Wir haben innerhalb von zehn Minuten die Schule evakuiert“, sagt Mutschler zufrieden.
Zwei Löschgruppenfahrzeuge, Drehleiter und Einsatzwagen waren vor Ort
Die Übung als Ganzes sei gut gelaufen, bestätigte die Rektorin Wida ebenso wie alle drei anwesenden Kommandanten: Neben Mutschler waren das der Waiblinger Kommandant Jochen Wolf sowie der Remsecker Kommandant Michael Leutenecker. Das fängt an bei der schnellen Ankunft der zwei Löschgruppenfahrzeuge, der Drehleiter und des Einsatzwagens.
Eltern, die Sirenen gehört haben, kamen zur Schule
Auch die Informationen sind gut zwischen den Lehrern, den Sicherheitsbeauftragten der Schule und den Hilfskräften geflossen. Schnell war klar, ob alle Kinder da sind und wer sich noch im Gebäude befindet. Das ist vor allem für die Einsatzstrategie wichtig. Aber nicht nur. Denn auch mit besorgten Eltern ist bei einer Löschfahrt zu rechnen. Selbst bei der Übung kamen einzelne Eltern zur Schule, die die Sirenen gehört hatten. Hätte es wirklich gebrannt, wären es noch viel mehr gewesen, sagt Jochen Wolf. Dann hätte die Feuerwehr zusätzlich eine Art Informationsstation organisieren müssen.
Eine Frage der Zeit
Schnell muss es gehen: Die Feuerwehr hat den Anspruch, innerhalb von zehn Minuten nach der Alarmierung mit dem ersten Löschgruppenfahrzeug und bei Bedarf auch der Drehleiter anzurücken.
Große Übungseinsätze sind selten: Am Freitag haben 25 Ehrenamtliche der beiden Freiwilligen Feuerwehren teilgenommen. „Die mussten sich alle freinehmen“, betont Wolf. „Das ist nicht selbstverständlich ... Wir machen’s wahnsinnig gern, aber es ist ein organisatorischer Aufwand.“