Gebrauchte Mode: Wo Eltern in und um Waiblingen Second Hand für Kinder einkaufen

Eltern kennen das: Kinder wachsen so schnell, fast könnte man jedes halbe Jahr den Kleiderschrank-Inhalt erneuern. Wenn das nicht so ins Geld ginge und es nicht obendrein noch schlecht für die Umwelt wäre. Die Alternative: Secondhand-Kleidung. Von Läden über Börsen bis zum Internet gibt es viele Möglichkeiten. Aber was bevorzugen die Familien? Und wo kommt man in Waiblingen und Umgebung an gute gebrauchte Mode?
„Für drei Jungs immer neues Zeug kaufen, kostet ein Vermögen und ist auch völlig unnötig. Sie rocken eh alles durch“, sagt eine Mutter. Die Kleidung ist schnell verschlissen. Gerade kleine Kinder brauchen dann oft auch noch eine Zweit- oder sogar Drittausstattung für den Kindergarten oder zur Aufbewahrung bei den Großeltern.
„Es ist absolut sinnvoll, nachhaltig und schön, gebrauchte Kleidung für Babys und Kinder zu erhalten“, findet eine andere Mutter aus Waiblingen. Sie nutzt viele „Versorgungsquellen“, wie sie sagt: „Wir haben nahezu alles gebraucht erhalten oder erworben.“ Manches hat sie von Freunden gekauft oder ausgeliehen, anderes auf Kleiderbasaren, beim Gebrauchtkleidungsladen Pfiffikus in Waiblingen oder im Internet erworben.
„Vier Generationen tragen die Sachen auf“
Die Kleidungsstücke werden dabei oft nicht nur einmal weitergegeben. Stephanie Sudal aus Schorndorf-Weiler, Mutter von drei Kindern, erzählt: „Bei Kinderklamotten von Ein- bis Achtjährigen tragen quasi vier Generationen die Sachen auf.“ Sie erhält viele Stücke von ihrem Neffen. „Dann trägt das Zeug unser heute sechsjähriger Sohn, dann unsere heute dreieinhalbjährigen Zwillinge.“
Und anschließend geben die Sudals die Sachen an einen Zweijährigen aus dem Freundeskreis weiter. Sie schätzt, dass etwa 80 Prozent ihrer Kinderkleidung bereits gebraucht war.
Familien können so nicht nur Geld sparen und die Umwelt schonen, wie eine andere Mutter aus Schorndorf anmerkt: Denn durch das häufigere Tragen und Waschen sei Kleidung eher frei von den Schadstoffen der Produktion und so auch gesünder für das Kind.
Secondhand bei älteren Kindern schwieriger
Allerdings, so berichtet eine weitere Mutter aus Waiblingen, wird Secondhand mit zunehmendem Alter der Kinder schwieriger: „Die Kinder wollen jetzt selbst Kleidung aussuchen und auch mal etwas Neues haben.“ Was noch gut genug ist, kann weiterverkauft oder verschenkt werden. „Aus Erfahrung weiß ich, dass man oft Klamotten im Schrank hat und einzelne Stücke selten getragen werden. Teilweise sehen Kleidungsstücke beim Aussortieren noch aus wie neu“, sagt Sandra Roth. Die Waiblingerin verkauft nicht nur gerne selbst, sondern wird auch regelmäßig im Tausch mit dem Familien- und Freundeskreis fündig. Sie ist auch Nutzerin der Online-Plattform „Vinted“, auf der wie auf Ebay und Ebay-Kleinanzeigen – Letzteres gehört nicht mehr zu Ebay – sehr viel Gebrauchtkleidung angeboten wird.
Eine Ausnahme mache Sandra Roth bei Schuhen: „Die kaufe ich meinem Sohn ausschließlich neu.“
Läden für gebrauchte Kinderkleidung: Pfiffikus, Zeppelino, ZWO und Co.
Neben den Online-Plattformen und privaten Tauschaktionen gibt es in Waiblingen und Umgebung mehrere Secondhand-Läden für Kindermode. So betreibt der Kinderschutzbund Schorndorf/Waiblingen in beiden Städten einen „Pfiffikus“-Laden. Sie bieten ein breites Sortiment von gebrauchter Kinderkleidung an, die vor dem Verkauf auf Schäden wie Löcher oder lose Nähte geprüft wird. Besonders umfangreich ist die Auswahl für Babys und Kleinkinder, die am schnellsten aus ihrer Kleidung wieder herauswachsen und die so beinahe noch ungetragen ist.
Ein Blick in das Schaufenster reicht, um zu merken, dass das Sortiment immer an die aktuelle Saison angepasst ist. So hängen jetzt kurz vor Fasching bunte Kinderkostüme aus. Eine besondere Aktion zum Saisonende, die der Pfiffikus anbietet, sind die „Wühli-Tage“. Die Ware der abgelaufenen Saison wird dabei an die Kunden verschenkt. Freiwillig kann aber eine Spende dagelassen werden, die andere Programme des Kinderschutzbundes wiederum unterstützt.
Zwar könne es länger dauern, die Kinderkleidung secondhand zu kaufen, sagt Eva-Maria Schäfer vom Waiblinger „Pfiffikus“, doch ein Verzicht auf Qualität müsse nicht sein. Auch möchte Schäfer auf den erzieherischen Aspekt aufmerksam machen: Kindern werde vermittelt, dass ihre Kleidung nicht teuer und neu sein muss, um gut und schön zu sein. Als Projekt des Kinderschutzbundes entstand der Pfiffikus laut Eva-Maria Schäfer nach der Idee „Armut soll nicht sichtbar sein müssen“.
Um auch finanziell schwächeren Familien Kleidung mit guter Qualität anbieten zu können. Trotzdem gehören die Besucher heute den unterschiedlichsten Gruppen an. „Jeder, der möchte, ist herzlich willkommen“, sagt Eva-Maria Schäfer. Sie betont „den Gedanken der Menschlichkeit“: Denn abgesehen von dem reinen Einkaufsaspekt hat sich der Laden zu einem Treffpunkt für Eltern etabliert, an dem sie untereinander in Austausch treten können.
Im „Zeppelino“ gibt es auch viel Markenkleidung
Der „Zeppelino“ in Waiblingen ist in erster Linie ein Ausbildungsbetrieb des Berufsbildungswerks. Der Secondhand-Laden legt besonders Wert auf gute Markenkleidung. Alle Kleidungsstücke werden auf ihre Qualität geprüft, bevor sie zum Verkauf angeboten werden. Neben Gebrauchtmode gibt es hier noch ein Zusatzsortiment von Neuware des Herstellers BMS aus Hamburg, das Regen- und Wetterkleidung umfasst.
Eine feste Zielgruppe gibt es nicht, sagt Erika Jaquet, Leiterin des Ladens. Von Müttern, die sich für ihr Baby umschauen, bis hin zu Großeltern, die schnell etwas für ihre Enkel besorgen wollen, ist die Kundschaft bunt gemischt.
ZWO-Chefin Petra Kern: Secondhand-Läden sind heute Geschäfte "wie jedes andere"
Einen weiteren Gebrauchtladen für Kinderkleidung gibt es mit dem „ZWO“ in Fellbach. Neben Kinder- und Damenmode gibt es hier beispielsweise auch Spiele, Kinderwägen oder Autositze. Inhaberin Petra Kern meint, dass sich die Sicht auf Secondhand-Mode gerade in den Städten immer weiter ins Positive verbessere. Das liege unter anderem an dem Trend, nachhaltiger zu leben.
Aber auch daran, dass Gebrauchtes mit guter Qualität überzeuge und nicht der schlechten Vorstellung entspreche. Secondhand-Läden seien heute Geschäfte „wie jedes andere“.
Kleiderbörsen: Beinsteiner Kids rechnen mit steigender Nachfrage
Neben dem Angebot an Secondhand-Läden – in Schorndorf lockt zum Beispiel noch der „Wühli“, der die Kleidung teilweise zum Kilogramm-Preis verkauft – bieten sich auch Kleiderbörsen an. Die Beinsteiner Kleiderbörse etwa findet zweimal im Jahr statt und „die Nachfrage ist gleichbleibend hoch“, sagt Angelika Winterhalter, Vorstand des Vereins Beinsteiner Kids, der die Börse ausrichtet.
Weil aber aktuell alles teurer werde, rechne sie damit, dass das Interesse in Zukunft zunehme. Die nächste Kleiderbörse findet am Samstag, 18. März, in der Beinsteiner Halle statt. Schwangere können ab 12 Uhr einkaufen, alle anderen von 13 bis 16 Uhr.
Am 4. März veranstaltet außerdem das Evangelische Jugendwerk einen Frühjahrsbasar im Jakob-Andreä-Haus.