Geldauflage für Ex-Sparkassenchef Fickler
Waiblingen. Mit einer Geldauflage kommt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Waiblingen davon. Fickler muss einen mittleren fünfstelligen Betrag an die Staatskasse zahlen, weil er zwei Mitgliedern des Personalrats der Kreissparkasse extra Vergütungen zukommen ließ. Was ihm sonst noch vorgeworfen wird, sein aufwändiger Repräsentationsstil, berücksichtigt die Staatsanwaltschaft Stuttgart nicht.
Hat Fickler zwei Personalräte bevorzugt? Die Ankläger sahen den Verdacht als begründet. Bernd Fickler hat zu seiner Zeit als Chef der Kreissparkasse Waiblingen nach Ermittlungen von Polizei und Staatswantschaft zwei Personalratsmitgliedern insgesamt 20 000 Euro gewährt. In Form von Zulagen. Es handelte sich um zwei freigestellte Arbeitnehmervertreter, die zugleich auch Mitglieder waren des Verwaltungsrates. Fickler hat sich dies Vorgehen vom Verwaltungsrat, dem obersten Aufsichtsgremium der öffentlichen und vom Landkreis kontrollierten Einrichtung, auch absegnen lassen, ergänzt Heiner Römhild, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart, auf Anfrage. Freilich, die Staatsanwaltschaft Stuttgart befand jetzt, dass die Zulagen zu Unrecht aufs Gehalt der Personalräte draufgeschlagen wurden. Geahndet wird es auf diese Weise mit Zustimmung des Amtsgerichts Waiblingen. Fickler zahlt, damit ist das Verfahren abgeschlossen gegen Geldauflage. Keine Anklage.
Auffällig teuer
Im Verwaltungsrat fiel der aufwändige Führungsstil im Verlauf von Ficklers Amtszeit Anfang 2017 auf. Fickler, den noch der vorige Landrat Johannes Fuchs geholt hatte, erschien nicht mehr tragbar. Man trennte sich von ihm Knall auf Fall, die Bezüge liefen bis Ende 2017 weiter. Die Kreissparkasse hatte auf die Rückforderung der 20 000 Euro verzichtet, informiert die Staatsanwaltschaft.
Das Verfahren gegen Bernd Fickler wird mit diesem Beschluss eingestellt. Die Geldauflage liegt bei einem mittleren fünfstelligen Betrag.
Jähes Ende der Karriere
Ficklers Blitzkarriere in Waiblingen endete jäh, als im Verwaltungsrat schwer erklärliche Zahlen diskutiert wurden. Das Spesengebaren erschien ungewöhnlich hoch. Der Repräsentationstil dünkte nicht gemäß, wenn bedacht wird, dass es sich um eine öffentlich-rechtliche Einrichtung handelt und nicht um eine versnobte Privatbank. So hat sich Fickler das dreiseitig verglaste Besprechungszimmer, mit dem man trefflich über Waiblingen thront, gleich mal als Chefzimmer genehmigt. Das musste auch intern Kopfschütteln auslösen. Wohl warteten einige Mitglieder des mittleren Managements denn auf Fehler. Fickler hielt sich zugute und es konnte ihm wohl auch zugute gehalten werden, dass er mehr Leute an die Verkaufsfront brachte. Er verschlankte die Führungsebene. So etwas schafft Unmut, dazu brauchte er den Rückhalt des Personalrates.
Streitfall Vergütung Personalrat
Arbeitsrechtler streiten seit Jahr und Tag, wie viel speziell einem langjährigen und freigestellten Arbeitnehmervertreter monatlich zusteht. Denn er sollte von seinem alten Posten aus betrachtet nicht nur an der allgemeinen Gehaltsentwicklung teilnehmen, sondern es müssen auch noch seine Aufstiegschancen in der Zeit berücksichtigt werden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart befand nun freilich, dass der Chef deutlich zu viel genehmigt oder zugeschoben hat. Jeden Monat 500 Euro extra für einen, 250 für einen anderen. Das rückt die Zahlungen in den Ruch der Vorteilsgewährung. Fickler reagiert jetzt auf Anfrage mit einem Satz: "Ich begrüße, dass alle Ermittlungen wegen den aus meiner Sicht unbegründeten Vorwürfen endgültig eingestellt wurden."
Die beiden Personalräte wurden auf eigene Weise abgestraft. Die Berichterstattung durch diese Zeitung führte dazu, dass die Angestellten der Bank ihren beiden Arbeitnehmervertretern das Vertrauen entzogen. Es musste neu gewählt werden.
Hinweis der Redaktion: Mittlerweile wurde das Ermittlungsverfahren gegen Bernd Fickler gegen Zahlung einer fünfstelligen Geldauflage eingestellt.
Bafin schreitet ein
Bernd Fickler ist ein Kind des Hauses. Der 52-Jährige hat bei der Kreissparkasse Waiblingen eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert und war nach dem Studium zum Sparkassen-Betriebwirt 1995 als Filialdirektor nach Riesa gewechselt. 1998 kam er in den Vorstand der Sparkasse Niederlausitz, drei Jahre später wurde der Vorstandsvorsitzender. 2004 folgte der Wechsel nach Hessen zur Kreissparkasse Groß-Gerau, 2012 trat Fickler in Waiblingen die Nachfolge von Albert Häberle an.
Was danach geschah, das interessierte dann auch die Bankenaufsicht Bafin. Sie stellte denn Ende März 2017 die Strafanzeige gegen Fickler. Wegen Untreue.