Neujahrsempfang in Weinstadt
Weinstadt. Die Remstal-Gartenschau nahm einiges an Redezeit ein beim ersten Neujahrsempfang mit dem neuen Oberbürgermeister Michael Scharmann, der seine Ansprache mit einem Wunsch nach Bürgerbeteiligung verband. Der Boden für die Gartenschau sei bereitet, ein Team an Gärtnern wünschte sich der OB. Als Festredner sprach Erich Herrmann, Bürgermeister von Öhringen und Geschäftsführer der Landesgartenschau 2016, der dem Remstal blühende Gärten bei der interkommunalen Gartenschau in Aussicht stellte.
„Macht eine Gartenschau, es ist eine tolle Sache“, ermunterte Erich Herrmann beim Neujahrsempfang der Stadt Weinstadt. Das Remstal habe schöne Orte, aber in manchem fehle der „entscheidende letzte Schwung“. Der könne kommen, etwa indem die Bekanntheitsgrade gesteigert werden. Viele wüssten, wo das Remstal ist, doch „so richtig kennen tut es niemand“, befand der Redner, der für den rhetorischen Bogen seiner Rede das andere Extrem ausmalte: „Wenn Sie unter sich bleiben wollen, dann Finger weg von der Gartenschau.“
Scharmann: Gartenschau muss in Weinstadt ein Gesicht erhalten
Mit Spannung erwartet wurden die Aussagen und Jahresausblicke des neuen Weinstädter Oberbürgermeisters Michael Scharmann. Rund 500 Zuhörer waren der Einladung in die Jahnhalle gefolgt, so dass sogar alle zusätzlich aufgestellten Stehtische belegt waren. Das zurückliegende Jahr mit der Wahl des neuen Oberbürgermeisters sei für Weinstadt und für ihn persönlich „ein Highlight“ gewesen, stieg er in seine erste Neujahrsansprache ein. Diese nahm neben Rückblicken auf Erreichtes und einem Ausblick auf das begonnene Jahr auch die in zwei Jahren geplante Remstal-Gartenschau in den Blick. Sie müsse in Weinstadt ein Gesicht erhalten, so Scharmann. Die Projekte nannte er ambitioniert. Weinstadt werde die einmalige Chance nutzen, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität und dadurch zahlreiche Standortvorteile dauerhaft zu erhöhen.
Von genutzten Chancen und deren Erfolgsgeschichte, die sich in der Landesgartenschau 2016 manifestiert hätten, sprach Erich Herrmann. Der Hohenlohekreis hat es geschafft, dass 16 Kommunen zu einer Gartenschau zusammengewachsen sind. Die Zahlen, die der Geschäftsführer der Schau zur Verdeutlichung heranzog, sind alles andere als Kleingemüse: Ein Plus von 1,7 Millionen, 4000 Veranstaltungen und 1,4 Millionen Besucher; auf der Webseite zur Landesgartenschau wird 1,3 Millionen Besuchern gedankt. Ausgegangen sei man von 750 000 Besuchern, so Herrmann. Das große Pfund sei aber neben der finanziellen Seite die Identifikation. Das Wir-Gefühl könne auch in Weinstadt aufblühen, malte er einen Vorzug der interkommunalen Herkulesaufgabe aus.
In Öhringen hätten viele mitgeholfen, dasselbe wünscht sich OB Scharmann. Neben der baulichen Ausgestaltung der Flächen gehe es jetzt um die Einbindung des ehrenamtlichen Engagements, um die Suche nach Partnerschaften, Unterstützern und Sponsoren, unterstrich er. Der Boden sei bereitet für eine erfolgreiche Gartenschau. „Doch ein guter Boden allein macht noch keine Ernte. Es braucht Samen, Setzlinge, Dünger, und vor allen Dingen viele helfende Hände für einen reichen Ertrag.“ Bei den Bürgerbeteiligungsrunden des Weinstädter Ideen-Gartens hätten sich viele Gärtner mit Ideen und Angeboten eingebracht, die von der Stadt in einen Plan gegossen würden, so der OB, dessen Rede ein Gedanke von Mildred Scheel durchzog. „Es sind nicht immer die großen Worte, die in der Gemeinschaft Grundsätzliches bewegen: Es sind die vielen kleinen Taten der Einzelnen“, sagte die Ärztin und Frau des im zurückliegenden Jahr verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel. „Lassen Sie uns gemeinsam viele kleine Dinge tun, die zusammen ein großes Gutes ergeben“, besann sich der neue Oberbürgermeister auf bürgerliche Tugenden in einer Gemeinschaft. „Wenn jeder von uns in seinem direkten Lebensumfeld Gutes tut, verbessern wir damit die Lebensqualität für alle.“
Das bürgerschaftliche Engagement herauszustellen, gelang auch Herrmann in Bezug auf die Gartenschau-Helfer, die seinen Worten zufolge inzwischen mehr auf ihre Stadt und ihre Gartenschau achtgeben. Es sei eine Herkulesaufgabe gewesen, zu dem Projekt Ja zu sagen; geschafft wurde sie, weil alle mitgeholfen haben. Es habe sich gelohnt, Veränderungen anzugehen, weil etwas in den Köpfen bleibe und eine Aufbruchstimmung in die Region gekommen sei. „Wenn Sie gute Arbeitskräfte brauchen, müssen Sie ihnen etwas bieten, und dazu gehören Grün und Kultur“, sagte Herrmann, der eindringliche Schlussworte wählte: „Die Remstal-Gartenschau wird gut, aber die Zeit läuft, geben Sie richtig Gas.“
Bahn frei fürs Birkel-Areal
In seiner Rede konzentrierte sich der neue Weinstädter Oberbürgermeister auf kommunalpolitische Aufgaben und Entwicklungen, die seine Zuhörer von ihm im Wahlkampf und bei seiner Antrittsrede noch nicht gehört hätten, sagte er. Von besonderer Relevanz sei die Erstellung eines Schulentwicklungs- und Sanierungskonzeptes. Im Fokus müsse eine individuelle Weinstädter Lösung stehen, die neben der Finanzierbarkeit vor allem das Wohl der Schüler im Blick hat.
Am Herzen liegt Scharmann die Ortskernsanierung in Beutelsbach. Das Bleistift-Areal soll nach einem jahrelangen Dornröschenschlaf und Dasein als Schotterparkplatz wieder zum Leben erweckt werden. In den nächsten Wochen entscheide ein Investoren-Wettbewerb über die weitere Entwicklung.
Zum Schwerpunktthema demografischer Wandel und Barrierefreiheit wird 2017 ein Arbeitskreis eingerichtet. Mit dabei: Behindertenbeirat, Stadtseniorenrat, VdK und Stadtverwaltung. Vereine und Institutionen könnten gerne mitwirken, rief der OB die Zuhörer auf.
Ein Dauerthema ist die Erschließung und Vermarktung des Birkel-Areals. Für eine gewerbliche Nutzung dieser Flächen sei er guter Dinge, in diesem Jahr das Planungsrecht abschließen zu können und erste Verträge mit Investoren in trockene Tücher zu bringen, so der OB.
Verbunden mit einem Blick auf die angespannte weltweite Sicherheitslage und Naturkatastrophen, die in Form von Hochwasser wie dem in Braunsbach auch zu uns geschwappt seien, legte er den Fokus auf das, was in Weinstadt erreicht worden sei. Während viele Menschen an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zweifelten und die Flüchtlingsfrage drohe, zu einer Zerreißprobe für die Europäische Union zu werden, habe man in Weinstadt pragmatisch die Ärmel hochgekrempelt. 600 vor Krieg, Hunger und Vertreibung geflohene Menschen seien 2016 aufgenommen worden. Alle Blicke richteten sich nun auf das Wahljahr 2017, das Scharmann ein Schicksalsjahr für Europa nannte.
Ein Highlight für Weinstadt und ihn persönlich nannte Michael Scharmann das Jahr 2016.