Waiblingen

Remstalwerkstätten der Diakonie Stetten: Fundgrube-Läden werden geschlossen - und auch noch andere Einrichtungen

Fundgrube
Die Fundgrube. © Alexandra Palmizi

Die Waiblinger Remstal-Werkstätten der Diakonie Stetten werden die Fundgrube-Läden auch nach dem Ende der Corona-Auflagen nicht mehr öffnen. Sie bleiben geschlossen, genau wie die Briefmarkenstelle und das Café Entrée in Fellbach. Auch der Hausbelieferungsservice „Bio-Kiste“ fällt weg.

Die Entscheidung ist der Diakonie nach eigenen Angaben nicht leichtgefallen. Es handle sich dabei durchweg um Angebote, die von der Öffentlichkeit sehr gut angenommen wurden und die viele Menschen erreichten, die durch deren Inanspruchnahme einen Beitrag zur Arbeit der Diakonie leisten wollten, betonte deren Leiter Rainer Hinzen am Freitag, 18. Dezember 2020, in einem, als Webmeeting abgehaltenen Pressegespräch.

Eingeschränkte Notbetreuungsangebote

Die Corona-Verordnung des Landes habe im März dazu geführt, dass  nahezu alle Beschäftigungsangebote der Remstal Werkstätten geschlossen werden mussten. Für die Menschen mit Behinderung fand die Tagesbetreuung in den Wohngruppen statt, an einzelnen Standorten gab es eingeschränkte Notbetreuungsangebote für Klienten, die nicht in der Diakonie Stetten selbst wohnen.

Während in den Monaten Mai, Juni große Bereiche „wieder hochgefahren“ wurden, blieben einzelne Bereiche mit regelmäßigem Kundenkontakt weiterhin geschlossen. Aus Vorsicht, aber auch um zu überprüfen, ob sie überhaupt auf Dauer weiter betrieben werden können.

Nicht mehr zukunftsfähig

Die betroffenen vier Bereiche hätten sich als Ergebnis dieser Überprüfung als nicht zukunftsfähig erwiesen und werden deshalb nicht weitergeführt. Davon betroffen seien sowohl die Fundgrube-Läden, in denen an den Standorten in Stetten und in Waiblingen gespendete Second-Hand-Artikel, insbesondere Kleidung verkauft werden; sie blieben ebenso wie die Sachspendenannahme geschlossen. Die vorhandenen Räumlichkeiten entsprächen nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen der Arbeitsstättenrichtlinien und des Brandschutzes. Man habe sie bisher schon „nicht wirklich gut“ erfüllt, und ein Umbau oder Umzug in geeignete und bezahlbare Ersatzräume habe sich als nicht möglich erwiesen.

Remstal-Werkstätten: Je mehr Sachspenden, desto schwieriger seien diese absetzbar

Allerdings, ergänzte Thomas Illigmann, seit Oktober Geschäftsbereichsleiter der Remstal-Werkstätten, seien wirtschaftliche Entscheidungen nicht allein  im Vordergrund gestanden. „Menschen wollen uns mit Sachspenden, vor allem Second-Hand-Kleidern, etwas Gutes tun. Aber je mehr Sachspenden wir erhalten, desto schwerer sind sie absetzbar.“ An für sich beruhe die Fundgrube auf einem nachhaltigen Prinzip: „Menschen geben Dinge ab, von denen sie sich trennen möchten, andere, vor allem Harz-IV-Empfänger und Menschen mit Migrationshintergrund, kaufen sie.“ Allerdings seien mittlerweile vierzig Prozent der Waren, die bei der Sachspendenannahme abgegeben werden, nicht verkäuflich und müssten von den Remstal Werkstätten kostenpflichtig entsorgt werden.

Immer mehr in Schieflage geraten

Zudem sind laut der Diakonie Stetten Sachspendenannahme und Fundgrube nur bedingt für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung geeignet; fünf von ihnen stand die doppelte Anzahl von nicht behinderten Angestellten gegenüber. Dadurch sei die Abteilung immer mehr in Schieflage geraten. Was die Briefmarkenstelle anbelange, bei ihr fehle es an zwei Dingen gefehlt: zum einen an Briefmarkenspendern, zum anderen an Abnehmern. Es würden nun einmal nicht mehr so viele Briefe geschrieben, wie in früheren Jahren, und die Zahl der Sammler gehe ebenfalls zurück.

Café Entrée wird auch geschlossen

Obwohl das im Fellbacher Rathaus-Areal angesiedelte inklusive Café Entrée sowohl bei den Gästen sehr beliebt sei und auch von der Stadt vorbildlich unterstützt werde, bleibe es auch nach Ende der Corona-Zeit geschlossen. Vor der Schließung waren in ihm vier Mitarbeiter mit und drei ohne Behinderung beschäftigt. Um eine Gruppenleiterstelle zu rechtfertigen, müssten es aber acht bis zehn Beschäftigte mit Behinderung sein, und dafür sei das Café nicht groß genug.

Hausbelieferungs-Service fällt ebenfalls weg

Auch bei dem Hausbelieferungs-Service der hauseigenen Gärtnerei, der „Bio-Kiste“, hätten sich die Rahmenbedingungen nicht zuletzt durch den Verkauf der Hangweide stark verändert. Seitdem habe man keine Möglichkeit mehr, auf eigenen Flächen Biogemüse anzubauen, um die Bio-Kiste der 670 Abonnenten zu füllen. „Im Grunde genommen“, so Illigmann, „waren wir hier Zwischenhändler. Mit der Arbeit mit Menschen mit Behinderung hatte dies nichts mehr zu tun.“

Von den Schließungen sind insgesamt zwanzig in diesen Bereichen beschäftigte Menschen mit Behinderung betroffen, ebenso 18 nicht behinderte Angestellte. Mit denen will die Diakonie im Januar Personalentwicklungsgespräche beginnen, um mit jedem von ihnen einen Vertrag über einen sicheren Arbeitsplatz in der Diakonie abzuschließen. Für die behinderten Beschäftigten habe man bereits im Mai neue Beschäftigungen gefunden.

Die Waiblinger Remstal-Werkstätten der Diakonie Stetten werden die Fundgrube-Läden auch nach dem Ende der Corona-Auflagen nicht mehr öffnen. Sie bleiben geschlossen, genau wie die Briefmarkenstelle und das Café Entrée in Fellbach. Auch der Hausbelieferungsservice „Bio-Kiste“ fällt weg.

Die Entscheidung ist der Diakonie nach eigenen Angaben nicht leichtgefallen. Es handle sich dabei durchweg um Angebote, die von der Öffentlichkeit sehr gut angenommen wurden und die viele Menschen

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