Sonnwendfeuer in Hohenacker
Waiblingen-Hohenacker. Zunächst etwas zaghaft, dann immer gieriger haben sich die Flammenzungen den Turm aus Einwegpaletten entlanggefressen, den die Freiwillige Feuerwehr auf der Festwiese im Nordwesten von Hohenacker errichtet hatte. Seit etwa 20 Jahren richtet sie das Sonnwendfeuer aus. Es stieß auch in diesem Jahr auf Begeisterung: Viele Zuschauer besuchten das Fest und genossen die Stimmung.
Hohenacker hat die Sonnwende gefeiert, aus der Hitze des Samstagnachmittags in die aufziehende Kühle der Nacht hinein. Ein stetiger Besucherstrom spazierte von der Ortschaft aus über die Bergstraße zur Festwiese bei der Scheune des Obst- und Gartenbauvereins. Dorthin hatte die Freiwillige Feuerwehr zum Sonnwendfeuer eingeladen.
Spezialisten rund ums Feuer
„Schließlich“, erläutert der stellvertretende Abteilungskommandant Heiko Winkler, „wer, wenn nicht wir, sind die Spezialisten rund ums Feuer? Nicht nur, wenn es darum geht, einen Brand zu löschen, sondern auch darum, ihn fachgerecht zu entfachen und sicher zu handhaben.“
Das sei vor circa 20 Jahren der Initialgedanke gewesen, als die Feuerwehr beschlossen hatte, mit dem Sonnwendfeuer ihren eigenen Beitrag zum Gemeinschaftsleben der Ortschaft zu leisten.
Das Fest hat kein Programm, keine Musik – und bleibt trotzdem beliebt
„Seitdem wird die Veranstaltung von den Bewohnern ganz hervorragend angenommen“, sagt Winkler. „Als Fest der Begegnung, um zusammenzukommen, gemütlich beisammenzusitzen, gemeinsam zu essen und zu trinken und in gemütlicher Runde den Tag ausklingen zu lassen.“
Auf ein ausgefeiltes Programm oder Musik, verzichte man bewusst, führt er weiter aus. Es handle sich schlicht und einfach um eine inzwischen schon zur guten Tradition gewordene Familienhocketse. Die Feuerwehrleute seien stolz darauf, dass es ihnen stets aufs Neue gelinge, Jung und Alt auf derart harmonische Art und Weise zusammenzubringen.
Tatkräfitige Unterstützung von Firmen und Landwirten aus dem Ort
Versorgt wurden die Festbesucher von an die siebzig Feuerwehrangehörigen. Sowohl die Aktiven als auch Alters- und Jugendwehr waren im Einsatz. Der Palettenturm wurde bereits am Freitag aufgebaut, den Samstag über dann die Festwiese vorbereitet, die Biergarnituren aufgeschlagen und die Grills vorbereitet.
Besonders dankbar seien die Gastgeber den Firmen und Landwirten aus dem Ort sowie dem Obst- und Gartenbauverein für die tatkräftige Unterstützung. Allein hätten sie die Vorbereitung nicht so reibungslos hinbekommen, sagt Winkler. Schließlich verfüge die Feuerwehr selbst nicht über das notwendige Equipment, um eine derart große Veranstaltung auszurichten.
"Man hilft sich gegenseitig"
„Wir haben zum Beispiel nicht so viele eigene Grills, dass wir die Verköstigung hätten bewältigen können. Da sind wir auf andere angewiesen. Aber so ist das nun einmal in Hohenacker, man hält zusammen, tauscht untereinander aus und hilft sich gegenseitig!“
Nicht nur Hohenacker hält zusammen. Unter den rund um den Festplatz abgestellten Fahrzeugen befanden sich unter anderem auch Einsatzfahrzeuge der Feuerwehren aus der Nachbarschaft. Dabei stieß das Tanklöschfahrzeug 8/18 der Feuerwehr Remseck auf besonderes Interesse – nicht nur bei den Kollegen. Handelt es sich dabei doch um einen geländegängigen Unimog mit Allrad-Antrieb aus dem Jahr 1991, wie er nach den schweren Waldbränden 1975 in Niedersachsen entwickelt worden war.
Der Unimog der Remsecker Feuerwehr hat Aufsehen erregt
Es gehöre sich unter den Feuerwehren, erklärten die aus Nellmersbach angefahrenen Kameraden, dass man über das Dienstliche hinaus den Kontakt über die Ortsgrenzen hinweg intensiv pflege. Schließlich stehe in Nellmersbach demnächst auch das Sommerfest an, und da freue man sich selbstverständlich ebenfalls über Besucher von auswärts, so die knitze Anmerkung.
Natürlich sei die Sonnwendfeier für die Feuerwehr eine hervorragende Gelegenheit, mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen und diese dadurch auch über die eigenen Belange zu informieren, betont Winkler. „Schließlich können wir Feuerwehren uns allgemein nicht darüber beklagen, dass wir zu viele Mitglieder und Neuzugänge hätten. Und wenn der eine oder andere Interessierte dadurch den Weg in unsere aktive, die Kinder- oder Jugendwehr findet, umso besser. Wir freuen uns über alle Interessierten und Neuzugänge“, so Winkler.
Ganz offensichtlich war gerade für Kinder der Festabend ein wahres Paradies. Nicht nur von den abgestellten Feuerwehrfahrzeugen ging eine oft schier unwiderstehliche Faszination aus. Zum ausgelassenen Toben genügte bisweilen ein Erdhaufen, eine Hand voll Heu, der Feldweg oder die sich schier endlos erstreckende abgemähte Wiese rund um den Palettenturm.
Faszinierend für Kinder: Die Feuerwehrautos
Die abgehetzten Väter stachen besonders ins Auge. Sie eilten zwischen Kasse, Verkaufsständen und Sitzgarnituren hin- und hereilten, beladen mit Eis, Limonade und Pommes.
Familie Laub war von dem Fest rundum begeistert, vor allem der bald zweijährige Henri und sein sechsjähriger Bruder Nils. Letzterer bedauerte nur, beim Feuer selbst nicht mit dabei sein zu können. Dies sei für ihn zu spät, hätten Mama und Papa entschieden. „Aber dafür müsst ihr in der Zeitung besonders viel über das Fest schreiben und fotografieren“, so sein Auftrag.
Die in den Nachthimmel lodernden Flammen schlug auch ein junges Paar aus Neckarrems und Beinstein in ihren Bann. Sie hätten das Fest besucht, weil sie in einer Woche nach Bittenfeld ziehen, erzählen die beiden. „Wir sind schon einige Zeit miteinander unterwegs, um unseren neuen Wohnort und dessen Umgebung genauer kennenzulernen. Wir sind uns jetzt schon sicher, dass es uns hier sehr gut gefallen wird“, urteilen sie einstimmig..
Für die Hohenacker Feuerwehr war dann auch nach dem Erlöschen des Feuers und dem Ende des Festbetriebs diese lange Nacht noch nicht zu Ende. Für sie ging es gleich weiter ans Abbauen und Aufräumen.