Stapelstein: Warum Corona den Umsatz eines jungen Unternehmens aus Waiblingen steigert - und wie es jetzt im Ausland expandiert

15 000 Stapelsteine hat Jungunternehmer Stephan Schenk bis Ende Mai 2019 ausgeliefert – Anfang Dezember 2020 sind es schon 150 000. Das sind zehnmal so viele wie noch vor eineinhalb Jahren. Rund vier Jahre nach der Firmengründung läuft das Geschäft immer besser – auch dank Corona.
Seit im März 2020 der erste Lockdown kam, bestellten die Leute plötzlich viel mehr online und verbrachten mehr Zeit zu Hause. Von beiden Trends profitierte die Joboo GmbH, die die Stapelsteine verkauft. Erfunden hat das Spielzeug einst Stephan Schenk. Der 26-Jährige und seine Lebensgefährtin Hannah König (24) leiten die Firma, die ihren offiziellen Sitz in der Heinrich-Küderli-Straße 51 in Waiblingen hat. Das Firmenteam selbst ist aber auf mehrere Orte verteilt. Grund: So gut wie alle arbeiten im Home-Office.
Alles begann im Studium in Schwäbisch Gmünd
Als Stephan Schenk 2016 die Stapelsteine erfand, studierte er noch Design in Schwäbisch Gmünd. Im Fach „Prozessgestaltung“ musste er sich damals der Frage widmen, wie im öffentlichen Raum mit minimalen Eingriffen eine Wirkung erzielt wird. Er fokussierte sich damals auf den Bereich Schulen und Kitas – und hier fiel ihm auf, dass die Kinder sich zu wenig bewegen. Schenk wollte ein Produkt, das die Kinder zur Bewegung animiert.
Zwischenzeitlich zwölf bis 16 Stunden am Tag gearbeitet
Bereits im Herbst 2019 konnte Firmengründer Stephan Schenk die ersten Minijobber anstellen. Er hatte auch gemerkt, dass es sonst für ihn zu viel geworden wäre, da er teilweise zwölf bis 16 Stunden am Tag gearbeitet hatte. Mittlerweile gibt es zehn Mitarbeiter. Die meisten sind Werkstudenten und Minijobber, aber mittlerweile gibt es auch drei Festangestellte. Dazu gehören neben Gründer Stephan Schenk auch seine Lebenspartnerin Hannah König: Er kümmert sich vor allem um die Produktgestaltung, sie ums Marketing.
Auch bei Traditionsgeschäften wie Korbmayer in Stuttgart erhältlich
Sehr viel Umsatz macht das Unternehmen über seinen Onlineshop. Mit Hilfe von Videos und Bildern wird dort den Kunden erklärt, wie die Stapelsteine funktionieren. Auch gibt es das Produkt teilweise im stationären Handel – zum Beispiel beim Traditionsgeschäft Korbmayer in Stuttgart. „Wir haben uns da schwergetan, reinzukommen, weil wir am Anfang nicht bekannt waren“, erzählt Hannah König.
Wie läuft das Geschäft mit Kitas und Schulen?
Auch bei den Kitas und Schulen sei es am Anfang nicht leicht gewesen, überhaupt die Möglichkeit zu bekommen, die Stapelsteine vorzustellen. Stephan Schenk erinnert sich, dass Kitas und Schulen immer darauf verwiesen, dass sie doch schon so viele Materialien hätten. „Und es war oft auch eine Budgetfrage“, ergänzt seine Partnerin Hannah König. Erst über den Kontakt zu klassischen Handelsvertretern habe man es geschafft, auch Kitas und Schulen als Kunden zu bekommen.
Seit Beginn der Pandemie ist diese Form des direkten Verkaufs schwieriger. „Da war Corona für uns negativ“, sagt Hannah König. Allerdings, ergänzt Stephan Schenk, gebe es auch eine junge Generation von Erziehern, die nun über den Onlineshop auf das Unternehmen zukomme.
Zehn von 120 Teams bekamen einen Preis
Sehr gefreut hat Stephan Schenk und Hannah König die jüngste Auszeichnung der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, kurz MFG. 120 Teams hatten sich beim „Ideenstark“-Preis im Frühjahr 2020 beworben – und zehn davon erhielten einen Preis. Mit Blick auf die Zukunft setzt die Firma auf eine Stapelstein-App, die in Kombination mit den bestehenden Produkten verwendet werden kann.
Die Idee dahinter: Kinder können Spielideen mit den Stapelsteinen in der App hinterlegen – durch Beschreibungen, Zeichnungen und Fotos. Andere Kinder können diese Ideen dann in der App abrufen und ausprobieren.
App gibt es im Moment nur bei Apple, nicht im Android-Store
Im Moment gibt es die App nur im App Store von Apple, allerdings soll sie von April 2021 an auch im App Store für Androidgeräte verfügbar sein. Die Stapelstein-App selbst soll kostenlos sein. Wer natürlich einen realen Stapelstein haben will, muss dafür schon eine gewisse Summe ausgeben: Die Produkte kosten zwischen 37 Euro und 200 Euro.
Zweite Säule: Das Balance Board
Neben den Stapelsteinen sind die sogenannten Balance Boards mittlerweile das zweite Standbein des Waiblinger Unternehmens. Verkauft werden die Produkte dank des Onlineshops längst in ganz Deutschland. Der Verkauf ist auch schon auf Österreich, die Schweiz und ganz aktuell die Niederlande ausgeweitet worden. Mit einer japanischen Firma gibt es seit diesem Jahr zudem eine Kooperation.
Die nächsten Märkte in Europa
Stephan Schenk und Hannah König haben auch schon die nächsten Märkte im Blick: Frankreich, Großbritannien und die skandinavischen Staaten. Dabei wollen sie den Kunden in den Ländern ein Angebot in ihrer jeweiligen Landessprache bieten.
Als Stärke sieht Stephan Schenk, dass die Firma derzeit problemlos wachsen kann, ohne sich mit einem möglichen Umzug in größere Büroräume herumärgern zu müssen. Schließlich arbeiten alle digital an verschiedenen Orten. Gefertigt werden die Stapelsteine von einem Vertragspartner mit Sitz in Deutschland. „Der hat uns von Anbeginn an unterstützt und auch in kleinen Stückzahlen produziert.“