Stilvolles „White Dinner“ in Neustadt
Waiblingen-Neustadt. Je dunkler der Abend, desto heller die Gäste! So jedenfalls war der Augenschein beim stilvoll-festlichen „White Dinner“, das die Projektgruppe Rathausvorplatz nun schon zum fünften Mal mit großem Zuspruch veranstaltete. Glück auch mit dem Wetter: Da war der Süden endlich einmal, passend zu den mitgebrachten kulinarischen Genüssen, mitten in Neustadt zu Gast.
„Ganz in Weiß, mit einem Blumenstrauß, so siehst du in meinen schönsten Träumen aus.“ So schmachtete einst der unvergessene Roy Black, und allemal traumhaft sah auch der zum „White Dinner“ wie verwandelte Vorplatz des Neustadter Rathauses aus.
Auch die Neustädter Legendenfigur des „Zwetschgenklopfers“ hatte sich mit weißem Hut und Schal herrausgeputzt und lugte neugierig auf die vier prachtvoll gedeckten weißen Tafeln. Und da gab es nicht etwa ein „Beggars Banquet“, einen Bettlerschmaus. Nein, da wurde durchaus vom Allerfeinsten aufgetischt! Das muss den armen Kerl doch freuen, dass seine Nachfahren am Ort nicht mehr gezwungen sind wie einst er selbst, grüne Zwetschgen so lang blau zu hauen, bis sie „reif“ aussehen, und er was zu essen hat.
Seine Farbe geändert hat auch der Trollinger, den ein Gast mitgebracht hat. Ein „Blanc de Noir“, also ein „weißer“ Trollinger. Ein hell gekelterter weißer Wein aus roten Trauben, die schnell von ihren dunklen Schalen getrennt wurden. Grad recht, um dann bei so einem „White Dinner“ formvollendet weiß auftreten zu können!
Und so trudelten denn am frühen Abend immer mehr weiß gewandete Menschen dem offenen Picknick-Platz im Freien zu. Schwere Taschen oder Körbe entladend und deren Inhalt aus vollen Gläschen, Töpfen, Schalen, Gefäßen oder Blechen liebevoll auf den Tischen ausbreitend. Etwa eine ganze Nachbarschaftsrunde aus dem Reiherweg mit Antipasti, Tomaten-Quiche und Oliven. „Wir sind schon immer dabei“, sagt eine der Frauen, „weil’s was anderes ist!“
Ein Staunen dann bei allen Gästen, wer da wohl was mitgebracht hat. Und wie jedes Jahr fand dann als ein besonderes Vergnügen das Wandern zwischen den Tischen und der freimütig herzliche Austausch der Spezereien statt. Schwätzchen inklusive. Begleitet von den einschmelzenden, gleichwohl virtuosen Klängen des feinen Gitarrentrios von „Zaitensprung“. Und genau so sollte es ja auch schließlich sein!
Belebung des Platzes als Stärkung der Teilort-Identität
„Man dachte, der Rathausvorplatz hat keine Aufenthaltsqualität“, erinnert sich Ortsvorsteherin Daniela Tiemann. „Aber das hat sich nicht bestätigt“, sagt sie nun mit Blick auf die vielen Aktivitäten, die rund ums Rathaus in Neustadt stattfinden: das Maibaumfest der Feuerwehr in Zusammenarbeit mit den Altfußballern vom TSV Neustadt, die Hocketse für Jüngere von „Rock City“, das Landfrauen-Café oder das Weinfest und der Kunsthandwerker-Markt. Ein Schub zur Etablierung einer eigenen Teilort-Identität? „Ja“, antwortet die Ortsvorsteherin, freut sich aber auch, dass wie jetzt zum „White Dinner“ immer auch Freunde und Gäste von außerhalb kommen. „Einer“, erinnert sich Mitbegründerin Ute Ecklreiter amüsiert, „brachte im weißen Hemd einfach seine Butterbrezel mit!“
So ungezwungen und offen ist das auch gedacht. „Wir haben unser Ziel erreicht“, meint Tiemann stolz und vergisst nicht zu erwähnen, dass das nicht ohne die vielen Helfer und Ehrenamtlichen möglich wäre. Allein die Projektgruppe Rathausvorplatz besteht aus über zehn aktiven Mitgliedern. Da darf dann schon mal gefeiert werden, „im mediterranen Flair“ Neustadts.
„Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß“ – und einem friedlich schönen Schmaus!
Feiern und helfen
„Die Neustädter können nicht nur feiern, sondern sind auch engagiert“, antwortet Ortsvorsteherin Daniela Tiemann auf die Frage nach einer etwaigen Diskrepanz zwischen dem „White Dinner“ und nicht nur dem Flüchtlingselend auf der Welt.
„In Neustadt gibt es eine Asylunterkunft mit 150 Leuten. Man bekommt viel mit, hört Geschichten. Das muss man sagen, dass die Neustädter sich hier vorbildlich engagieren; auch in den verschiedenen Projektgruppen.“
Und hat sie nicht recht?, denkt man. Wem wäre geholfen, das Leben nicht auch zu genießen?