Waiblingen: Lieber Glutamat im Menü als fades Essen an Schulen und Kitas?

Individuellere Portionsgrößen, mehr Flexibilität bei Beilagen, regionaleres Essen, mehr vollwertige, vegetarische Gerichte: Dominik Idler, Projektleiter bei der Beratungsfirma ODS aus Stuttgart, hat klar benannt, was sich bei der Mittagsverpflegung in Kitas und Schulen in Waiblingen ändern muss. Leicht wird das nicht, wie Idler in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales und Verwaltung betonte – gerade beim Essen für die ganz Kleinen: „Ein guter Kita-Caterer ist schwer zu finden.“ Eine mögliche Idee nannte er schon: Kooperationen mit größeren Unternehmen in der Stadt.
Erika Schwiertz von der Stadt Waiblingen: „Wir hatten einiges an Unzufriedenheit“
Die Stadtverwaltung hat ODS als Spezialisten fürs Fachgebiet Küche und Hauswirtschaft beauftragt, sie bei dem Veränderungsprozess an Kitas und Schulen zu begleiten. Schließlich gab es in den vergangenen Monaten wiederholt Kritik an den Waiblinger Mensen, auch an der Art und Weise, wie die Stadt aufgrund der Vorschriften der EU-weiten Ausschreibung die Vergabe regeln muss. „Wir hatten einiges an Unzufriedenheit“, sagte Erika Schwiertz, Leiterin des Fachbereichs Bildung und Erziehung bei der Stadt. Sie machte zugleich deutlich, dass Änderungen wohl nicht schon zum Beginn des nächsten Schuljahrs greifen können – schließlich solle man nichts überstürzen.
Runder Tisch am 1. März mit den Kitas, am 9. März mit den Schulen
Im ersten Schritt wurden von ODS nun Vertreter von Schulen und Kitas sowie Eltern und Schüler bei Runden Tischen befragt. Am 1. März gab es einen Termin mit der Kita Taubenstraße, der Kita „Im Burgmäuerle“, dem Kinderhaus Mitte, der Kita „Beim Wasserturm“, der Kita Obsthalde, der Kita Kirchäcker, der Kita „An der Schillerschule“, der Kita „Auf der Linde“ und der Kita Salierstraße, zusammen mit Vertretern des Gesamtelternbeirats der Kitas. Am 9. März waren die Schulen und deren Ganztagsbetreuungen dran, hier wirkten die Rinnenäckerschule, die Staufer-Gemeinschaftsschule, die Friedensschule in Neustadt, die Schillerschule in Bittenfeld und die Lindenschule in Hohenacker mit.
Berater Dominik Idler: „Das Essen muss schmecken“
Bei den runden Tisch kam laut Dominik Idler heraus, dass der Bio-Anteil beim Mittagessen für die Nutzer eine untergeordnete Rolle spielt. Entscheidend sei hier eher, dass man satt werden wolle und der Fokus auf der Qualität des Essens liegen sollte. „Das Essen muss schmecken.“ Nach seiner Erfahrung ist es dabei nicht falsch, gerade an Kitas keine Sechs-Wochen-Speisepläne zu machen, bei denen dann ein beliebtes Gericht wie das Schnitzel erst nach sechs Wochen wieder auf dem Speiseplan auftaucht. Dominik Idler betonte zudem, dass es eher schwer wird, den Anteil von Fertigprodukten beim Mensaessen stark herunterzufahren. „Da wird halt dann die Pfanni-Tüte aufgemacht – ist halt so.“ Wenn Anbieter zu viel selbst machen, kann es zu dem Effekt kommen, dass sich Kinder beschweren, dass das Essen aber fad schmecke. Grund dafür ist laut Dominik Idler dann gerne mal das fehlende Glutamat aus den Fertigprodukten.
Wichtig ist laut dem Berater beim Mittagessen ein Feedback-Management und eine Kontrolle von Leistungsverzeichnissen bei Ausschreibungen von Mensen. Nach Dominik Idlers Angaben gibt es Caterer, die vorher bei Gemeindeverwaltungen anrufen, um sich zu erkundigen, ob bestimmte Punkte in der Ausschreibung auch wirklich überprüft werden. Lautet die Antwort „Nein“, heißt es: „Dann kann ich mich doch bewerben.“ Eine Möglichkeit, europaweite Ausschreibungen und längere Transportwege zu umgehen, sieht Dominik Idler in einer Zentralküche vor Ort – und das kann eben auch die Küche von großen Unternehmen sein, die für Kitas und Schulen mitkochen.
Rechtliches Risiko bei Ausschreibungen nur für eine Mensa
Die eingeschlagene Marschrichtung der Stadt und der Firma ODS kam bei den Stadträten insgesamt gut an. Eine eigene Zentralküche, die von Waiblingen selbst betrieben wird, sieht Stadtrat Hermann Schöllkopf (CDU/FW) aber eher kritisch im Vergleich zum jetzigen System mit verschiedenen Caterern. „Da kriegen wir die gleichen Probleme.“ Er regte zudem an, nicht mehr mehrere Mensen auf einmal auszuschreiben, sondern jeweils nur eine. Davor warnte allerdings Berater Dominik Idler. Auf die Idee seien schon andere Kommunen gekommen – und hätten sich vor dem Richter wiedergefunden. „Da ist ein Restrisiko.“
Hermann Schöllkopf fragt sich indes, wer da eigentlich klagen würde. „Wo kein Kläger, da kein Richter.“