Waiblingen

Wie funktioniert der Tafelladen in der Turnhalle?

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Eine Kundin zeigt den Helferinnen, welches Gemüse sie haben möchte. Rechts im Bild: Tabea Kaiser, die sonst ein Brautmodengeschäft führt und jetzt bei der Tafel mithilft. © ZVW/Benjamin Büttner
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Tafel Waiblingen
Der Blick von oben: Einkaufen mit viel Sicherheitsabstand. © Benjamin Büttner

Waiblingen.
Beengte Räumlichkeiten, Ehrenamtliche, die der Risikogruppe angehören und nun zu Hause bleiben sollten: Auf eine Coronavirus-Pandemie war der Waiblinger Tafelladen einfach nicht vorbereitet. Schweren Herzens kündigte man deshalb Mitte März die Schließung der einzigen Waiblinger Ausgabestelle in der Fronackerstraße an. „Das ging so schnell, wir hatten gar keine Zeit, das mit der Stadt abzusprechen“, erinnert sich Ladenleiterin Petra Off. Kurz darauf kann sich die Tafel vor lauter helfenden Händen kaum noch retten.

"Es ist wirklich enorm, was hier alles zusammenkommt"

Die Stadt reagiert prompt, will wissen, wie man den Verein unterstützen könne, stellt dem Verein die Turnhalle 3 des Staufer-Gymnasiums zur Verfügung. Die Feuerwehr rückt aus, stellt darin Tische auf, der kroatische Verein Zrinski bietet Unterstützung an. Zu hören, dass so eine wichtige Institution wie der Tafelladen ausfallen könnte, rüttelt auch die Bürger auf. „Ich habe es in der Zeitung gelesen und dachte mir: Das darf doch gar nicht wahr sein“, erzählt Tabea Kaiser. Die Waiblingerin, die sonst in ihrem Geschäft „Hochzeitsgasse“ Brautmode verkauft, teilt jetzt im Tafelladen Gemüse aus. Sie, die davor noch nie Berührung mit dem Verein gehabt hatte, arbeitet nicht nur tatkräftig selber mit, sondern hat auch noch andere mit ins Boot geholt, die jetzt mit ihren Fahrzeugen tagtäglich den Transport der Lebensmittel vom Lager in der Fronackerstraße in die Sporthalle ermöglichen. Die Arbeit macht Kaiser Spaß: „Es ist wirklich enorm, was hier alles zusammenkommt.“ Ende letzter Woche wurden sogar mehrere Packungen Toilettenpapier gespendet. „Das war der totale Renner: Wir haben die Rollen einzeln ausgeben müssen“, so Kaiser. Sie kann sich gut vorstellen, dass sie der Tafel noch eine Weile treu bleiben wird, auch wenn sich die Lage wieder normalisiert hat: „Natürlich – die persönlichen Kontakte sind jetzt da“.

Dass sie mit ihrem Anliegen auf so große Unterstützung stoßen würden, hätte Petra Off nie erwartet. Immer noch ist sie ganz baff, wie schnell alles ging, wie viele Leute auf sie zukamen. „Ein Ehepaar hat für 300 Euro Zucker eingekauft für uns, der Lions Club hat Supermarkt-Gutscheine geschickt. Die Firma Kärcher hat angerufen und gefragt, ob wir Handschuhe und Schutzmasken brauchen. An der Hallentür war eine Schwelle, die es schwer gemacht hat, die Kisten reinzufahren. Herr Fessmann vom Holzbau nebenan hat das mitgekriegt und uns schnell mal eine Rampe gebaut.“ Knapp eine Woche nach der Wiedereröffnung geht in den neuen Räumlichkeiten schon alles routiniert seinen Gang. Die Mitarbeiter des Tafelladens haben sich ein gewitztes System ausgedacht, so dass auch während des Einkaufs die Ansteckungsgefahr so gering wie nur möglich bleibt: Mitarbeiter und die vielen freiwilligen Helfer stehen mit Mundschutz ausgerüstet an einer langen, L-förmigen Tischreihe, hinter ihnen die gestapelten Kisten mit allem, was man im Haushalt eben so braucht.

Spuckschutz an der Kasse

Die Kunden betreten den Laden ausschließlich auf einer Seite der Halle. Sie sagen den Mitarbeitern über eine Absperrung hinweg, was sie in ihrer Einkaufskiste haben wollen. Die Kisten wandern über die Tische von Station zu Station, wie auf einem Fließband. Ganz am Ende sind die durch Spuckschutz geschützte Kasse und der Ausgang. Ein Security-Mann passt auf, dass auch beim Rausgehen alles geordnet abläuft. Er desinfiziert die leeren Kisten, bevor sie wieder an den Start wandern. Draußen vor dem Eingang sind Abstandshalter auf den Boden gemalt worden, auch hier wird peinlich genau darauf geachtet, dass kein Gedränge entsteht.

Petra Off beobachtet zufrieden, wie reibungslos das neue System funktioniert: „Alle sind glücklich und gelöst, dass wir so viel Platz haben.“ Noch haben nicht alle Stammkunden hergefunden, doch jeden Tag kommen mehr. „Morgen wieder hier!“, ruft Off einem Mann hinterher. Dass der Laden doch so schnell wieder öffnen konnte, ist eine riesige Erleichterung für alle. „Die Kunden freuen sich, uns zu sehen, wir freuen uns, sie zu sehen“, schmunzelt die Ladenleiterin.


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Waiblingen.
Beengte Räumlichkeiten, Ehrenamtliche, die der Risikogruppe angehören und nun zu Hause bleiben sollten: Auf eine Coronavirus-Pandemie war der Waiblinger Tafelladen einfach nicht vorbereitet. Schweren Herzens kündigte man deshalb Mitte März die Schließung der einzigen Waiblinger Ausgabestelle in der Fronackerstraße an. „Das ging so schnell, wir hatten gar keine Zeit, das mit der Stadt abzusprechen“, erinnert sich Ladenleiterin Petra Off.

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