Wie schmeckt Heimat?
Heimat ist ein Ort. Heimat sind die Menschen, die wir lieben. Heimat ist ein Gefühl der Sicherheit und des Wohlbehagens. Für manche ist Heimat aber auch ein Duft, ein Geschmack. Frisches Brot am Morgen, eine heiße Nudelsuppe bei Kummer. Eine reife Erdbeere aus dem Garten. Linsen mit Spätzle, ein blubbernder Nudelauflauf oder das Fichtennadelschaumbad, das samstagabends vor der ZDF-Hitparade zum Familienritual gehörte.
„Düfte spielen beim Gefühl von Heimat eine große Rolle“, weiß Michael Herbst. Der Geschäftsführer der Remsstuben und seine Küchenchefs Jürgen Leins und Sylvia Vögele setzen bei der Auswahl ihrer Gerichte auf den vertrauten Geschmack der heimischen Küche. Wenn Linsen mit Spätzle (Rezept unter dem Artikel) auf der Tageskarte stehen, reichen die Plätze in den Remsstuben kaum aus.
Beim Geschmack von Heimat herrscht weitgehend Einigkeit
Ähnlich geht es in Kantinen zu, sogar dort, wo normalerweise eher Flaute herrscht. Tatsächlich zeigt auch eine kleine Umfrage in der Redaktion: Beim Geschmack von Heimat herrscht weitgehend Einigkeit. Maultaschen und ein deftiger Sonntagsbraten, Rinderbrühe und Kartoffelsalat. Ein frisches Bier, am liebsten im Sommer in einer Gartenwirtschaft getrunken. Da kommt der Kollege aus Bayern ins Schwärmen. Für Remsstuben-Eigner Michael Herbst ist es auch noch der Geschmack von Kässpätzle und Spargel. Frisches und Regionales eben, wie Küchenchef Jürgen Leins ergänzt.
Tatsächlich setzen 34 Millionen Deutsche beim Einkaufen auf regionale Produkte. Und das ist gut so. Nicht nur, weil der Verzehr von Kartoffeln und Äpfeln, die vor der Haustüre frisch geerntet wurden, von frischen Brezeln, die der Bäcker noch handgemacht hat und von Fleisch von Tieren aus der Region ökologisch sinnvoller ist als der von Nahrungsmitteln, die einmal quer durch die Republik gekarrt wurden. Sondern auch, weil Heimat frisch unwiderstehlich schmeckt. Und ihr Duft wunderbar und wunderbar unnachahmlich ist.
Der Geruch der Wohnung beim Nachhausekommen
Schwer zu beschreiben ist er zudem. „Heimat ist der vertraute Geruch meiner Wohnung“, antworten gleich zwei Kollegen aus der Kreisredaktion: „Wenn ich nach dem Urlaub die Tür aufschließe, riecht es schön, gut und heimatlich. Es ist unser Geruch. Und ich weiß, ich bin jetzt zu Hause.“ Düfte sind es auch, die uns Weihnachten ins Haus bringen.
Der Duft nach Zimt und Vanille lag in der Luft, wenn im Advent die noch warmen Plätzchen aus dem Backofen gezogen wurden. Der Geruch nach Kerzen am Tannenbaum und der Duft des Glühweins, den der Vater einmal im Jahr am Heiligen Abend zusammenbraute. Den Rest des Jahres sah man ihn selten in der Küche.
Michael Herbst kann sich noch an den Duft von Dampfnudeln (Rezept unter dem Artikel) und Kartoffelpuffer erinnern. Schön war’s, damit nach der Schule empfangen zu werden. „Wir waren acht Geschwister, es gab nicht jeden Tag Fleisch“, erzählt er. Bei der Kollegin aus der Online-Abteilung sind es die Pelmeni, mit denen die Oma sie zum Mittagessen erwartete. „Das sind Teigtaschen mit Hackfleisch und Gewürzen, eine russisch-ukrainische Spezialität.“ Auf den Tisch kamen sie auch, wenn die ganze Großfamilie zusammenkam. Das vergisst man nie.
Gaisburger Marsch kommt Nicht-Schwaben spanisch vor
Unverschnörkelt muss er sein, der Geschmack von Heimat. So wie Rinderrouladen, die in den Remsstuben wieder fester Bestandteil der Karte sind. Gefüllt mit Zwiebeln, Speck, Gurken und Senf sind sie nicht mehr wegzudenken, sagt Küchenchef Jürgen Leins. Sein eigenes Lieblings-Heimat-Leib-und-Magen-Gericht ist aber Gaisburger Marsch. Ein Eintopf, den Schwaben lieben, der mit seiner Kombination von Kartoffeln und Spätzle, Rindfleisch und Zwiebeln Nicht-Schwaben allerdings meist spanisch vorkommt. Apropos Schwaben: In den Remsstuben kommen Kutteln gut an bei ihnen, allerdings nur mit Trollingersoße. Die Variante mit heller Champagnersoße hat man dort schnell wieder aufgegeben.