Waiblingen

Zehn Tipps für den perfekten Baumschnitt

Schnittkurs1_0
Mit vereinten Kräften wird ein störender Ast an einem Apfelbäumchen abgesägt (rechts im Bild: Fachwart Roland Mannschreck). © Eva Hopfgarten (Online-Praktikant)

Kernen-Rommelshausen. Wieso schneidet man Obstbäume im Winter eigentlich zurück? Worauf muss man dabei achten? Und wann ist der richtige Zeitpunkt für den sogenannten Winterschnitt? Diesen Fragen sind die Teilnehmer eines Kurses des Obst- und Gartenbauvereins nachgegangen. Dazu gab es Tipps vom Obstbau-Experten Roland Mannschreck.

Mehr als 30 Hobby-Obstbauern sind der Einladung des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Rommelshausen gefolgt und harren trotz der Kälte auf den Streuobstwiesen nahe dem Sportplatz aus. Roland Mannschreck, Fachwart des Landesverbands für Obstbau, Garten- und Landschaftsbau (LOGL), erläutert die Grundsätze des winterlichen Baumbeschnitts und zeigt, wie man es machen sollte – und wie eben nicht.

„Grundsätzlich geht es darum, Licht und Luft in das Astwerk zu bringen“, erklärt Mannschreck. Das fördere das Wachstum und diene zudem der Gesunderhaltung des Baumes. Pilze und andere Krankheiten hätten so weniger Gelegenheit, sich einzunisten. Die Unterweisung beginnt an einem kleinen Apfelbaum.

Am Apfelbaum wird diskutiert

Hier sind sich alle einig, was zu tun ist: Schnipp, schnapp, ein paar kleine Zweige ab, dann kommt noch die Säge zum Einsatz, um einen größeren Störenfried zu entfernen. Ein paar kleine Birnbäume später, bei einem großen Apfelbaum, wird heftig diskutiert, ob nun der große, tief hängende oder der kurze, krumme Ast weg soll. Am Ende muss der kurze Ast weichen – von dem großen versprechen sich die Teilnehmer im Sommer Früchte.

Zum Abschluss zeigt Mannschreck einen Baum, der als abschreckendes Beispiel dienen soll: Er sieht zwar schön symmetrisch aus, doch die Äste sind seitlich gestutzt. „So sollte man es nicht machen“, betont der Fachwart. Wie aber dann? Der Experte hat einige Tipps parat:

1. „Bevor Sie mit dem Schnitt anfangen, umrunden Sie den Baum und machen Sie sich ein Bild von seinem gesamten Zustand. Es bringt nichts, einfach draufloszuschneiden und dann festzustellen, dass auf einmal der Baum kahl ist“, rät LOGL-Fachwart Mannschreck.

2. Gut ist es, sich beim Schneiden von oben nach unten vorzuarbeiten. So sieht man besser, wie das Licht einfällt und wie viel man noch entfernen muss.

3. Bei jungen Obstbäumen werden Äste entfernt, die anderen Ästen Konkurrenz machen. „Dabei muss man entscheiden, welcher Ast im Gesamtbild des Baumes mehr Sinn ergibt“, erläutert der Experte. Ein junger Baum brauche drei bis vier Leitäste, die sollte man gar nicht schneiden.

4. Auch sehr krumme oder hängende Äste belasten einen Baum eher, als dass sie ihm nützen, und werden deshalb entfernt. „Wünschenswert ist, dass beim jungen Baum die Leitäste zunächst mal schräg nach oben und außen wachsen. Wenn sie länger werden und Früchte tragen, senken sie sich von alleine oder man kann sie ableiten“, weiß Mannschreck.

5. An älteren Bäumen sollte nicht das ganze junge Holz entfernt werden. „Wichtig ist, dass hier wieder Licht und Luft in die Baumkrone kommen“, erklärt Mannschreck. Dabei nimmt man ganze Äste ab, nicht nur die Spitzen.

6. Dicke Äste sollte man von unten ansägen, so verhindert man Verletzungen der Rinde. Sollte doch mal etwas ausbrechen, kann man die Wunden vom Rand her verstreichen, die Mitte lässt man frei. Sogenannte Wasserschosser sollte man lieber ausreißen als abschneiden – so wachsen sie weniger nach.

7. Lieber öfter und dafür weniger schneiden – das rät der Obstbau-Profi. „Als Faustregel gilt: Bei einem jungen Baum maximal 40 Prozent der Äste entfernen, ein alter Baum verträgt höchstens drei bis vier Schnitte auf einmal.“

8. Alte Früchte im Winter unbedingt vom Baum entfernen! Sie bieten Pilzen einen idealen Nährboden und machen den Baum anfällig für Krankheiten.

9. Bäume wachsen immer zum Licht. Deshalb sollte man schon beim Pflanzen darauf achten, dass genügend Abstand zwischen den einzelnen Zöglingen ist: „Zwischen Obstbäumen sollten Sie in der Regel mindestens sechs Meter, bei Hochstämmern zehn Meter Platz lassen“, erklärt der Mannschreck. Säulenbäume können auch enger gepflanzt werden, diese brauchen aber meist Unterstützung in Form von Pfählen.

10. Beim Werkzeug sollte man lieber etwas mehr ausgeben und Qualitätsware kaufen, rät der Obstbau-Fachwart. „So hat man viele Jahre Freude daran.“

Ein Mops im Garten

Auch Maya ist zur Winterschnitt-Unterweisung des Obst- und Gartenbauvereins Rommelshausen gekommen.

Sie läuft um die Gruppe der Zuhörer herum, hält mal hier an und mal dort. Sie scheint sicht nicht besonders für das zu interessieren, was Fachwart Mannschreck erzählt.

Sie grummelt nur vor sich hin, als die Kursteilnehmer diskutieren, welcher Ast nun weichen soll. Doch wer könnte es ihr verübeln – Maya ist eine kleine schwarze Mopsdame.

Aufmerksam wird sie erst, als es Äpfel zu essen gibt, und sie besteht darauf, ihren Anteil zu bekommen.